Begegnung der dritten Art

05.February 2010 - Mumbai


Um vier machten wir uns also auf, nahmen uns eine Riksha (toll, die fahren in Mumbai auch nachts!) und fuhren zum Flughafen. Nirav und Tina setzten mich da um halb 5 ab und fuhren zurück, noch ne Runde Schlaf bekommen. Für mich war die Nacht da allerdings vorbei. Ich wartete und wartete auf meine beiden Mädels, deren Flug aus Istanbul für viertel 5 angesetzt war. Leider gibt es draußen im Wartebereich keine Anzeigetafel, welche Flugzeuge schon gelandet sind oder wieviele Stunden Verspätung sie haben. Man kann indische Flughäfen ja auch noch nicht einmal betreten, wenn man kein Flugticket hat. Schon lange vor der Sicherheitsschleuse heißt es da 'Auf Wiedersehen', wenn man jemanden zum Flughafen bringt. Also stand ich draußen vor dem Flughafen und wartete am Geländer, dass Conni und Caro ankamen. Kurz vor sechs sah ich dann schon Connis rote Rucksackhülle leuchten und die beiden kamen mit strahlendem Gesicht auf mich zu :-) Wie schön, wir alle fühlten uns seltsam an Australien erinnert, als wir da mit unseren drei Backpacks wie gewohnt am Flughafen ein Taxi suchten und in die Stadt reinfuhren. Und was für ein Taxi! Wir fuhren natürlich ausgerechnet mit dem Taxifahrer, der auf uns den schlechtesten Eindruck machte (sein Mund und die Zähne leuchteten rot und wir hofften nur, dass der gute Mann nicht an Tb litt - was möglich aber unwahrscheinlich war - vermutlich hat er einfach nur zuviel Paan gegessen, davon färben sich die Zähne blutrot). Unsere Backpacks passten gar nicht in den Kofferraum und die Klappe wurde einfach mit einer Schnur festgeschnallt. Aber als wir am Hotel ankamen, war noch alles da.
Nur einchecken konnten wir noch nicht, da es gerade mal dreiviertel sieben war. So ließen wir unsere Sachen im Gepäckraum und gingen los in die Stadt. Das Hotel lag direkt gegenüber der berühmten Victoria Terminus Trainstation, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Wir liefen aber in die andere Richtung nach Süden nach Coloba, um nach einem Frühstück Ausschau zu halten. Das fanden wir dann auch im Cafe Mondegar, das uns von Nirav (und dem Lonely Planet) empfohlen worden war. Dort wurde Conni gleichsam ein Fan meines Lieblingsgetränkes: frisch gepresster Wassermelonensaft - bei Hitze gibt es einfach nichts besseres. Caro begnügte sich mit einem ebenso erfrischenden Ananassaft :-)
Nachdem wir eine Weile in der Stadt spazieren waren und noch einen Kaffee getrunken haben, gings um 10 zu Fabindia zum Einkaufen. Ich lief in meinen indischen bunten Sachen rum und war ganz allgemein viel besser an die Hitze angepasst als Conni und Caro in ihrer westlichen Kleidung. Das sollte sich ändern und sobald Fabindia geöffnet hatte, zog es uns in diesen herrlichen Laden. Und was haben wir da alles probiert - haufenweise Kurtas und Salwars, Schals, Sackhosen (wie ist doch gleich der indische Name?), bis die armen Verkäufer schon fast genervt waren. Es war aber auch schwierig, was passendes zu finden (falsche Größe, Farbe, Länge, Stoff, Schnitt) - naja, schließlich fanden wir alle etwas schönes.
Dann gings aber ab ins Hotel, endlich einchecken, frisch machen und umziehen - endlich alle schön in indischen Sachen. Nach einiger Diskussion bekamen wir ein einfaches aber sehr sauberes Dreibettzimmer (oder besser gesagt, Doppelzimmer mit kleiner Couch), aber ohne Klimaanlage. Das war schon etwas warm, müsste aber gehen.
Dann haben wir uns mit Tina im Cafe Mocha zum Mittagessen getroffen und leckere Snickers-Eisshakes genossen (Caro und ich). Das Cafe kannten Tina und ich schon aus Delhi und wir freuten uns sehr, dass wir hier in Mumbai nochmal die Gelegenheit hatten, dahin zu gehen. Sie haben eine sehr interessante Speisekarte, besonders die Desserts sind eine Wohltat für die Sinne.
