Happy Birthday!

16.April 2010 - Mildura


Ich muss sagen, so gut wie alle Farmer, fuer die ich bis jetzt gearbeitet habe waren total nett und meist auch sehr respektvoll ihren Arbeitern gegenueber. So gut wie heisst, es gab auch eine Ausnahme namens Frank (wie sollte ein Farmer aus Mildura auch sonst heissen?). Auf seiner Farm haben Esther und ich drei Tage lang Tafeltrauben gepickt, welche man allerdings schon auf dem Feld saeubern musste. Dies nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, sodass man, will man wirklich alle schlechten Trauben wegschneiden ca. 1 Stunde braucht um zwei Boxen zu fuellen. Pro Box wollte Frank uns 2 Dollar zahlen....Allerdings wurde hinterher im shed auch nocheinmal aussortiert und diese Arbeit wurde stuendlich bezahlt, man kann dementsprechend also mehr Geld dabei machen. Am ersten Tag "durften" wir nach ein paar Stunden picking diesen angenehmeren Job machen und auch wenn uns nur 10 Minuten Mittagspause zugestanden wurden und Frank, sowie seine Frau extrem unfreundlich waren, sind wir am naechsten Tag dorthin zurueck gegangen. Nach einem kompletten Tag auf dem Feld, in der heissen Sonne und mit wenig Verdienst und einem weiteren Tag Arbeiten im shed neben Franks Frau, mit der wir eine kleine Ausseinandersetzung hatten (wir haben beim Arbeiten geredet, das hat ihr gar nicht gefallen), entschlossen wir uns dazu diese Farm zu verlassen. Dies war eine sehr gute Entscheidung, denn wie sich spaeter herausstellte bezahlt Frank seine Arbeiter nicht einmal richtig, sondern zieht aus irgendwelchen Gruenden etwas von den Gehaeltern ab (in unserem Fall, weil wir nach 3 Tagen nicht mehr wiedergekommen sind...). Wir machten danach einen weiteren picking Job, der zwar weitaus angenehmer war und bei dem uns auch der Farmer sehr viel besser behandelt hat, doch auch hier konnten wir nicht wirklich viel Geld verdienen, von daher war ich froh, als Larry mich eines morgens einfach zu einer anderen Farm brachte, bei der ich von dort an einen stuendlich bezahlten Job hatte. Hier lernte ich in den Teepaeuschen Theresa, Elena und Severin, drei Deutsche, die mittlerweile ins andere Haus eingezogen waren, besser kennen. Ihnen hatten wir, als wir sie das erste Mal getroffen hatten, erzaehlt Esther sei aus Russland und ich aus Finnland. Wir fanden das irgendwie total lustig, doch so wirklich abgenommen haben sie es uns nicht, doch Larry spielte mit und bestaetigte ihnen spaeter nocheinmal unsere Aussagen. Aufgeflogen sind wir allerdings, als wir abends fuer ein BBQ einkaufen gefahren sind und uns dort auf deutsch unterhalten haben, weil wir nicht mehr genau wussten, wem wir was erzaehlt hatten. Naja, uns wurde verziehen und sie fanden es glaube ich eigentlich auch ganz lustig. Mittlerweile verstehen wir uns echt gut und statt Severine wohnt nun Eva dort, die lustigerweise aus Rockenberg kommt. Leider wurde mir bei dieser Arbeit eines Tages mein Handy geklaut und obwohl Costa, der Farmer, noch mit mir zur Polizei und zu den von uns Verdaechtigten nach Hause gefahren ist, konnten wir es nicht zurueckbekommen. Gluecklicherweise fand ich kurze Zeit spaeter eines in Larrys Bus, von dem er natuerlich nicht wusste, wem es urspruenglich gehoerte und das seiner Aussage nach schon mehrere Monate dort rumflog. Ab jetzt war es meins, ich musste mir nur eine neue Sim Karte kaufen und war wieder erreichbar, ein gutes Gefuehl. Zum Abschied gab Costa uns allen Pizza aus, die wir an unserem letzten Arbeitstag abends am anderen Haus mit ein paar Boxen Goon verspeisten. Es folgte der 27. Februar, wohl einer der schwaerzesten Tage des Jahres fuer Larry, denn Geburtstag haben ist schon bloed, wenn man ein so grosses Problem mit seinem Alter hat. Schon als ich ihn um 12 Uhr anrief um zu gratulieren wollte er mir klarmachen er haette gar nicht Geburtstag, doch ich wusste es natuerlich besser. Also machte ich ihm am naechsten Tag zusammen mit Esther einen Kuchen, auf den wir eine etwas ironische Smarties-29 legten. Tagsueber gingen wir zusammen zu einer Parade in der Stadt, taten allerdings die ganze Zeit so als waere nichts, denn wir wollten Larry zuliebe verhindern, dass irgendjemand sonst von seinem Geburtstag erfaehrt. Das erschwerte auch das Kuchenueberreichen etwas, und so rannten wir, als er alle bei unserem Haus absetzte und kurz mit reinging schnell in unser Zimmer, holten Kuchen und Wunderkerzen heraus und warteten draussen am Auto auf ihn. Bloederweise brannten als er nach Ewigkeiten wieder herraus kam nur 2 von ca 10 Wunderkerzen, doch gefreut hat er sich trotzdem und hat sogar noch fuer sich selbst gesungen=). Abends waren wir am Fluss, denn dort sollte eigentlich Live Musik gespielt werden, wofuer wir natuerlich schon zu spaet waren, doch Tische und Stuehle standen noch und so tranken wir dort vor uns gingen spaeter feiern.
