Abstecher nach Bali

18.February 2013 - Bali


Bali
Nach einem sehr turbulenten sechsstündigen Flug kamen wir abends in Denpasar an und mussten sofort den ersten Kulturschock überwinden, da wir in der Eingangshalle von gefühlten 100 Kofferträger empfangen wurden, die einfach, natürlich ohne zu fragen, ob wir überhaupt Hilfe benötigen, sich unsere Koffer schnappten und für uns auscheckten. Das alles ging so schnell, dass man keine Zeit hatte, den unzähligen Kofferträgern zu erklären, dass man ihre Hilfe gar nicht möchte und schon hatte man seine ersten Rupiah an sie verloren. Darauf folgte das gleiche Spiel mit den Taxifahrern! Da diese uns aber nicht einfach packen und ins Auto setzen konnten, konnten wir sogar verhandeln und drückten den Preis von anfangs 400 000 Rupiah auf 100 000, immer noch 40 000 zu viel wie sich später herausstellte. Nach 20 Minuten Fahrt durch den dichten Stadtverkehr Kutas kamen wir endlich an unserem Hotel an. Für umgerechnet 10$/Person pro Nacht bekamen wir ein Doppelzimmer mit Klimaanlage und Bad (leider anfangs mit Schwefeldusche, bääh (hoffentlich war es eine und nicht einfach das Abwasser!) bis wir nach 4 Tagen das Zimmer tauschten und sogar Warmwasser bekamen). Insgesamt war das Hotel eine willkommene Abwechslung nach 2 Wochen Hostelleben in Melbourne: Eigenes Bad, Pool und leckeres Frühstück und das alles, verglichen mit Australien, zu einem Spottpreis. Am ersten Tag erkundeten wir erst mal das quirlige Kuta, wo sich Straßenlädchen an Straßenlädchen reiht und man von allen Seiten aus aufgefordert wird genau an diesem Stand die gefälschte Ray Ban Sonnenbrille zu kaufen :D Am Anfang waren die sehr einfallsreichen Verkaufsparolen wie ?Yes, yes, free look, wanna buy? noch ganz amüsant, jedoch nervte es schnell, da die Balinesen auch sehr aufdringlich werden können und nach dem zehnten ?Nein? unsererseits immer noch nicht aufgaben. Nachdem wir ihre Sonnenbrillen, Parfums, Kleider und ihren Schmuck abgewimmelt hatten, versuchten sie es immer mit ?? or massage??? Endlich kamen wir am Strand an? und waren enttäuscht. Leider sammelte sich hier der Müll der ganzen Stadt und man konnte nicht einmal ins Wasser gehen so verschmutzt war es, was sehr zu unserem Bedauern war, denn bei 32 Grad und einer Luftfeuchte von gefühlten 100 hätten wir uns doch sehr eine Abkühlung gewünscht. Nun ja, zur Aufmunterung gab es erst mal Nasi Goreng für umgerechnet 2$. Von diesem Stadtspaziergang bekamen wir allerdings so Sonnenbrand, dass wir den nächsten Tag am Pool im Schatten verbrachten und uns eine einstündige Massage gönnten :)
Da der Strand in Kuta so enttäuschend war, wollten wir uns mit dem Roller auf die Suche nach einem schöneren machen. Leichter gesagt als getan! Nachdem uns ein Roller mit angeblicher Versicherung angedreht wurde (wir fanden später heraus, dass es in ganz Bali keine Rollerversicherung gibt) setzten wir die müffelnden Helme auf und machten uns durch die engen Gassen Kutas, wo sich ein Rollerfahrer am anderen vorbeischiebt, ohne auf Verluste zu achten, auf nach Uluwatu. Eine Stunde voller Adrenalinschübe erwartete uns! Es schien, als herrschten in Bali keinerlei Verkehrsregeln, die festlegen, in welche Richtung und auf welcher Seite gefahren wird, geschweige denn wie überholt werden darf. Eigentlich wollte ich ein Video drehen, wie es auf den Straßen dort zugeht, aber ich war zu sehr damit beschäftigt mich an Lukas? Rücken festzukrallen. Nach einer Stunde Fahrt in der prallen Sonne und zu wenig Sauerstoff (wir haben Abgase förmlich inhaliert), kamen wir in Uluwatu an. Der Weg zum Strand war auch eher abenteuerlich, doch der Blick, den wir von einem der Restaurants über das türkisene Meer hatten entschädigte für die Strapazen. Leider gab es hier wieder keinen Strand, da gerade Flut herrschte und somit der Strand vom Meer überspült wurde.
Am nächsten Tag war, ja ihr werdet es nicht glauben, Kultur angesagt. Wir ?mieteten? einen privaten Fahrer, der uns den ganzen Tag rumkutschierte. Unser erster Anlaufpunkt war ein Tempel, von denen es auf Bali ja sowieso Hunderte gibt, dieser aber besonders schön sein sollte, was er schließlich auch war. Danach ging es zum Monkey Forest, wo wir die süßesten Babyäffchen sahen und die wohl größten Fledermäuse. Den Wald durfte man nur mit einer einheimischen Frau betreten, die einen danach ?unauffällig? in ihr Lädchen lockte und einen förmlich dazu Zwang, irgendein Hawaiihemdchen zu kaufen. Am Ende besuchten wir noch einen Tempel, den Tana Lot, der wegen seiner idyllischen Lage, im Meer, wirklich schön anzusehen ist. Hier genossen wir auf einer Sonnenterasse mit Blick auf den Tempel den Sonnenuntergang.