Dann gings aber weiter Richtung India Gate, weil wir noch auf die Elephanta Island wollten, wo ein berühmter Felsentempel zu besichtigen ist. Da man mit dem Schiff eine Stunde fährt, wollten wir nicht zu spät los. Trotzdem waren wir nicht vor 16 Uhr an der Ablegestelle, sodass wir letztendlich auf der Insel nicht soviel Zeit hatten, bevor das letzte Boot zurückfuhr. Also eilten wir total überhitzt den langen Weg zum Tempel hinauf, der von werbenden Händlern und frechen Affen gesäumt war. Theoretisch hätten wir so dekadent sein können, uns eine Stuhlsänfte zu nehmen und von zwei starken Männern hochtragen zu lassen, das war uns aber doch zu blöd. So hasteten wir eben selbst die Stufen nach oben, immer die Zeit im Auge, damit wir das Boot nicht verpassen. Oben endlich angekommen am Eingang des Tempels kam gleich die nächste unangenehme Überraschung: für stolze 250 Rupien pro Person erhielten wir eine Eintrittskarte zu dem Felsentempel. Da wir nur zehn Minuten hatten, um uns drinnen umzuschauen, tat das schon ein wenig weh. Aber was solls, wir sind schließlich nicht umsonst hergekommen. Drinnen war der Tempel übersät mit alten Steinfiguren, die in die Felswand geschlagen wurden. Am beeindruckendsten war eine dreiköpfige Riesenstatue von Shiva, der ewig lächelnd mit geschlossenen Augen die Besucher erfreut. Ansonsten gab es in dem Tempel viele Nischen und kleine Wege, die man gerne übersieht. So erging es zumindest Tina und mir, als wir uns kurz auf einen Felsen setzten. Conni und Caro waren plötzlich verschwunden und wir dachten, die beiden sind schon zurückgegangen. Also machten auch wir uns auf den Weg zurück zur Ablegestelle, immerhin ein reichlicher Kilometer. Dann geschah es plötzlich vor dem Tempeleingang: meine Begegnung der dritten Art, als mich ein frecher agressiver Affe ansprang und meine ThumsUp-Flasche klaute. Die hab ich zum Glück gleich losgelassen, denn genau darauf hatte es der gemeine Dieb auch abgesehen. Zufrieden machte er sich auch gleich darauf davon. Der Securityguard der mir zuhilfe kam, war da auch schon zu spät. Diese frechen verwöhnten Affen! Aber wie ich später erfuhr, erging es Conni und Caro nicht anders, auch sie wurden von frechen Affenbestien angegriffen, die es auf ihre ThumsUp abgesehen hatten. Ich bin dafür, die Insel umzubenennen, zumal es ja eh keine Elefanten auf der Insel gibt: Beastly Monkey Island wäre da ein viel passenderer Name.
Zurück an der Ablegestelle stellten Tina und ich dann aber fest, dass Conni und Caro noch nicht da waren und wir sie irgendwo hinter uns gelassen hatten. Wie sich herausstellte, hatten die beiden noch zwei andere Tempelabschnitte entdeckt, die TIna und mir in der Eile völlig verborgen geblieben waren. Egal, schnell ging es dann zurück nach Mumbai in den Sonnenuntergang hinein.
Zurück auf dem Festland schlenderten wir noch einen Straßenbasar entlang und gingen in ein kleines Restaurant um etwas zu essen.
Damit war der Tag auch schon fast rum, zumal wir alle aufgrund der wiederholt ausgefallenen Nacht sehr sehr müde waren (die Mädels auf ihrer Reise zwei Nächte ohne Schlaf, ebenso war ich im Zug nach Mumbai in der Nacht schlaflos geblieben wegen zu viel Kaffee :-) und dann die 2-Stunden-Nacht bevor es zum Flughafen ging). Damit waren wir alle reichlich fertig und bereit fürs Bett. So liefen wir also zurück zum Hotel (obwohl Stimmen laut wurden, wir könnten doch ein Taxi nehmen... nix da, wir sind hart im Nehmen ;D) und Tina fuhr zurueck nach Andheri zu Niravs Wohnung. Für den nächsten Tag hatten wir uns vorgenommen, uns am Dhobi Ghat zu treffen.