Nach einem weiteren kurzen, aber gut bezahlten picking Job hatte ich erstmal Urlaub, den ich groesstenteils in Larrys Autos verbrachte, da ich wenig Lust hatte, die ganze Zeit in unserem Haus zu sitzen. Wir holten Leute von der Arbeit ab, fuhren sinnlos in der Gegend herum um alle moeglichen Sachen zu erledigen, machten eine Testfahrt mit einem etwas schrottigen Auto, das Larry letzendlich doch gekauft hat, oft assen wir auch unterwegs und am Wochende gingen wir Party machen. Mein "Urlaub", in dem ich doch eine Menge Spass und viele lustige Tage hatte, hatte ein Ende, als mein aktueller Job, Spargel buendeln, wiegen und verpacken anfing. Eine einigermassen angenehme, gut bezahlte Arbeit, bei sehr netten Arbeitgebern, zu der wir selbst hinfahren, wodurch uns das Warten auf Larry erspart bleibt. Letztens wurde in der Mittagspause sogar ein BBQ fuer alle gemacht, lecker...
Am Abend vor meinem Geburtstag, gingen wir zum anderen Haus, grillten dort und tranken ein bisschen, doch es blieb relativ gemaessigt, da wir leider alle am naechsten Tag arbeiten mussten. Esther machte mir spaeter in dieser Nacht noch einen Kuchen, wovon ich natuerlich nichts mitbekam, ueber den ich mich aber sehr sehr gefreut habe. Genauso wie ueber mein Paeckchen von zu Hause, mit lauter schoenen Sachen darin, unter anderem einen neuen Kameraakku, der es mir ermoeglicht endlich wieder Fotos zu machen- dankeschoen!!
Das Osterwochenende verbrachten wir in Melbourne, wo wir Karfreitag abends ankamen. Samstag war shopping angesagt und anschliessend ging es ordentlich feiern. Zuvor machten wir auf der Strasse Bekanntschaft mit drei 18-jaehrigen Maedels aus dem Northern Territory, die wohl das erste Mal eine grosse Stadt zu sehen bekamen und nicht einmal wussten was eine Tram ist. Sonntag hatte ich dann mein schlimmstes Hangover seit ich in Australien bin, mann ging es mir schlecht. Ich habe mich wohl noch nie so sehr ueber geschlossene Geschaefte gefreut, wie an diesem Tag, denn die Alternative, im Park liegen und schlafen war mir sehr viel lieber. Esther ging es komischerweise sehr gut und ich vermute sie hatte sehr viel Spass mit mir, ich war eine echte Stimmungskanone...Doch gar nichts machen wollte ich auch nicht, also liess ich mich irgendwann dazu zwingen ins Aquarium zu gehen, was ich nicht bereut habe. Es war echt schoen und wir haben sogar Nemo und all die anderen gefunden. Auf dem Weg dorthin trafen wir in der Tram ganz zufaellig auf Bikash, mit dem wir ca. 3 Monate in Mildura zuammen gewohnt hatten und der zurzeit einen Job in Melbourne hat. Leider mussten wir sehr bald wieder aussteigen, doch es war schon ein Wunder, dass wir uns in einer so grossen Stadt mit so vielen Strassenbahnen begegnet sind.
In Mildura war nach unserer Rueckkehr noch alles beim Alten, ausser dass wir hier momentan eine Plage mitmachen. Es ist echt sehr eklig, an manchen Stellen fliegen tausender dieser heuschrekenartiger Insekten, namens Locusts durch die Luft. Besonders bloed ist es, wenn man zu Fuss unterwegs ist und man sieht, dass hunderte davon auf dem Weg vor einem sitzen, die logischerweise alle losfliegen, sobald man dort laeuft. Doch auch im Auto ist es etwas unangenehm, man hoert staendig, wie sie gegen die Scheiben knallen und kann hinterher kaum noch etwas sehen. Wie wir gestern erfahren haben, kommen und gehen sie jedoch mit dem Wind, also hoffen wir mal auf ein Lueftchen aus der richtigen Richtung....
Ausserdem ist es hier im Moment etwas winterlich, mit naechtlichen Temperaturen um die 8 Grad. Dadurch waechst der Spargel nur sehr langsam und wir haben diese Woche einige freie Tage, die wir groesstenteils wie eine kleine Arbeitslosenfamilie mit unseren Decken im Wohnzimmer vor dem Fernseher verbringen. Meist sehr harmonisch, Streitereien gehen nur los, wenn es darum geht, wer als naechstes Tee macht oder wer auf welchem Sofa sitzen darf. Gestern Abend haben Dee, meine Lieblingsirin und ich den Tee einfach mal durch Goon ersetzt=)....