Only the brave sail Teil 1

18.June 2010 - Airlie Beach


Sehr zu meiner Freude entschloss sich Henna dazu uebers Wochenende mit mir nach Airlie Beach zu kommen, also fuhren wir Samstag Nachmittag, nachdem wir einigermassen auskuriert waren, mit dem Bus in das eineinhalb Stunden suedlich gelegene Staedtchen. Bevor wir in die Stadt einfuhren, hatten wir einen besonders schoenen Blick auf den mit weissen Segelschiffen uebersaeten Hafen, ueber dem gerade langsam die Sonne unterging. Unser Hostel war leider nicht ganz so idyllisch, zehner Zimmer, Bettwaesche gabs nur gegen Aufpreis, der zwar nicht wirklich hoch war, den wir uns aber trotzdem gespart haben...Die Atmosphaere war aber, wie in ganz Airlie Beach, trotzdem super. Ueberall hoerte man fast immer live Musik, die aus einer der vielen Bars kam, in denen froehliche Menschen am Bier oder Wein trinken waren und das angenehm warme, sonnige Wetter verbreitete gute Laune. Fuer uns blieb an diesem Abend nicht mehr viel zu tun, ausser eine Kleinigkeit essen, fertigmachen und zum Feiern in den Nachtclub gehen. Die groesste Huerde war es, nachts mit Hilfe von Handtuechern und Pullis warm zu bleiben, schliesslich hatten wir ja keine Decken. Trotzdem waren wir sonntags einigermassen ausgeruht, konnten durch die Laedchen schlendern und anschliessend faul an der Lagune liegen und dabei schoene Menschen beobachten. Da dies ja zunaechst unser letzter Tag zuammen war, Henna musste montags zurueck nach Bowen und wir wollten uns erst wieder in Melbourne treffen, gingen wir abends schoen an der Esplanade Fish&Chips essen und hatten viel Spass dabei, uns an gemeinsam Erlebtes und Gesehenes zu erinnern=). Leider konnte ich keinen Ort finden, an dem das Fussballspiel Deutschland gegen Australien gezeigt wurde, denn dieses fand hierzulande um 4.30 Uhr morgens statt...Doch wach war ich trotzdem waehrend des ganzen Spiels, denn ich wurde per Sms ueber alle Tore auf dem Laufenden gehalten und das waren ja in diesem Spiel nicht wenige. Danke dafuer!
Nachdem Henna und ich uns montags morgens voneinander verabschiedet hatten, packte ich meine kleine Tasche fuer den Bootstrip, brachte meinen Koffer weg und machte mich auf den Weg zum Hafen. Dieser stellte sich als laenger und anstrengender heraus, als er auf der Karte zunaechst ausgesehen hatte, deshalb war ich etwas fertig, jedoch noch gut in der Zeit bis ich dort ankam. Begruesst wurden wir von Pat, einem der drei Crewmitglieder, der uns nachdem er wohlweisslich dazu geraten hatte im Shop noch ein paar seasick Pillen zu kaufen, zu unserem Segelschiff "Broomstick" begleitete. Bevor wir an Bord gingen musste jeder seine Schuhe in einen grossen Sack werfen, die wuerden wir in den naechsten zwei Tagen nicht brauchen und es sei zu rutschig an Deck und somit zu gefahrlich, um