dia 27 hasta 30

30.December 2010 - Alcalali


Am Samstag arbeite ich dann erst wieder an der Arbeit und ab 14.30h gehen wir Klettern. Endlich ist der Wind auch vergangen und wir haben auch noch etwas Sonne am Fels. In diesem Gebiet gibt es auch einfachere Routen, so dass ich mich noch mal probieren kann. Auch wenn ich mich erst wieder überwinden muss, klappt es nun mit dem Vertrauen ins Seil besser und ich schaffe die Routen, wenn auch nicht immer komplett angstfrei. Aber ich bin schon froh, dass ich überhaupt bis oben komme und nicht aufgebe. Wir sind hier den ganzen Nachmittag ganz allein. Das Gebiet ist aber auch nicht so schön gelegen. Direkt an einer Straße und als die Sonne unter geht, wird es ziemlich schnell sehr kalt. Da Thorsten sich wieder so sehr über?s Klettern freut, verspreche ich ihm, dass wir am nächsten Tag mal einen ganzen Tag an der Wand verbringen werden und ich nichts für die Arbeit tun werde. Dafür werde ich dann am Tag drauf, den ganzen Tag was tun. Das freut ihn sehr. Da uns das Gebiet nicht so gut gefällt und es auch nicht mehr windig ist, fahren wir am Abend noch nach Alcalali, das etwas näher an der Küste liegt und netter gelegen sein soll. Außerdem sollen die Wände dort den ganzen Tag lang Sonne haben.
Und das können wir bestätigen. Am Sonntag sind wir also von 11h bis 18h klettern. Das Gebiet ist schön, wenn auch nicht so toll wie das Riesengebiet el chorro, in dem es ja nun leider regnet. Es ist auch ein wenig los, schließlich ist auch Feiertag und so sind neben uns noch ein Pärchen aus England mit Kleinkind vor Ort und 4 Spanier. Es gibt auch hier wieder leichtere und schwerere Routen, so dass für uns beide etwas dabei ist und wir einen tollen Tag verbringen. Mittag kochen wir dann auch direkt am Fels und können in der Sonne sogar im T-Shirt sein. Super schön und die Sonne tut der Seele gut? Ich vertraue dem Seil immer besser und schaffe ein paar Routen und bin ganz stolz auf mich. Auch Thorsten, der einige schwerere Routen erklimmt, ist zufrieden und unsere Seilschaft funktioniert auch sehr gut.
Für die Nacht finden wir einen tollen Platz, der ganz oben auf einem Pass gelegen ist. Wir sehen von dort aus sogar das Meer und wunderschöne Bergketten um uns rum und genießen einen fantastischen Sonnenuntergang. Der Sonnenaufgang ist dann auch wunderschön. So müsste jeder Tag enden und beginnen. Da bekommt man das Gefühl, dass alles gut ist.
Heute am Montag klettern wir nicht, um die Arme zu erholen und weil ich mich an die Arbeit setzen möchte, die in dieser Woche mal etwas zu kurz gekommen war. Thorsten sucht sich eine Radroute raus, denn neben dem Klettern scheint es auch ein Radfahr-Paradies zu sein. Am Tag zuvor haben wir so viele Radfahrer gesehen, wie sonst noch nie. Wir vermuteten schon, dass das eine Tradition zu Weihnachten sein könnte oder dass es an den Weihnachtstagen Radfahrertreffen in der Region gibt. Um 10h bricht Thorsten mit dem bike auf und auch ich gehe fleißig ans Werk. Als die Sonne scheint, sitze ich mit offener Schiebtür im Bulli und bekomme Besuch von zwei netten, alten Damen, die mich auf deutsch ansprechen, nachdem sie unser Nummerschild angesehen hatten. Besorgt wollen sie wissen, ob ich ganz alleine unterwegs sei. Beide Frauen kommen aus der Schweiz. Eine ist mit ihrem Mann nach Alicante ausgewandert und die andere ist mit ihrem Mann zu Besuch. Die beiden sind wirklich süß und wir plaudern ein wenig, was nett ist. Hätte ich nicht arbeiten wollen, hätt ich vielleicht sogar mit den beiden einen Kaffee im nahen Restaurant getrunken.