Da wir immer noch auf der Suche nach dem perfekten Strand waren, zog es uns in ein kleines Fischerdörfchen namens Padang Bai, wo wir ihn endlich fanden: Eine kleine Bucht mit weißem Sand und glasklarem türkisenem Wasser zwischen schwarzen Vulkanfelsen. Ein Traum!
Jedoch ist unsere Fahrt nach Padang Bai auch einige Sätze wert, da durch sie unser Adrenalinspiegel neue Höchstwerte erreichte. Der Shuttlebusfahrer (ein abgegammelter, nicht klimatisierter, alter Bus ohne Anschnallgurte) fuhr wie ein Gestörter durch die kleinen Gassen Kutas, nahm jedes Schlagloch mit und rammte eine Hotelwand ohne sich überhaupt darum zu scheren. Dafür, dass ich den Logeplatz hinten in der Mitte erwischt hatte, hatte ich das Glück, überhaupt eine Lehne zu haben, was nicht bei allen Sitzen der Fall war. So saßen wir dann zwischen unseren Mitreisenden, Koffern und Surfbrettern und schwitzen schlage und schreibe volle drei Stunden für nur 40km Weg. Der Höhepunkt dieser Fahrt war dann, dass wir einen Rollerfahrer ummähten. Anscheinend keine Seltenheit hier, denn es wurde nicht mal angehalten.
Unser Homestay in Padang Bai war etwas familiärer und schöner als das Hotel in Kuta. Wir hatten wieder ein Doppelzimmer und das Bad mit Badewanne und Warmwasser befand sich im Freien :) Beim Frühstück konnte man immer zwischen vier Menus auswählen: Toast mit Ei, Pfannkuchen mit Banane oder Ananas, Sandwich mit Tomate und Ei oder frittierter Banane. Dazu gab es immer Obstsalat und Kaffee oder Tee.
In Padang Bai mieteten wir uns diesmal einen Roller für vier Tage. Am ersten Tag fuhren wir zum größten Tempel Balis und bekamen (eher unfreiwillig, denn ohne Geistlichen darf man nicht ins Innere der Tempelanlage) sogar eine Führung, am zweiten Tag fuhren wir zu einer anderen Tempelanlage, die so etwas ähnliches wie eine Therme für den Priester war und am dritten Tag zu einem anderen weißen Sandstrand. Bevor wir den Sandstrand erreichten, hatten wir jedoch einen platten Reifen, sodass wir zu der Person fuhren, von der wir den Roller gemietet hatten. Hier machten wir keine so guten Erfahrungen mit den Balinesen, da jeder, der vorgibt freundlich zu sein und helfen zu wollen, eigentlich nur unser Geld möchte. Nun ja, natürlich mussten wir die Reparatur selbst bezahlen. Der Mann in der Werkstatt war eigentlich vertrauenswürdig, jedoch haute er uns auch über das Ohr, denn er reparierte nur die Hälfte, sodass wir nach einem Tag schon wieder die Werkstatt aufsuchten mussten, wo wir schon mit einem Grinsen im Gesicht erwartet wurden. Insgesamt wurde es ein teurer Spaß, der mit viel Ärger verbunden war. Nachdem wir unser Roller dann gegen ein neueres Modell mit, so sagte man zumindest, nicht so vielen geflickten Stellen im Reifen eintauschten, fuhren wir am vierten Tag dann noch zu einem anderen Strand.
Am Abend besuchten wir in Padang Bai die Tempelzeremonie, nach der wir die Nacht nicht schlafen konnten :D Wir saßen, zusammen mit ein paar wenigen anderen Touristen, zwischen lauter völlig weiß gekleideten Balinesen mit Turban und schauten zu wie zuerst ein paar Geister und Drachen tanzten und Essen geopfert wurde. Nachdem uns schon das Sitzfleisch weh tat, bat uns plötzlich ein Balinese ein bisschen zur Seite zu gehen. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, bildete sich vor uns ein Menschenball von ringenden Balinesen, die versuchten, einen in Trance Gefallenen zu Boden zu drücken. Dieser entwickelte eine so ungeheure Kraft, dass es 8 andere Menschen brauchte, um ihn am Boden zu halten. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn dieser Wildgewordene sich losgerissen hätte. So geschah es mit ungefähr 5 anderen, während wir mit dicken Fragezeichen auf den Stirnen dasaßen. Später erklärte man uns, dass die Wildgewordenen vom Bösen befallen wurden und dies dann so etwas wie der innere Kampf gegen das Unheil sein soll. Um davon wieder befreit zu werden, müssen sie, ja ihr lest richtig, einem lebenden Küken den Kopf abbeißen und durch Feuer laufen. Alles ziemlich strange und ich weiß auch nicht, ob ich nicht doch an ein Schauspiel glauben soll, obwohl mir alle versicherten, dass allein der Glaube für den Trancezustand und das Wildwerden verantwortlich ist. Die Zeremonie war eher befremdend und daher gab es zur Beruhigung erst mal Nasi Goreng :) Es wird ganz schön schwer werden, sich in Australien das Zweimal-am-Tag-Essen-Gehen wieder abzugewöhnen ;)
Nun heißt es erst mal 3 Wochen die Westküste mit dem Campervan erkunden! :)