Time for a change...

17.June 2010 - Marqua Station


Nach über zwei Monaten auf MacDonnald Downs/ Mount Swan war es dann doch Zeit zu gehen. Die Nächte wurden kalt und die Luft dick. Ich habe viel gelernt und viel geschwitzt, aber wenn's am Schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören :)
So, und jetzt hat mich Charlie in ein letztes Abenteuer gesteckt: Marqua! Fast 500km von Alice Springs entfernt, umgeben von einer malerischen Landschaft, von Kamelen heimgesucht und hauptsächlich von seinem Sohn Malcom verwaltet, lebt dieses Fleckchen Erde einzig und allein vom Handel mit Kühen. Dementsprechend nahe liegt der Inhalt unseres Tagesablaufes: Kühe treiben - oder wie die Jungs sagen: Chasing Cattle bzw. Mustering, was das Zusammentreiben und Auswählen der zum Verkauf geeigneten Tiere miteinschließt.

Can you ride a motorbike? - Yes, Sir! - Do you know how to use this radio? - Yes. - Well, then? let's go mustering, I guess :) Also nachdem geklärt war, dass ich des Motorradfahrens und Bedienen eines mobilen Funkgerätes mächtig bin, ging es dann auch gleich los. Angus, Luke, Lashi, Mal und Jogi, dreimal dürft ihr raten, wer von den fünf ich bin :) Manchmal auch Jogs oder Jogg, keine Ahnung wie Pauli drauf gekommen ist... Jedenfalls schwangen wir uns dann auf unsere Bikes und ab ging's. Auf dem Weg zum größten Mob (der größten Herde) schwenkten immer wieder zwei der Jungs aus, um verstreute Rinder auf den richtigen Weg zu bringen, zwischendurch gab es Anweisungen von Charlie, der - wer hätte es gedacht - mit dem Hubschrauber über dem Geschehen kreiste... So trieben wir ca. 700 Rinder vor uns her, eine riesige Staubwolke um uns herum. Nach einigen Kilometern gab es einen Zaun zu öffnen und später ein Gate zu schließen. Was sich einfach anhört, gestaltet sich auf rockigem und vom Wasser ausgewaschenem Gelände teilweise recht schwierig. Vom Motorrad zu fallen kostet den Unglücklichen übrigens einen halben Carton Bier (15 Dosen). Wer vom Quad-Bike fällt, muss einen ganzen springen lassen, weil das vier Räder hat... Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich einen halben schon verloren hab, das eine Wash-Out (durch Regen enstandenes Loch) war im hohen Gras einfach zu gut versteckt. Glücklicherweise war ich nicht allzu schnell unterwegs...

Gestern Nachmittag haben dann erst mal alle ihren Rausch ausgeschlafen (Vorgestern war Malcolms Birthday), alle außer ich :) Mich zog es gestern wiedermal zum Wasser, denn eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt gibt es auch hier einen Damm. Nach einer kleinen Runde im eiskalten Wasser ueberkam mich etwas Tollkühnes, vielleicht war es die Musik, die der iPod mir ins Ohr flüsterte, vielleicht war es Maeverick, Lashis Hund, der nicht müde werdend einen Stock vor meine nackten Füße legte, vielleicht aber auch die bloße Ungewissheit, wie weit sich diese Outbackoase wohl erstrecken würde. Wie auch immer. Mit nichts als iPod, Kamera und Badehose stapfe ich los, ueber Steine, durch Schlamm, unter Bäumen hindurch und über Bäche hinweg. Bis zu dem Punkt, an dem mich meine Füße dran erinnerten, dass ich keine Schuhe trug... Naja, weit war es wohl nicht mehr einmal um den Damm. Zu dem Zeitpunkt sollte ich noch nicht mal die Hälfte des Weges geschafft haben... Nach weiteren 50 Metern des Bis-zum-Knie-in-Schlamm-Versinkens und Zusammenzuckens weil spitze Steine sich in meine Fußsohlen bohrten, war es an der Zeit für eine Planänderung... Den rechten Fuß hatte es besonders schlimm erwischt... Jeder Schritt wurde zur Qual... Die Badehose war jetzt zwar kein Gummistiefel, tat aber - um den Fuß gebunden - seinen Zweck. Ich musste es nur bis ins Tiefe schaffen, dann könnte ich zurück schwimmen... Es gab nichts, an dem man sich hier hätte orientieren können. Daher riss ich einen toten Baum aus und rammte ihn als Markierung für Kamera und Mp3Player umgedreht in den fast überall gleich aussehenden Boden. Den Schmerz ignorierend watete ich einer der weniger sumpfigen Stellen und als so tief wurde, dass ich schwimmen konnte, schwamm ich gefühlte 1000 Metern über das ungewisse tiefe Dammwasser, der treue Maeve immer 5 Meter neben mir. Das Wasser kühlte meine Füße und ich tauchte ein paar Mal unter, bis ich schließlich das andere Ufer erreicht hatte. Ich kehrte zurück zu meinen Turnschuhen, die seelenruhig neben meinem mit Sandwich und Wasserflasche gefüllten Rucksack auf mich warteten. Es war schon fast dunkel, als ich zur Station zurückehrte. Bis heute weiß ich nicht, warum ich diesen freien Nachmittag nicht vor dem Fernseher oder wenigsten mit Buch auf einem Handtuch verbracht habe... Whatever, I'm still alive and having fun! Cheers Guys, hope you enjoyed! ;)