The Kill

18.August 2010 - Biboorah


Auch wenn ich noch gross rumgetoent habe, dass ich auf einer Reptilienfarm WWOOFen werde, daraus wurde nichts. Haette mich zwar interessiert, aber wie ich ohne oeffentliche Verkehrsmittel zu einer 200 km entfernten Farm kommen soll? Laufen ist doch ein bisschen weit. Stattdessen ging es in das gerade mal anderthalb Stunden entfernte Biboorah auf die Cattle Station von Jutta und Laurie. Und ich kann nur sagen, zum Glueck ist aus der Reptilienfamr nichts geworden. Ich hatte bei den beiden eine der besten Wochen meines Lebens und mich von der ersten Sekunde an sofort super wohl gefuehlt.
Die Cattle Station hat gerade mal 99 Kuehe und Rinder (Nummer 100 haben wir gegessen *g*), die groesstenteils sich selbst ueberlassen sind. Das Fleisch kommt wirklich von gluecklichen Kuehen. 600 Hektar Land, auf denen sie tun und lassen koennen, was sie wollen.
Ich hab groesstenteils Jutta in ihrem riesengrossen Garten geholfen, in dem es von Mangos zu Bananen zu Orchiden und und und echt alles gibt. Dazu mussten die Huehner gefuettert werden (ein sehr nerviger Hahn, der morgens um 2 damit anfing, seine Stimmbaender aufzuwaermen) und, meine absolute Lieblingsaufgabe, Guineafowls fuettern. Keine Ahnung, wie die Viecher im Deutschen heissen, aber einer Gruppe von zwanzig beim Herumlaufen zu beobachten sist unterhaltsamer als Fernsehen.
Das Brandmarken habe ich leider verpasst (und deswegen auch nur wenige Kuehe gesehen, die haben sich lieber von den boesen Menschen ferngehalten. Koennte ja sein, dass einer von uns noch das Brandeisen in der Hand hat), dafuer habe ich The Kill mitbekommen. Wie der Stier erschossen wurde, ist mir zum Glueck erspart geblieben, dafuer durfte ich dabei zusehen, wie der Schlacht ihn auseinandergenommen hat und dabei helfen, das Fleisch zu verpacken. Ich war noch nie in meinem Leben so kurz davor, Vegetarier zu werden. Der Geruch von Blut haengt in der Luft, die Haende sind rot gefaerbt und als der Metzger mir auch noch die Zunge direkt unter die Nase gehalten hat, um mich zu erschrecken, waer ich fast in die Luft gesprungen. Mein vegetarischer Entschluss war am Abend allerdings hinfaelllig. So ein leckeres Steak habe ich im Leben noch nicht gegessen. Der Stier tut mir zwar immer noch leid, aber dem Fleisch werde ich dann wohl doch nicht abschwoeren.
Direkt nach dem Fleischverpacken kam der naechste im wahrsten Sinne des Wortes "Scheissjob". Ich sollte im Kuhpaddock Kuhscheisse aufsammeln, die sich super als Duenger eignet. Klingt schlimmer als es sich anhoert und ich hatte echt Spass. Warum, werdet ich euch jetzt fragen. Weil ich mit einem Quad durch den Bush fahren durfte, lautet meine Antwort. So ein Allradfahrzeug hat doch was fuer sich. Laurie mag normalerweise nicht, wenn andere Leute an seinen Maschinen rumhantieren, aber die Tatsache, dass ich einen Motorradfuehererschein habe, hat mich dann doch dazu bevollmaechtigt, das Ding zu steuern. Was echt nicht so einfach ist, wie es sich anhoert. War froh ueber vier Raeder, mit einem Offroadbike moechte ich das Gelaende nicht langtuckern.
Eine viel bessere Offroaderfarhung hatte ich dann am Wochenende. Lauries "best mate" Nick kam zu Besuch und hat mich mitgenommen zum Feuerholz sammeln (Maenner!). Feuerholz fand ich jetzt eher maessig spannend, die Tatsache, dass ich einen 45 Jahre alten Land Rover mit Allradantrieb fahren durfte, war dann schon um einiges interessanter. Und als ich dann abends beim Barbie (australisch fuer Barbeque) mein eigenes Lagerfeuer angezuendet habe, wurde mir nahegelegt, doch in Australien zu bleiben, ich wuerde perfekt auf eine Farm passen. Scheue keine Drecksarbeit, fahr Allradfahrzeuge, kann Feuer machen und hab keine Angst vor Spinnen. Und die gab es auf der Farm zuhauf. Ich hab in einem kleinen Cottage 50 m von Juttas und Lauries Haus entfernt gewohnt (meine eigene kleine Huette, ich war begeistert). Wenn ich abends mit der Taschenlampe bewaffnet zu dem Cottage gelaufen bin, hat der ganze Boden geglitzert. Und warum hat der das? Weil die Augen von den ganzen Spinnen das Licht der Taschenlampe reflektiert haben. Zudem hatte ich eine handtellergrosse Spinne bei mir im Badezimmer sitzen, die sich dort wohl sehr wohl gefuehlt hat. Hab immer erst die Tuer einen Spalt geoeffnet, vorischtig um die Ecke gelugt und bin dann erst ins Badezimmer, wenn ich gesehen hab, wo das Vieh an der Wand hing. Die Spinne war laut Juttas Aussage zwar nicht toedlich, aber dennoch gifitg und ich will hier ja kein Risiko eingehen. Die Tatsache, dass es hier in anechster Nahe (hab sie gehoert) auch Dingos und Wildschweine gibt, hat den abendlichen Rueckweg ins Cottage immer ein bisschen gruselig gemacht. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass vor 2 Jahren eine 5, 40 m lange Schlange auf dem Gelaende gefunden wurde und der Schlangefaenger regelmaessig gerufen wird. Trotz den ganzen Untieren hab ich echt eine wundervollee Zeit gehabt (und endlich auch mal vernuenftiges Essen. Der deutschen Jutta sei dank) und wenn ich nicht schon meinen Flug nach Sydney gebucht haette, waere ich echt gerne laenger geblieben.