Pub Crawl, Guinness und Jameson Whisky

28.January 2012 - Dublin


Pub Crawl:

Man kennt das, ein Guide kommt zum Hostel, redet frohen Mutes auf die unschuldigen Reisenden ein und gewinnt so noch ein paar Teilnehmer für das Bevorstehende ?Crawling?. Für einen Obolus bekommt man Stempel und Armbändchen, mit dem man in 5 Pubs kommt, ein Bier in der ersten Bar frei hat und in jeder weiteren Bar zu jedem Bier einen ?Shot? dazu erhält. So wird sich durch Kneipe für Kneipe geschlürft und amüsiert. Die Hälfte der Truppe waren Spanier und da der Guide aus Brasilien stammte, wurde alles zweimal erzählt, einmal auf Englisch und einmal auf Spanisch. Eine alternative, eine traditionelle und ein ?Old-School-Band? gab es fürs Gehör und am Ende verlief sich alles im Night Club ?The Kitchen?, wo die üblichen Verdächtigen, ?I?m sexy and I not it?-Kandidaten, anzutreffen waren. Ein betrunkener Native versuchte uns davon zu überzeugen, dass wir auf gar keinen Fall 12? für diesen sogenannten ?Pub-Crawl? ausgeben sollen. Er würde uns die besten Bars der Stadt zeigen ? for free natürlich! ? und hätte Geschichten zu erzählen, von denen der junge Spund, der den Crawl führt, nicht mal zu träumen wage?. Dazu sei eins gesagt: Er hat keinen von uns überzeugt. Es gab Cocktails, in denen mehr Saft als Alkohol war, dafür aber perfekt gezapfte Guinness (Plural von Guinness ist?? Guinnesse?), Menschen in Miniröcken und V-Ausschnitt-Shirts, die in einer Eiseskälte in meterlangen Schlangen vor offenbar heißbegehrten Clubs darauf warteten Einlass zu erhalten und Live-Musik, die aus den Lautsprechern auf die belebten Straßen von Temple Bar schallte. Ich möchte wissen, ob der Typ an der Rezeption, der mir gegen halb zwei meinen Schlüssel aushängte, nüchtern war. Aber wichtig war eigentlich nur, dass meine Decke lang genug war.

Heute:

Das 2-Tage-Bus-Ticket in der Hand, die Kamera in der Tasche und eine ungefähre Vorstellung von dem, was ich sehen wollte, im Kopf, stapfte ich Richtung Trinity College, machte dort die ersten Bilder und stieg in den Bus. Es war wieder schweinekalt in diesem Fahrzeug. Nachdem neben anderen Sehenswürdigkeiten die St. Patricks Kathedrale abgelichtet und eine luftdicht verschließbare Kunststoff-Dose im 99ct. Laden erstanden war, hatte das berüchtigte Pseudo-Hunger-Gefühl (siehe Story ?Christmas Dinner und der Mourne Walk, Newcastle) sein Come-Back und in mir wuchs das Bedürfnis, mich ins Warme zu begeben. Ich blieb also im Bus sitzen bis zur Haltestelle, an der ausnahmslos Alle ausstiegen: Guinness Storehouse. Arthur Guinness war ein guter Mann. Er unterzeichnete damals einen Pachtvertrag für 9000 Jahre, klingt komisch ? ist aber so. Das Gebäude hat 7 Stockwerke, das größte ?Pint-Glas? der Welt und erzählt einem mit kostenlosem Audiokommentar in seiner Muttersprache alles übers Bierbrauen, das Unternehmen Guinness, die Tradition der Iren und manches mehr. Interessante Geschichten über tausende Bierflaschen, die mit Nachrichten gefüllt und verkorkt ins Meer geworfen wurden und bis heute in allen Teilen der Welt angeschwemmt werden? Hopfen, Wasser, Gerste und ? Hefe. Die Hefe von Arthur Guinness war so wertvoll, dass er einen Teil davon in einem Safe aufbewahrte. Zur Verkostung in einem Extra-Raum, in dem mit allen 5 Sinnen das Guinness geprüft wird: Hören, auf das Geräusch, dass beim Zapfen des Bieres entsteht. Fühlen, die Temperatur des Glases. Riechen, den herben Duft des Schwarzbieres. Sehen, wie es seine Farbe verändert, wenn die Kohlensäure aufsteigt und schließlich Schmecken. Das kann man sich auch schon mal zweimal auf der Zunge zergehen lassen? Auf den Etagen gibt es allerlei mit Guinness gekochtes Essen, im Erdgeschoss einen riesigen Souvenir-Shop. Ganz oben wartet das im Eintrittspreis inbegriffene (nur Besucher ab 18) Pint Guinness, in der Gravity-Bar, mit 360°-Rundum-Panorama-Blick auf Dublin und Umgebung. Leider war es heute eher härter bis wolkig und der Ausblick nicht ganz so toll, aber das Bier war dafür umso besser.

