meine letzten Tage in El Questro

16.September 2012 - El Questro


Ich habe fertig. Hab lange drüber nachgedacht und doch kam es plötzlich kurzentschlossen, meine Kündigung. Aber mein Arbeitsvertrag sagt, one week notice. Also liegen zwischen Kündigung und letztem Tag eine Woche.
Bin jetzt schon traurig, diesen Platz so verlassen, denn es ist der helle Wahnsinn hier. Aber das Resort schließt eh in 2 Wochen. Am 30.9. werden die Tore geschlossen. Man wartet nur auf die Regenzeit und hofft, dass alle heil bleibt.

Meine letzten Tage hatte ich mir eine komische Eigenart angewöhnt, die nur meinen Status als crazy german untermauerte. Ich bin dreimal täglich in den Pool gesprungen. Jeden Früh vor der Arbeit, wenn ich nicht gerade 5 Uhr Schicht hatte, in meiner Mittagspause und nach Feierabend. Und ich habe sehr bereut, dass ich damit nicht früher angefangen habe. Sonst bin ich ja nur an meinen freien Tagen nach meinem morgendlichen Spaziergang in den Pool. Aber auch an Arbeitstagen ist das eine willkommene Erfrischung vor der Arbeit. Und erst in der Mittagspause. Also hier hatte es die letzten Tage immer um die 40°. Und ich arbeite draußen. Jede Eiswürfelschlacht oder jeder Eimer voll kühlem Nass wird gerne angenommen. Und so auch meine 3 Poolgänge pro Tag.

Ansonsten hat sich die Stimmung hier drastisch verschlechtert. Jeder beschwert sich über jeden, dass er seine Arbeit nicht richtig macht, dass er doof ist oder was auch immer. Bitching and complaining all day long. Psychologen hätten ihre Freude. Ich persönlich sehe das so: Wenn man kündigt, dann wird früher oder später die Arbeitsmoral sinken. Hier ist es nun so, dass alle ihren Job in 2 Wochen los sind. Die Leck-mich-am-Arsch-Stimmung nimmt zu. Keiner macht mehr als er muss. Und dann kommt noch erschreckend hinzu, dass einige Kollegen bereits seit April im Emma Gorge Resort sind. Lagerkoller ist nicht zu verachten. Bei mir das erste Mal nach 6 Wochen aufgetreten, bei anderen früher. Immer die- und dasselbe um einen herum. Jeder will nur noch weg. Man kann kaum den 30.09. erwartet.
So nehme ich auch ein paar schlechte Erinnerungen mit. Aber Australier sind auch nur Menschen.

In meiner letzten Woche habe ich es dann auch geschafft, mal um 5 aufzustehen und den Sonnenaufgang zu bewundern. Hätte ich früher machen sollen, denn hier werden die Tage wieder länger.

Und nachdem ich jetzt in Darwin bin und wieder mit Backpackern interagiere, bin ich sehr froh, in so einer abgelegen Region gearbeitet zu haben. Weil das ist, was in meinen Augen Australien ausmacht. Diese Dunkelheit, der atemberaubende Sternenhimmel mit den zahlreichen Sternschnuppen und Satelliten und natürlich die bizarre Tierwelt. In meinen letzten Tagen sind mir dann doch noch 3 Schlangen über den Weg gelaufen. Oh mein Gott, die leben ja tatsächlich unter uns. Die kleinen hässlich sind die giftigen, obwohl die auch groß werden können. Aber so ne Phyton kann schon sehr hübsch sein.
Auch einfach mal raus aus dem Hostelalltag, echte Australier kennenlernen, und nicht Holländer und Franzosen. Nicht missverstehen, das sind nette Menschen. Aber irgendwie haben mich die australischen Urlaubs-/Arbeitsnomaden inspiriert. Und wir werden sehen was als nächstes kommt.