Dorfleben, Krankheit und Chapel

03.August 2018 - Chiole


Momentan sind wir alle durch eine umgehende Erkältung geschwächt. Hinzu kommt der angesammelte Schlafmangel, weil wir beim abendlichen Spiel und Spaß vergessen, früh genug ins Bett zu gehen. Ob der bittere Artemisiatee, den wir täglich trinken, hilft, ist fraglich. Artemisia wächst hier in der Gegend.
Freitags findet hier als Wochenabschluss Chapel statt, der Gottesdienst des Kinderdorfes, der mit allen Mitarbeitern ohne Kinder abgehalten wird. Es gibt gemeinsame Lieder, wir Deutschen sollten zwei Lieder singen und Nils sollte die Predigt halten, die auf Chichewa (die Landessprache Malawis) übersetzt wurde. In einem freien Teil ist eine Frau nach vorne gegangen und hat ein Lied gesungen.

Ich, Jakob, hatte heute die Möglichkeit, mit einem Mädchen aus dem Kinderheim und weiteren Einheimischen ihre Verwandten (das heisst Tante und Oma) in ihrem Heimatdorf zu besuchen. Wir fuhren eine Stunde auf einer Schotterpiste durchs Land. Am Rand dieser einzigen "Strasse" war etwa alle 5 Minuten ein kleines Dorf. Im Heimatdorf des Mädchens angekommen, liefen uns etliche Kinder hinter dem Auto her. Als wir anhielten, liefen sie weg und trauten sich erst nach einer Weile wieder in unsere Richtung. Dann sassen wir über eine halbe Stunde auf einer Bambusmatte auf dem Boden, weil wir auf die Oma warten mussten.
Während ich zuguckte wie eine Frau ihre Wäsche wusch und die kleinen Kinder mit den Tieren durch die Gegend stolperten, spürte ich die Blicke der anderen auf mir. Als ich sie anlächeln wollte, schauten sie aber direkt weg. Mir wurde gesagt, dass die kleinen Kinder keine Weissen kennen und sich vor uns fürchten.
Also es war eine neue Erfahrunf für mich, in das Alltagsleben auf dem Dorf reinzuschauen. Es sind viele Kleinigkeiten für die ich nun etwas Zeit brauche, um die neuen Eindrücke zu verarbeiten und richtig einordnen zu können. Zum Beispiel hatten die Kinder im Dorf Schuhe an, die so kaputt waren, dass vorne die Zehen zu sehen waren. Dabei ist anzunehmen, dass die Kinder für uns Besucher extra schick gemacht worden sind.