Im Shoppingrausch

12.February 2012 - Melbourne


Noch Morgen und Übermorgen. Überübermorgen fliege ich schon. Hilfe

Gestern war ich förmlich im Rausch. Ich klappterte den Queen Victoria Market ab und war anschließend im "Harbour Town", wo es viele Outlets gibt. Ich kam ziemlich früh heim, kochte etwas, sortierte Bilder und fiel ins Bett.

Heute wollte ich mich um 11 Uhr mit Thomas treffen, um nach St. Kilda zu fahren. Sonntags gibt es ein günstiges Ticket, deswegen hatten wir die gleichen Pläne. Vorher ging ich wiederrum zum Queen Victoria Market, um eine Hose umzutauschen. Das klappte wunderbar, obwohl der Stand ganz wo anders war und statt einer Frau ein Mann dort arbeitete. Nach welchem System die sich dort aufstellen, verstehe ich auch nicht.
Heute war der letzte Tag des St. Kilda Festivals. Es gab mehrere Bühnen, noch mehr Imbissbuden, Stände mit allerlei Krimskrams (vor allem viel Hippiezeug), interessante Fahrgeschäfte usw. Also eigentlich alles, was das Herz begehrt. Wie das Schlossgrabenfest, nur viel größer. Wir liefen zusammen einmal darüber, dann ging Thomas wieder. Ich schlenderte noch ein weiteres Mal über das Gelände, diesmal war es schon ziemlich voll, und versuchte irgendwie an das Geld meines deutschen Kontos zu kommen, was nicht so einfach war.
Ich gönnte mir ein leckeres griechisches Mittagessen, hörte einer Metalband zu und beömmelte mich über die Reaktionen der vorbeilaufenden Leute.
Die Musik war wirklich Metal der"schlimmsten" Sorte. Meine Musikrichtung ist das auch nicht mehr, denn die Gitarren werden irgendwann zu einem einzigen Soundbrei und wenn der "Sänger" permanent am Schreien ist, machts irgendwann auch keinen Spaß mehr. Also nichts, was ich mir zu Hause anhören würde. Trotzdem fand ich es ganz nett und blieb eine Weile sitzen.
Die Leute, die daran vorbei liefen, zeigten teilweise Belustigung über die Musik, andere beschleunigten ihr Lauftempo, andere waren richtig schockiert, wobei die meisten darüber lachten. Man sieht auch an den Klamotten, ob sie derartige Musik mögen und es hat natürlich meistens übereingestimmt.
Dadurch, dass die Australier meiner Meinung nach sowieso größtenteils unmöglich rumlaufen, war mir das Beobachten ein Fest. Wo sonst sieht man weiße, hochgezogene Socken in blauen Schuhen mit kurzem, pinken Rock und gelbem Oberteil mit Löchern an der Seite und am Rücken? Oder dicken Menschen, die sich wie eine Presswurst in die engsten Sachen quetschen? Oder diese "hübschen" Vokuhila-Kleider/-Röcke? (Mein Abiballkleid ist ausgenommen, das hatte Stil und durfte einen Vokuhila-Schnitt haben!)
So kam ich mir nicht im Geringsten komisch vor, als ich meine umgetauschte Ballonhose anzog, als es anfing zu regnen und mir kalt wurde. Im Gegenteil, dort laufen so viele Hippies rum, dass man sich einer großen Gruppe zugehörig fühlt.
Die Ausbeute des Tages war nicht schlecht. Ich bekam kostenlos ein Stück Wassermelone, eine Schokoladenmilch, einen Energydrink (ohne Zucker und Süßstoff, dafür mit diesem neuen Stevia-Zeug), der nicht besonders gut geschmeckt hat, und hätte noch ein Eis bekommen können. Free food everywhere, der Backpackerhimmel.
Ich sah lustige Bands und tolle Tanzeinlagen und quetschte mich durch Menschenmengen.
Nichtsdestotrotz flüchtete ich vor dem Regen in die nächste Straßenbahn. Jetzt sitze ich in der Bücherei, denn hier gibt es kostenlos Internet. Ich habe wirklich Lust, einfach ins Bett zu gehen. Der Schlafentzug des Roadtrips macht mich immer noch fertig und zum Ausschlafen komme ich nicht.