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03.March 2009 - Darjeeling


So das wird wohl mein letzter Bericht aus Raiganj sein:
In der Zwischenzeit war ich schon mehrmals im Sonntagsgottesdienst in der Kirche in Raiganj. Die ist natürlich auf Bengali, weswegen ich kein Wort verstehe ausser : AMEN! Aber es ist trotzdem schön. Frauen und Männer sitzen getrennt, das heisst Frauen auf der einen, Männer auf der anderen Seite. Alle sitzen auf dem Boden, der mit Matten bedeckt ist. Die Kinder sitzen meißtens vorne und die Älteren hinten. Wenn man zu alt ist, um auf dem Boden zu sitzen, darf man sich auch einen Stuhl nehmen, aber das macht kaum einer. Während dem ganzen Gottesdienst gibt es immer wieder Gesänge, die hauptsächlich von den Jungs angestimmt werden. Dazu wird meißtens auch getrommelt und gerasselt, aber ich konnte die Quelle noch nicht ausfindig machen. Die Lieder sind schön melodisch und ich bekomme immer schnell einen Ohrwurm und kann mitsummen, weil sich die Melodie wiederholt. Merkwürdigerweise können alle in der Kirche mitsingen, obwohl keiner ein Gesangbuch hat. Und selbst wenn es ein Gesangbuch gibt, wie in den privaten Gottesdiensten in SWI oder Chonditola, wo meisstens nur ein paar Schwestern, Father Puthumai und wir anwesend sind, ist keine Melodie geschrieben, sondern nur der Text. Trotzdem kann jeder das Lied singen, was ich absolut nicht verstehe, bei der Dicke des Gesangbuches? Auf jeden Fall bin ich immer eine Attraktion in der Kirche. Einmal saßen 2 kleine Mädchen vor mir, eine war so ca 6 und hat sich immer umgedreht , um mich anzugucken, anstatt nach vorne, was ihre Mutter garnicht toll fand. Die hat immer wieder versucht sie nach vorne zu drehen. Das andere Mädchen war kleiner und fand den Gottesdienst auch nicht wirklich spannend, also hat sie sich schlichtweg umgedreht und sich verkehrt herum auf den Boden gesetzt. ?
Ich gehe hier wirklich gerne in den Gottesdienst. Wenn Father Puthumai die Messe hält, ist sie meißtens auch auf englisch. Seine Predigten sind sehr interessant und irgendwie kommen mir die Messen nie so langwierig vor, wie in Deutschland. Aber danach bin ich auch immer froh wieder aufsthen zu können, weil es dann doch ganz schön anstrengend wird so lange im Schneidersitz zu sitzen.

Vor knapp einer Woche hatten wir eine tolle Nacht auf dem Dach von DDC ( die Dächer sind hier alle flach, und werden zum Kleidung trocknen etc benutzt) Der Himmer war sternenklar und wir haben nur da gestanden und die Sterne angeschaut. Wir haben bestimmt 3 Sternschnuppen gesehen und andere Dinge, die aussahen wie brennende Kometen oder so. Es war leuchtend orange und hat sich bewegt. Puthumai hat erzählt, das er sowas in riesig mal gesehen hat, als er ein kleiner Junge war und dass niemand wusste was es war. Seine Mutter hat ihm dann erzählt, dass die Welt jetzt untergeht und alle haben angefangen zu beten. Er hatte total Schiss, aber es ist dann wieder verschwunden. Er weiß bis heute nicht, was es war!
Danach sind Chelsea und ich mit ihm auf dem Motorrad zurück nach SWI gefahren. Ja: zu dritt auf einem Motorrad!!! IDie Fahrt dauert so 15 Minuten. Ich saß zum Glück in der Mitte, aber am Anfang hab ich mich trotzdem um Puthumai´s Bauch geklammert. Das macht man als Frau hier aber in der Öffentlichkeit nicht, man hält sich hinter dem eigenen Körper am Motorrad fest.