Da es heute die letzte Chance war und ich es mit großer Wahrscheinlichkeit bereut hätte, es ausgelassen zu haben, trat ich gegen 16.45 Uhr in die Old Jameson Distillery und checkte ein für die letzte geführte Tour durch die Touristen-Attraktion (Jameson Whisky wird heute nur noch außerhalb von Dublin hergestellt). Eine Ansprache, ein Film darüber, wie gut Jameson Whisky ist und dann etwas Unerwartetes: Die Führerin fordert die Menge zum Klatschen auf - wohl als Tribut für den guten alten John Jameson. Da hat er sich bestimmt gefreut, der gute John? Jedenfalls: Whisky. Drei zwei eins, nach 3 Jahren Lagerung darf das Destillat in Irland als Whisky verkauft werden. Jameson ist aber mindestens 5 Jahre alt. Da gab es 5 Fässer, an denen man sehen konnte, wie das Zeug über die Jahre seine Färbe kriegt und nette kleine Filme und Figuren, die den Pionier bzw. seine Angestellten auf dem Weg zu seinem Ruhm zeigen. Fässer, Verkostungen ? wer den Jameson nicht als den besten bewertete wurde so lange verarscht, bis er es sich anders überlegt hatte ? nein, ganz so war es nicht. Aber die beiden ?Tölpel?, die den amerikanischen Jack Daniels bevorzugten erhielten strafende Blicke von Misses ?Klatschen Sie bitte jetzt? und ihre Urkunde für das ?Ich habe bei Jameson auf Kosten des Hauses 3 Sorten Whisky miteinander verglichen.? als letzte?. Und das war es dann auch schon. Wie man seinen Jameson nun trank, konnte man selbst entscheiden: Es gab Ginger Ale, Cranberry Juice? und ?straight? tranken ihn natürlich auch welche. Die Flaschen im Souvenir Shop waren dann doch etwas über dem Reise-Budget, also beließ ich es bei den Fotos und wollt gerade zur Tür heraus? Handschuhe. Wo waren meine Handschuhe? So viel hatte ich doch gar nicht zu verlieren. Wo? Also ging ich die Geschichte des besten Whiskys der Welt nochmal rückwärts im Schnelldurchgang durch, suchte in allen Ecken und dann kam dem Pförtner-Barkeeper die zündende Idee: Jemand könnte sie an der Rezeption abgegeben haben. Dieser gewitzte Mann sollte Recht behalten! Da lagen sie, black gloves, label thinsulate ? Was war ich glücklich! Mit Glück im Unglück und meinen Handschuhen an den Händen ging im Dunkeln am Fluss Liffey entlang zurück zum Abigails. Die Brücken sind grün beleuchtet um man kann von weitem die grelle Spitze der Spire sehen. So schimpft sich der 120 Meter hohe Edelstahl-Stachel, den man auf der breitesten und wohl wichtigsten Straße der Stadt aufgestellt hat, der O?Connel Street. (http://www.dublin-inside.de/sehenswuerdigkeiten/spire_of_dublin.html)

Fotos warten darauf, ihren Weg zum Blog zu finden. Mein Card-Reader spielt gerade Verstecke mit meiner Motivation, ihn zu suchen.

Morgen geht?s in die Wicklow Mountains, dorthin, wo das Wasser fürs Guinness und den Jameson herkommt.