Dankeschön und bis bald

14.February 2012 - Melbourne


Hallo, zum allerletzten Mal. Dies wird mein letzter Eintrag in diesem wunderbaren Blog sein, der mich nun seit einem halben Jahr begleitet. Ich werde ihn vermissen.

Nach Australien zu gehen war eine großartige und richtige Entscheidung. Ich habe unter dem Sternenhimmel, am Lagerfeuer und im Auto geschlafen, neue Freunde gewonnen, neue Erfahrungen gemacht, Dinge getan, die ich schon immer tun wollte, mich selbst besser kennengelernt, besch...eidene Arbeit verrichtet, außergewöhnliche und interessante Menschen kennengelernt und so vieles mehr, das diesen Rahmen hier sprengen würde.
Rückblickend bin ich heilfroh, dass ich keine zwei Monate in Georgetown verbracht habe. Außer Jake, der eklige Klugscheißer, den ich einfach nicht leiden konnte, Paul, der zurückgebliebene Ire, und die eher minderbemittelten Toilettenputzer, gab es niemanden in meinem Alter. Dort war so ziemlich die einzige Phase, in der ich richtig unglücklich war. Zum Glück wurde ich gefeuert, denn so wie ich mich kenne, hätte ich es trotzdem durchgezogen.
Auch die Gründe, warum ich vor die Tür gesetzt wurde, kann ich mitterweile ein Stück weit nachvollziehen. Es war einfach zu früh, in der Gastronomie zu arbeiten. Ich hatte noch keinen blassen Schimmer, wie die Aussies ticken. Woher sollte ich auch wissen, wie sie ihren "Flat White" trinken, was der Unterschied zwischen einem "Steak Pie" und einer "Sausage Roll" ist oder dass das obligatorische "How ya goin'?" als Begrüßung verwendet wird? Vielleicht wirkte ich genau deswegen unhöflich, ich weiß es nicht. Fakt ist, dass ich Australien und seine Einwohner noch zu wenig kannte, um dem Job gerecht zu werden. Heute wäre das garantiert ein anderes Thema.

Die Zeit in Bowen war sicherlich angenehmer, als zwei Monate in diesem Loch namens Georgetown. Natürlich war die Arbeit körperlich viel schwerer und geistig viel anspruchsloser, was das Ganze zu einer regelrechten Qual machte. Dazu kam anderer "Kleinkram" wie z.B. Ausschläge auf den Armen wegen der Insektizide. Das alles habe ich nicht vergessen. Trotzdem bin ich froh, für Johnno und Kim, zwei herzensgute Menschen, gearbeitet zu haben und ein paar Kapitel ihrer Geschichten erzählt bekommen zu haben. Außerdem haben mir ein paar Menschen die Zeit versüßt, allen voran natürlich Mary und Laila. Und wer kann schon behaupten, mal Tomaten geerntet zu haben? In Deutschland würde ich solch einen Job garantiert niemals machen.

Insgesamt habe ich fast vier Monate lang in den Tropen gelebt. Die restlichen zwei Monate war es Sommer im Süden. Heute sind es 28°C und Sonnenschein in Melbourne. Ja, ich bin verwöhnt. Bei 23° friere ich und gehe nicht ohne Jacke aus dem Haus. Wie das bei -10° in Deutschland funktionieren soll? Weiß ich auch nicht, wahrscheinlich erfriere ich schon auf dem Weg vom Flughafen nach Hause oder erstarre vor der Haustür zur Eissäule und taue erst im Frühling wieder auf. Wäre es ein wenig wärmer (so 40° mehr wären schön), hätte ich nicht so große Probleme damit, nach Hause zu kommen.

Dennoch hatte ich oft Pech mit dem Wetter. Fraser Island oder die Whitsundays habe ich fast nur im Regen gesehen. Camping auf der größten Sandinsel der Welt mit permanentem Regen? Wenn ich Bilder von anderen Leuten sehe und sie mit meinen vergleiche, könnte ich heulen. Na klar, wir hatten eine gute Zeit dort, ich will sie nicht missen. Aber manchmal ist das Leben unfair.

Oft werde ich gefragt, was denn der schönste Ort war, den ich gesehen habe. Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn Australien ist ein großes Land, das zwar meines Erachtens ziemlich kulturlos ist, dafür aber eine atemberaubende Natur besitzt. Spontan würde ich sagen, dass mir Cape Trip, das Yongala Wreck, Melbourne, die Bay of Fires und Tasmanien insgesamt sehr gute gefallen haben, aber eigentlich ist das eine zu knappe und ungerechte Einschätzung.
Meine drei Roadtrips gehören definitiv zu den besten Zeiten, die ich hier erlebt habe - trotz Schlafentzug und ständigem Frieren in der Nacht.
Wie gerne würde ich die Westküste und das rote Zentrum noch mitnehmen, aber das muss wohl noch ein paar Jahre warten. Irgendwie bin ich auch froh, dass ich mir nicht noch ein weiteres Mal Arbeit suchen muss.

Zum Schluss muss ich unbedingt ein großes Dankeschön an alle meine Leser los werden. Zwar war der Grundgedanke dieses Blogs, damit Familie und Freunde auf dem Laufenden zu halten, aber eigentlich habe ich dieses Reisetagebuch in erster Linie für mich selbst geführt. Meine Motivation wart trotzdem ihr. Eure Kommentare, euer Zuspruch, eure Kritik - immer war ich neugierig, ob jemand einen Kommentar hinterlassen oder mir eine Frage gestellt hat.
Die nächsten zwei Wochen werde ich viel zu tun haben, bevor ich nach Frankreich gehe. Ich hoffe deshalb, dass das berühmt-berüchtigte Loch, von dem alle reden, mich verschont.
Leute, ich komme nach Hause. Am 16.02.12 um 5.20 Uhr morgens betrete ich wieder deutschen Boden. Ich freue mich so, euch alle wiederzusehen.


Dankeschön und bis bald.

The End