Er hatte ziemlich Schiss, dass ihn jemand sieht und hat gesagt: Hannah, nicht so eng, nimm deine Hände da weg, wenn mich jemand sieht, was sollen denn die Leute denken?.
Ich hab gesagt: wer erkennt dich denn, es ist dunkel und du hast einen Helm auf.
Aber er meinte sein Motorrad wäre das einzige dieser Art in Raiganj und jeder würde es kennen und damit auch ihn erkennen?
Letztendlich hat er uns dann vor der Kreuzung Siliguri More runtergeschmissen, weil danach die Strassen mehr befahren sind und es wesentlich mehr Shops gibt und dementsprechend auch mehr Leute.
Es war ziemlich lustig, wenn man sich mal dran gewöhnt hat!

Am Mittwoch haben wir uns dann auf den Weg nach Darjeeling gemacht. Erst hatten wir eine Messe um halb 7 oder so, weil ja Aschermittwoch war und haben dann einen Bus so gegen 8 Uhr genommen. Der Bus war mal wieder ziemlich voll, aber ich hab zwischen Chelsea und Puthumai gesessen, anstatt zwischen irgendwelchen Fremden. Das ist wesentlich angenehmer.
Um die Mittagszeit gegen 1 Uhr haben wir dann Siliguri erreicht. Dort haben wir eine besondere Erlaubnis gebraucht, weil wir nach Sikkim wollten, einen anderen Staat (Bundesland ? ) und dort haben sie strengere Regelungen. Dafür mussten wir vorher in Raiganj extra Passfotos machen, Chelsea meint ich sehe auf meinen Bildern total stoned aus, weil die mir kurz vorher noch meine Brile weggenommen haben. (Ich sollte so aussehen, wie in meinem Pass) und das Foto ist wirklich nicht gerade hübsch geworden, aber ihres ist auch nicht besser ? Der Hintergrund ist türkis, wahrscheinlich weil der indische Hautton so besser aussieht, aber bei uns siehts einfach nur beknackt aus?
Naja nachdem wir unsere Erlaubnis und ein leckeres Mittagessen hatten, haben Chelsea und ich und einen Jeep genommen und sind in Richtung Darjeeling aufgebrochen. Puthumai ist in Siliguri geblieben,weil er dort ein Training hatte.

Die Fahr war einfach nur toll. Wir hatten das Glück vorne sitzen zu können, also kein anderes Gequätsche ausser unser eigenes.
In Siliguri war das Wetter ziemlich heiß und wir waren durchgeschwitzt, so konnten wir nun am offenen Fenster sitzen und den Fahrtwind geniessen, der immer kühler wurde, je höher wir kamen.
Dazu haben wir Musik auf dem Ipod gehört und die Berge genossen. Hinter jeder Kurve gab es was Neues zu gucken, leider war es ein bisschen nebelig, weswegen man auf den Bildern nicht erlennt, wie weit die Landschaft reicht. Der Neber wurde dann immer dichter und bald hat man kaum noch die Strasse vor einem gesehen.
Dann hat es auch noch angefangen zu hageln und man hat das Prasseln auf´s Autodach gehört?
Die Menschen haben sich auch mit der Autofahrt verändert. In Siliguri sah jeder noch ziemlich indisch aus, aber umso weiter wir kamen, umso mehr ähnelten die Leute den Chineses, Japanern, Tibetanern.
Um kurz nach 5 Uhr sind wir dann angekommen. Wir haben durch Puthumai in einer kirchlichen Einrichtung schlafen können, die uns auch Frühstück gemacht haben.
