Was bleibt?

24.March 2009 - to Thailand


Fazit Australien?!

Diese Reise war wie ein ganzes Leben. Am Anfang wirst du in dieses Land, bzw. in dieses "neue" Leben hineingeboren, bzw. vom Flugzeug ausgespuckt und hast schlicht keine Ahnung. Darauf konnte mich auch keines der vielen Australien Bücher vorbereiten.

Der Anfang in Sydney..... Der Akzent war krasser als erwartet, die Tatsache, dass ich mich ausnahmslos um alles selbst kümmern musste, war auch fordernder als ich dachte... und am Anfang kannte ich nicht mal die Münzen in meinem Geldbeutel (habe an meinem ersten Abend eine Diskussion mit einem Inder in einem Seveneleven geführt, weil ich nicht kapiert habe, dass diese winzig kleinen Münzen 2 Dollar wert sind, 50 Cent sind ungefähr viermal so gross.....), ich stand auf der falschen Strassenseite und habe daher den Bus verpasst.... doch ich habe dazugelernt. Wie ein kleines Kind. Jeden Tag ein bisschen und in Summe ganz viel.

Tausend Kleinigkeiten. In der Post muss man Nummern ziehen, im Restaurant den Alkohol selbst mitbringen, beim Busfahrer bedankt man sich beim Aussteigen, im Supermarkt ist Anstehen anders (1 Schlange für 5 Kassen, ist gerechter und schneller....), zum Abschied sagt man nur "see ya" ohne Alternative, alle anderen Varianten sagen nur Touristen (naja, "cheers" geht auch...aber das heisst eher "danke").

Und ich spürte Erfolge. Auf einmal war der Linksverkehr normal, die Münzen erkannte ich blind, den Akzent verstand ich besser (es gab immer wieder Härtefälle, vor allem am Telefon!), auf dem Postamt war ich nicht mehr der bloody Drängler, ich hatte nach ein paar Wochen richtig viel gesehen und traf Australier, die nicht so viel gesehen haben.... ich hatte kapiert wie es läuft. Super. Ich wurde immer entspannter.

Tja, und mit der Zeit wird man dann ein bisschen altersweise und abgeklärt.

Ich konnte Fragen beantworten und Tipps geben. An mir wurde immer mehr australisch. Nicht nur die Handynummer. Auch die Zahnpasta, das Waschpulver (australische Waschmaschinen sind ein Graus...), die Bücher, die Kaugummis, die Sonnenmilch (genial, habe wichtige Dinge über wasser- und nicht wasserfeste Sonnenmilch vom Surflehrer gelernt!), man versinkt immer mehr in der Welt, die gar nicht mehr fremd ist, im Gegenteil. Das wurde auch meine Welt.

Bereits in Bali habe ich dann die (grossen) Unterschiede gesehen und gemerkt, wie sehr ich bereits von Australien geprägt wurde.

Dort ist in der Tat der Himmel ein bisschen blauer, die Sonne noch heller und vor allem das Lachen ist breiter. Ich hab´s gesehen..... Die Australier sind unglaublich stolz auf ihr Land und vor allem:
sie jammern nicht.
Schon gar nicht über das Wetter. Das akzeptieren sie mit all seiner Wucht und seinen Extremen - einen Geschmack davon habe ich noch gut im Gedächtnis - abgesoffen in den Ausläufern eines Cyclons in Airlie Beach und im Gegenzug Sand gefressen im Outback ;-)) aber auch ein simpler tropischer Regenschauer kann einen ganz schön fordern - du bist pitschnass nach 3 Minuten.... die Aussies hassen die Fliegen im Outback, aber sie tragen keine Netze - ein gutes Beispiel dafür.

Und dann dieses Buschfeuer in Victoria. Der Tag, der als "Black Saturday" in die australische Geschichte eingehen wird. Solch ein Ereignis lässt die Australier sehr eng zusammenrücken und es gab keinen Laden und kein Restaurant, in dem nicht Geld gesammelt wurde..... an Buschfeuer waren sie gewöhnt, aber so etwas war ein unberechenbarer Alptraum, der so viele Opfer forderte. Abgesehen von den armen Menschen sind geschätzte 3,5 Millionen Tiere verbrannt. Und z. B. die Koalas, die überlebt haben, mit oft verbrannten Füssen finden jetzt keinen Eukalyptus mehr, denn sie essen einfach nix anderes.

Aber die Australier beissen und suchen immer erst nach einer Lösung, bevor das Problem auch nur ausgesprochen wird. Zugegebenermassen manchmal improvisiert. Aber egal. Es funktioniert. "No worries".

In meinem Kopf gibt es ganz viele Mosaiksteinchen bestehend aus Menschen, die ich getroffen habe, kurzen und langen Gesprächen, Landschaften, unglaublich unterschiedlich, vielen Hotelzimmern, schöne und weniger schöne, wobei schön nicht teuer heissen musste...

Würde ich die Reise nochmal antreten - sie würde sicher ganz anders werden. So viele Entscheidungen waren Momententscheidungen. Manchmal nahm ich mir 3 Sekunden, manchmal halbe Tage um etwas zu entscheiden (wann, wohin, wie, mit wem, wie teuer, wie lange....). Das Ergebnis ist "meine Reise" so individuell wie ein Fingerabdruck und nicht wiederholbar.

Ich empfinde ehrlich gesagt auch Dankbarkeit. Dass ich die Reise überhaupt machen konnte, dass ich mich traute und dass alles so einwandfrei geklappt hat (war keinen einzigen Tag krank, nicht mal ein Schnupfen, am Ende haben mich die giftigen Tiere verschont, mir wurde nix geklaut, es ging nichts Wichtiges verloren und ich war nachts auch alleine unterwegs, aber das war alles safe...).

Eines noch zum Schluss:

Ganz am Anfang in Sydney hat ein attraktiver, australischer Mann, schon nicht mehr der Jüngste, wir beide waren unterwegs und kannten uns nur grob aus, im Zug zu mir gesagt: "Enjoy your journey" und als ich schon fast aus dem Zug raus war rief er mir lachend nach "Life is a journey"!

Wie recht er hat.