Schuhe zu tragen. Nachdem jeder ein "Bett" gefunden hatte, gab es zunaechst eine kurze Einweisung unter Deck, bezueglich der Duschen (hoechstens 2 Minuten pro Tag pro Person und ohne Duschgel oder Shampoo), Toiletten, und des generellen Verhaltens an Bord. Anschliessend ging es nach oben, wo Rob der Skipper uns unter anderem darueber aufklaerte, welche Seite heute die sexy side und welche die "suicide" sein wuerde. Zur Erklaerung: beim Segeln nimmt das Schiff eine extreme Schraeglage ein, sodass man sich, wenn man auf der falschen Seite (der suicide) sitzt ganz leicht mal im Wasser wiederfinden kann und da wir nicht gerade durch eine Badewanne schipperten, koennte dies sehr sehr unangenehm enden. Waehrend wir langsam den Hafen von Airlie Beach verliessen, stellten wir einander kurz vor und konnten schnell feststellen, dass die Deutschen mal wieder in der Ueberzahl waren. Von insgesamt 17 Passagieren kamen acht aus Deutschland und damit nicht genug, bemerkten wir, dass auch Pat deutsch war. Nachdem wir ein paar Kilometer zurueckgelegt hatten, stoppten wir vor Black Island, wo wir mit unserem kleinen Boetchen Broomstick verliessen und uns mit nicht wirkich figurfreundlichen, aber praktischen Stinger Suits (zum Schutz vor giftigen Quallen), Taucherbrillen und Schnorcheln ins Wasser wagten. Der Anblick unter Wasser war mal wieder unglaublich, farbenfroh, voller verschiedener Korallen und Fische. Zurueck an Bord waermten wir uns mit Kaffe und Tee auf, und erfreuten uns an Snacks, die James, das dritte Crewmitglied und Pat vorbereitet hatten, waehrend wir im Wasser waren. Einige Meter mussten wir noch zuruecklegen, bis wir an der Stonehaven Bay ankamen, wo wir mitten im Nichts, umgeben von Dunkelheit und schwarzem Wasser die Nacht verbringen wollten. Nach dem von Pat und James gekochten Abendessen, sassen wir alle zusammen auf dem Deck, redeten ueber dies und das, tranken ein bisschen mitgebrachten Goon und Bier, bevor wir nach und nach doch recht erschoepft nach unten gingen und auf unsere "Betten" fielen. Am naechsten Morgen sollte es recht frueh losgehen und meine morgendliche Laune wurde nicht gerade besser, als ich an Deck ging und den wolkenbedeckten Himmel sah, der sich, laut Rob sehr wahrscheinlich im Laufe des Tages nicht auflockern wuerde. Er sollte Recht behalten, die Sonne bekamen wir insgesamt fuenf Minuten, jedoch nur durch eine duenne Wolkenschicht zu sehen. Nachdem wir schon eine Weile gefahren waren und gerade alle unser Fruehstueck beendet hatten, fing es dann zu allem Uebel auch noch an zu regnen. Zusammen mit heftigem Wind, der durch den Fahrtwind noch verstaerkt wurde, war es an Deck wirklich etwas ungemuetlich. Gluecklicherweise gab es fuer jeden eine sexy gelbe Regenjacke und so blieb zumindest mein Oberkoerper einigermassen trocken.
