Ich konnte einfach keine Farbe und Pinsel mehr sehen, mit anderen Worten: Ich hatte die Nase angestrichen voll. Die letzten Tage war ich so unmotiviert, ich haette am liebsten den Farbeimer genommen und einfach mit einem kraeftigen Schwung in Richtung Wand entleert und gesagt "So! Fertig angestrichen!".
Nach mehr als drei Wochen wirklich jeden Tag anstreichen ist auch ma gut. Und trotzdem bin ich froh, dass ich praktische Erfahrung in Dingen Anstreichen sammeln konnte und obendrein auch noch dafuer bezahlt wurde und das nicht in meiner naechsten Wohnung oder WG machen muss, wo es mir vielleicht noch ein oberpingeliger Vermieter abnehmen muss. Zusammengefasst: Salary package ganz okay, Erfahrung uuuuunbezahlbar!
So kam mir heute ein Anruf von Martos Nachbar, der auch Schafzuechter ist, gerade recht. Der hat fuer zwei Wochen Arbeit. Kein Wwoofen wie auf Toolmaree, immer noch casual, aber nicht mehr cashual, wenn ihr versteht, was ich meine. Unterm Strich nimmt's sich nicht viel, loest aber das Problem mit der Versicherung im Falle eines Arbeitsunfalles... und schafft gleichzeitig eines mit der Steuererklaerung zum Ende des Finanzjahres. Na ja, wenigstens kann ich so mein' Cowboyhut, eigentlich ein Souvenir, unter work related spendings (in etwa Werbungskosten) von der Steuer absetzen.
Ist weniger familiaer als auf Toolmaree, wirklich mehr ein Arbeitgeber-Angestellten-Verhaeltnis, aber das wusst ich vorher, ich beschwere mich nicht, ich sag's nur.
Lebensmittel werden hier gestellt, aber kochen muss ich selbst. Im Pub war das besser organisiert. Da hab ich mein Essen (meistens SPB, Steak, Pommer, Bier) nur bei der Koechin ordern muessen.
Ich hab schon ueberlegt, einfach die Plastikdose mit der Spaghettisosse fuer heute Abend knallhart auf den Gasherd zu stellen, Feuer drunter anzumachen und dann ganz unschuldig rueber zum Haupthaus zu gehen (Unterkunft ist wie ueblich ein Cottage, also ein luxurioeses Gartenhaus) und zu sagen, dass mir da wohl ein kleines Missgeschick unterlaufen ist. Kochen braeucht ich nach der Aktion bestimmt nie mehr. Fuenf Minuten dumm gestellt, stundenlang Arbeit gespart. Noch zu bloed, Sosse aufzuwaermen und so einer hat schon in der Gastronomie sein Geld verdient.
Wenn ich hier fertig bin und die Sonne so scheint wie gestern und heute, ist die Strasse nach Brisbane vielleicht auch wieder befahrbar oder wenisgsten der Weg zum naechsten Flughafen und dann bin ich hier raus... Wenn ich mich nicht dazu entscheide, noch paar Dollar zu verdienen und deshalb wieder im Pub anschaffen gehe, aeh, anstreichen natuerlich.
So gut mir Outback Australia mit seinen schier unendlichen Weiten gefaelllt, so langsam haett ich auch ma wieder Lust auf Backpackergesellschaft. Kommt mir so vor als ich sei der einzige, der weit ab der Kueste arbeitet.
Wusstet ihr, dass ungefaher 80% aller Australier (das sind rund 24 Mio.) nicht weiter als 100km vom Meer leben. Wenn man das jetzt ins Verhaeltnis zur Groesse des Kontinents setzt, hat man ein ziemlich klares Bild von der Besiedlungsstruktur dieses Landes: Viel Nix in der Mitte. Und wieder was gelernt.

Viele Gruesse!