Als Thorsten um 15.30h wieder kommt, hab ich einiges geschafft und bin zufrieden. Thorsten strahlt nach dem Radeln sowieso. Und da es gleich nebenan ein Restaurant gibt, von Deutschen geführt, sprintet er gleich los, um sich nach der Tour mit einem Weizen zu belohnen. Eine halbe Stunde später komme ich nach und wir essen zusammen noch ein deutsches Essen mit überbackenen Champignons, Folienkartoffel und Salat und trinken Kaffee oder Weizen. Als es dann langsam dämmert, machen wir noch schnell einen kleinen Spaziergang, um noch ein wenig sonne zu genießen und weil ich an dem Tag ja noch gar nicht richtig draußen war. So langsam kommt richtig Melancholie auf, weil morgen die Rückreise starten wird. Ich verabschiede mich innerlich schon einmal von Spanien und merke, dass es mir wirklich schwer fällt, weil es hier so eine schöne Zeit ist, ich das Land und die Sprache total mag und mich so schön ausgeglichen fühle. In Hamburg ist dann wieder Alltag und kalt und Dinge machen müssen und ich muss Thorsten wieder teilen und wir haben wenig Zeit zu zweit. Von uns aus könnten wir noch ewig mit dem Bulli umherreisen?. Um nicht zu traurig zu werden, denk ich schnell an was anderes und dann wird es auch schon dunkel und wir gehen zurück zum Bulli.
Am letzten Tag, den Dienstag gehen wir noch mal den ganzen Tag klettern, weil es so schön war. Ich starte erst noch mal mit einer kleinen Panik, da die Route höher und schwieriger ist als die vom Vortag und bin ganz enttäuscht darüber. Ich lasse dann erst mal Thorsten sein Routen klettern. Er gibt richtig Gas und macht schwierigere Routen, die ihm aber viel Spaß machen. Heute ist es sehr voll in dem Gebiet, weil viele Leute aus Thüringen und Stuttgart da sind. Fast jede Route ist besetzt. Aber wir können trotzdem die Touren klettern, die wir wollen. Die Sonne scheint auch noch einmal tüchtig für uns und am Nachmittag will ich dann doch noch mal mein Glück versuchen, um mir einem guten Gefühl nach Haus zu fahren. Die Route, die ich mir aussuche ist nicht bewertet worden, aber von unten sieht sie nicht zu schwierig aus. Doch schon recht hoch oben gibt es eine Stelle, an der ich richtig lange nach Griffen und Tritten suchen muss und alles fühlt sich nicht so perfekt zum Stehen und Halten an, wie ich gern hätte. Ich versuche es weiter rechts, dann mal weiter links und die Kraft lässt immer mehr nach und ich bekomme wieder Angst. Aber ich vertraue mehr auf?s Seil und setz mich zwischendurch rein, um meine Arme auszuruhen. Thorsten sagt, ich solle lieber wieder runter kommen, wenn ich Angst hab, aber ich will nicht, denn ich sehe doch so viele Tritte. Das muss doch irgendwie da hoch gehen. Beim 3. Versuch überwinde ich die Stelle tatsächlich und schaffe es, meine Panik zu zügeln und bin als ich oben bin, unglaublich stolz und glücklich, dass ich die Angst besiegt habe und nicht aufgegeben hab. Ein tolles Gefühl! Thorsten freut sich ganz doll mit und staunt darüber! Danach will ich unbedingt einmal die leichteste der Routen auch im Vorstieg versuchen (also selbst das Seil in die Haken klinken statt die ganze Zeit von oben im Seil zu hängen). Sobald man sich eingeklinkt hat, ist man auch gesichert, allerdings muss man immer über den Haken klettern, um den Nächsten zu erreichen und sobald man drüber ist, hätte man bei einem Sturz freien Fall bis zum Haken unter einem. Nachdem Thorsten mir erklärt hat worauf ich achten muss, kletter ich munter drauf los. Es klappt auch erst sehr gut, doch als ich höher bin und über den Haken klettern muss, bekomm ich doch Angst vor dem freien Fall und plötzlich bin ich mir auch gar nicht mehr sicher, ob ich die Griffe wirklich gut halten kann usw, obwohl es eine leichte Route ist, die ich vorher ohne Probleme machen konnte. Ich geh dann nach der Hälfte wieder runter gegangen, weil ich mich nicht weiter traue. Aber nun weiß ich wie sich das anfühlt und versteh Thorsten, wenn er an seiner Schwierigkeitsgrenze klettert und auch manchmal Schiss kriegt, wenn es über den Haken geht. Das muss ich erst mal nicht mehr ausprobieren. Aber danach fühlt es sich dann so verdammt sicher an, wenn man im Toprope hängt, dass ich gleich 2 Routen nacheinander ohne Angst und Probleme erklimme. Leider wird es nun schon dunkel und Thorsten ist kaputt, denn ich hab plötzlich so viel Spaß daran, dass ich gern weiter machen würde. Aber wenn?s am Schönsten ist, soll man gehen und das tun wir dann auch und ich mit einem super glücklichen Gefühl und viel Freude über meine Fortschritte und auch mit ganz viel Melancholie, weil wir jetzt die Heimreise antreten müssen.