Zunaechst stoppten wir in der Blue Pearl Bay, wo wir die Moeglichkeit hatten noch einmal schorcheln zu gehen. Keine Chance, dass ich bei diesen Temperaturen ins Wasser gehen wuerde...dachte ich...Denn nach ca 5 minuetigem aurgumentieren hatte Rob mich ueberzeugt. "Das Wasser ist waermer als die Luft, das ist der schoenste Ort zum Schnorcheln, den man in den ganzen Whitsundays finden kann, du wirst es bereuen, wenn alle anderen zurueckkommen und erzaehlen wie toll es war...". Also, Bikini an, Stinger Suit druebergezogen, Handtuch bereitgelegt und ab ins Wasser (Rob: "Ich wollte dich jetzt aber nicht ueberreden." ach quatsch). Er sollte auch hier wieder recht behalten (man sollte meinen, er kennt die Gegend=)), es war wirklich, als wuerde man seinen Kopf in ein Aquarium voller Fische halten, denn diese sind hier ueberhaupt nicht scheu und schwimmen einem ab und zu sogar gegen die Taucherbrille. Gut, dass ich mich ueberwunden hatte! Hinterher gab es wieder Kaffee und Tee und es konnte weitergehen Richtung Whitehaven Beach. Als irgendwann die Segel gesetzt wurden, wurde es abenteuerlich. Das Schiff nahm eine Schraeglage ein, und wir wussten nun, dass der Begriff suicide nicht wirklich ein Scherz war, denn diese Haelfte des Bootes war zwischenzeitlich komplett unter Wasser. So kam es, dass wir, die sich zuvor alle auf die "sichere" Seite gesetzt hatten, fast senkrecht nach unten ins Wasser schauen konnten. Zusammen mit heftigem Wellengang, dauerte es nicht lange bis die ersten Passagiere seekrank wurden und da das ganze nicht ungefaehrlich und etwas unangenehm war, entschied die Crew nach ca eineinhalb Stunde Extremsegeln mit Motorkraft weiterzufahren. An den Wellen aenderte dies natuerlich nichts, und auch wenn das Schiff nun nicht mehr senkrecht im Wasser stand, schaukelte es doch sehr heftig hin und her. Unter Deck war mittlerweile das Chaos ausgebrochen, Gepaeck, Decken, Kissen und was sonst noch so unbefestigt herumlag, war jetzt kreuz und quer ueber den Boden verstreut. Da das Wetter sowieso weit entfernt von bilderbuchreif war und der Wellengang auf dem Weg zu Whitehaven als noch rauer angenommen wurde, waren nun ruhigere Gewaesser das Ziel. Vor Maureens Cove stoppten wir und bekamen die Chance einige Zeit auf dem Festland zu verbringen, vor allem zuliebe der Seekranken. Zuvor musste Rob uns allerdings von einem anderen Schiff ein neues Boetchen besorgen, ohne das wir nicht zum Land haetten fahren koennen. Unseres hatte auf dem Weg aufgrund des Wellengangs und nicht ausreichender Befestigung seinen (neuen) Motor verloren. Erst als wir am Strand ankamen, bemerkten wir, dass dieser nicht aus Sand, sondern aus Millionen kleiner Korallenstuecke und Steine bestand und wussten nun, warum wir vorher unsere Schuhe ausgehaendigt bekommen hatten. Vor Sonnenuntergang kamen wir an unserem Uebernachtungsort an, der ueberraschenderweise der gleiche war, wie am Vortag. Grund dafuer: das Wasser war hier und auf dem Weg dorthin das Wasser ruhiger, als an den anderen erreichbaren Stellen. Kaum vorstellbar, denn von ruhig war es sehr weit entfernt, was mir gluecklicherweise nichts ausmachte, eigentlich fand ich es sogar ganz spassig. Es war auch nicht mehr so ungemuetlich, denn sobald wir standen wurden zwei Planen an beiden Seiten des Baums ausgerollt, die als Dach dienten und wer wollte, wurde mit Decken versorgt. Auch die Musik, von mitgebrachten iPods, die an Lautsprecher angeschlossen werden konnten, war nun besser zu hoeren. Die Crew rief uns kurz darauf alle zusammen und teilte uns mit, dass die Tour, die am naechsten Tag starten sollte abgesagt wurde und wir die Moeglichkeit haetten, unseren Ausflug um ein paar Stunden zu verlaengern, sodass wir noch Whitehaven sehen koennten. Es gab keine Einwaende unsererseits, es musste zum Glueck niemand zu einer bestimmten Zeit zurueck in Airlie Beach sein. Nach abendlichem Barbecue sass ich mit ein paar anderen unter Deck, wo wir Goon tranken und uns von James unterhalten liessen. Die Nacht war, wie zu erwarten, etwas unruhig, das Schiff schaukelte und man hoerte die Wellen heftig gegen die Waende schlagen, doch lang war sie sowieso nicht, denn wir mussten am naechsten morgen um 6 Uhr weiterfahren, um Whitehaven zu erreichen.