Wir haben noch ein bisschen die Gegend erkundet und in einem Restaurant gegessen. Das Essen war super lecker, auch eher chinesisch. Nach so langer Zeit jeden Tag Reis, gab es endlich mal gebratene Nudeln und eine Spezialität dieser Gegend namens Momo. Teigtaschen, die über kochender Suppe gedünstet werden und mit Gemüse oder verschiedem Fleisch gefüllt sind. Dazu gibt es einen scharfen Tomatendipp. Mhhhh
Auf dem Weg zu dem Restaurant mussten wir eine dunkle Treppe runterlaufen. Chelsea war vorher schon ein bisschen besorgt, aber es war nur ein kurzes Stück und man konnte das Ende schon sehen. Dann kann auf einmal ein Mann die Treppe runter gerannt und schreit UAAHH von hinten, um uns zu erschrecken. Im ersten Moment waren wir beide ein bisschen geschockt, aber dann war es ziemlich lustig.
Am nächsten Tag haben wir alle Sightseeing Plätze abgeklappert, die zu Fuß zu erreichen waren. Erst sind wir mit einem shared Taxi zu einem Zoo gefahren, aber diese Strecke kam uns später ziemlich lächerlich vor?
Der Zoo hatte aber geschlossen, wie jeden Donnerstag. Wir sind weiter gelaufen, um den Lepong Tea Garden anzugucken. Am Rand der Strasse standen Steine mit der Kilometeranzahl, nach Lepong sollten es noch 7 km sein. Wir sind gelaufen und gelaufen, die meißte Zeit ging es bergab, also war es nicht so anstrengend. Um uns herum waren nur Tee Plantagen und Berge. Wir haben über Gott und die Welt geredet oder einfach nur die Landschaft genossen. Als die Steine dann noch 3 km angezeigt haben und wir Unmengen an Teebüschen gesehen haben, ( die wahrscheinlich zum Lepong Tea Garden gehörtz haben) sind wir in Richtung Tibetan Refugee Center gelaufen. Ab da gings dann bergauf, richtig bergauf. Wir mussten alle paar Minuten stehen bleiben und waren nach kürzester Zeit nassgeschwitzt. Als wir dann endlich bei dem Center angekommen waren, hatte es zu, weil gerade Tibetan New Year war. Aber wir sind weitergelaufen, weil die Leute uns gesagt haben, dass wir Richtung Chowastra laufen, wo man gut shoppen können sollte.
Wir haben alle möglichen Leute gefragt, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind und ständig neue Antworten bekommen. Erst hiess es, dass es noch so 10 km nach Chowastra wären, davon haben wir uns aber nicht anschrecken lassen, weil wir gedacht haben, dass vielleicht ein Auto vorbeikommt und uns den Rest mitnimmt. Der nächte hat dann gesagt es wären noch so 7 Minuten zu Fuß. Dann hat uns eine Frau gesagt, dass es noch so 20 Minuten wären und wir haben erfahren, dass keine Autos kommen werden. Warum wir letztendlich immer weiter gelaufen sind weiss ich auch nicht genau. Wahrscheinlich wäre es zu frustrierend gewesen den ganzen hart erkämpften Weg wieder zurück zu gehen. Nach ca 2 Stunden Fußmarsch bergauf, auf dem uns etliche Einwohner überholt haben, haben wir dann endlich Chowastra erreicht. Kurz nachdem wir angekommen waren, ist Chelsea auch noch umgeknickt und hatte Schmerzen im Knöchel.
Wir sind dann aber erstmal shoppen gegangen. Es gab ziemlich viele kleine Stände mit Pashmina Schals und viele Läden mit allem möglichen, meißt hässlichem Indien Kitsch.
Chelsea hat ziemlich viele Schals gekauft für Freunde in den USA und wir haben kräftig gehandelt. Waren am Ende auch ziemlich stolz darauf nicht den erstbesten Preis bezahlt zu haben.
Unser besten Ergebnis war von 350 auf 200 Rupees ( 60 Rupee sein 1 Euro)
Als wir dann wieder zurück wollten haben wir ein Taxi gefragt, wieviel die Rückfahrt kosten würde. Der Fahrer meinte 100 Rupee, was eine ziemliche Menge ist, wollte aber nicht mit sich handeln lassen. Also sind wir in einen Laden gegangen und haben gefragt, was er denkt wieviel wir denn höchstens zahlen sollten. .....