Was steht auf meiner Stirn...

27.January 2010 - Melbourne


Melbourne
Aus dem Treffen ist letzendlich nicht geworden. Die zwei Mädels hatten sich dazu entschlossen, das Feuerwerk vom Turm aus zu sehen. Die Nachricht kam für mich zu spät um auch noch dazu zu stoßen. Aber mir war es im Hafen um 21.00 Uhr ohnehin zu kalt, sodass ich das Geknalle leider nur noch vom Bahnhof aus hören und später dank Christinas Turm-Bilder auch sehen konnte. So ein Feuerwerk wird ohnehin absolut überbewertet.
Heute dagegen hoffe ich etwas zu sehen, was nicht überbewertet sein soll. Nämlich den Strand. Mit einer Karte bewappnet geht es los. Natürlich erst mal lange Zeit in die falsche Richtung...Nicht, dass es schlimm gewesen wäre. Ich komme dafür an einem schönen See vorbei. Der See liegt im Albert Park, durch den ich dann auch, diesmal in der richtigen Richtung zum Strand spaziere. Der Strand hält, was er verspricht. Wirklich! Der St. Kilda Beach ist einfach schön. Leider ist es heute zu kalt aufgrund des Winds um schwimmen zu gehen, aber es ist sonnig. Über einen Steg erreiche ich die Stelle, an der man abends gut Pinguine beobachten kann. Ich habe Glück: Ein netter älterer Mann macht mich mit Hilfe seines reflektierenden Taschenspiegels auf ein Versteck der Vögel aufmerksam. Ja, schon süß so ein Pinguin. Als noch viel süßer entpuppt sich aber der alte Mann, der nach eigenen Angaben 83 Jahre alt ist. Er kommt urspünglich aus Italien und als er von meinen italienischen Wurzeln erfährt, ist er nicht mehr zu bremsen. Schon habe ich drei seiner mitgebrachten Fotoalben- für den Fall aller Fälle- auf dem Schloß liegen und er brabbelt los. Ich erfahre alles: Von seiner Kindheit, seiner Jugend, der Zeit im Krieg, seiner FAmilie und Freunden...
Letztendlich sitzen wir dort am Ende des Steges wohl drei Stunden und sind nur am quatschen. Nun ja: Eigentlich ist es Toni, der erzählt und ich höre gebannt zu. Er weiß viel, hat viel erlebt und kann somit vieles weitergeben. Unter anderem ein paar schmutzige Witze, aber auhc solche Weisheiten, wie "Du musst zuerst dich selbst lieben". Das ist der Schlüssel zu vielen Problemen und nur so kann man zu sich selbst finden. Es hört sich gut und plausibel an. Ich weiß noch nicht, was ich will. Liebe ich mich deswegen nicht genug? Wahrscheinlich-Oder-Keine Ahnung!
Toni liebt sich jedenfalls über alles, das versichert er mir. Es ist ein erheiterndes und bereicherndes Gespräch mit ihm, das zum Nachdenken anregt. Er sitzt hier seit den vergangenen fünfzehn Jahren wohl jeden TAg an der gleichen Stelle und genießt die Sonne. Er war einige Male in der Zeitung und auch schon im Fernsehen zu sehen. Um halb 6 macht er sich auf den Weg nach Hause zu seiner Frau, die er über alles liebt. Toni sagt, dass er mich mag und drückt mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange auf.