Das wahre Australien

04.April 2009 - Alice Springs


Mittwoch, 1. April 2009

Nachdem wir die vier Tage in Adelaide haupsächlich dazu genutzt haben, uns von der Great-Ocean-Road Tour ein wenig zu erholen und uns für den anstehenden Trip neu zu organisieren (in Adelaide gibt es ohnehin nicht allzu viel zu sehen oder zu tun), kam leider der Moment an dem wir uns als Gruppe endgültig trennen mussten. Nick und Vytas sind in Adelaide geblieben, von wo aus sie nun ihre weiteren Pläne schmieden. Für Alex und mich ging es weiter mitten ins Outback. An dieser Stelle möchte ich den beiden Jungs noch mal für alles danken und eines betonen: Es hat echt sehr viel Spaß gemacht mit Euch zu reisen!
So sind Alex und ich also am vergangenen Samstag, den 28. März nach Alice Springs im Bundesstaat "Northern Territory" geflogen. Alice Springs liegt ungefähr in der Mitte Australiens, mitten im "Red Center", dem roten, staubigen und trockenen Outback, und ist mit circa 26.000 Einwohnern eine richtige kleine Wüstenstadt. Durch die isolierte Lage (Die nächsten größeren Orte sind Darwin knapp 1500 weiter nördlich und Adelaide etwa ebenso weit entfernt im Süden) ist sie ein wenig zurückgelegen und alles läuft hier ein bisschen langsamer ab. Das kann aber natürlich auch am Klima liegen, denn im Outback ist es bekanntermaßen ja ein wenig heiß, und obwohl es hier schon langsam auf dem Winter zugeht, hatten wir jeden Tag über 35 - 36 Grad (Abends um 11 haben wir sogar noch 29 Grad auf den Thermometern gelesen).
Kurz nach Ankunft und einchecken im Hostel sind wir erstmal eine Runde durch den Ort gelaufen, um uns einerseits einen Überblick zu verschaffen und uns an die Hitze zu gewöhnen, andererseits um ins Büro von "The Rock Tour" zu gehen und unsere Teilnahme an selbiger rückzubestätigen. Wir hatten nämlich eine Safari-Tour gebucht, bei der man drei Tage lang im Outback unterwegs ist und sich die Highlights anschaut, allen voran natürlich das geheime Wahrzeichen Australiens, der berühmte Ayers Rock. Die Vorbereitung dafür, inklusive Gepäck umpacken und einen kurzen Sprung in den Pools des Hostels stellte unser Programm für den Abend dar.
Am nächsten Morgen mussten wir dann in aller Herrgottsfrühe um 5 Uhr aufstehen (wobei wir, weil wir uns mit der Zeitverschiebung vertan haben, sogar aus versehen nochmals eine halbe Stunde früher aufgestanden sind - hmpf!), da wir schon um kurz vor 6 vom Tourbus abgeholt wurden. Nachdem alle Teilnehmer von ihren Hostels eingesammelt waren, rollten wir los und aus Alice Springs heraus. Ziel: Noch tiefer ins Nichts. Die erste Etappe der ca. 5-Stündigen Fahrt wurde von allen dankbar mit Schlafen verbracht. Nach ca. 2,5 Stunden Fahrt stoppten wir an einer Tankstelle, wo Alex und ich uns erstmal ein Fliegennetz für den Kopf gekauft haben, das auf jeden Fall eine der besten Investitionen meines Lebens war! Denn man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Fliegen es dort gibt und wie sehr es denen doch gefällt, Menschen zu ärgern, zu verfolgen und zu versuchen, ihnen den Trip zu versauen. Mit einem Fliegennetz über dem Kopf konnte man dem vorbeugen, und sah dabei sogar noch gut aus! ^^ Beim zweiten Stück der Fahrt wurde im Bus eine kleine Vorstellungsrunde gestartet, damit sich die Gruppe schon mal ein wenig kennenlernen kann. Wir bestanden aus 21 Teilnehmer, wobei wir Deutschen natürlich wieder mit über 50die Mehrheit darstellten. Erfreulicherweise hatten wir Glück mit der Gruppe, denn es waren durch die Bank nur sympathische und nette Mit-Backpacker dabei, und da der Spaß bei so einer Tour oftmals zu einem großen Teil auch an der Gruppe hängt, hatten wir allen Grund zum Froh sein.
Nach der Fahrt waren wir dann angekommen am ersten großen Programmpunkt unserer Tour, dem Fuße des Ayers Rock höchstpersönlich! Ist schon ganz schön beeindruckend, wenn man direkt vor einem riesigen roten und 354 Meter hohen Felsen steht, den man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Nach einem kleinen Lunch starteten wir einen Base-Walk, sprich wir liefen einmal um den Ayers Rock herum, der übrigens in der Aboriginee-Sprache auch Uluru genannt wird. Auf dem Weg zeige uns Jason, unser Tourguide, einige interessante Ecken und Stellen und erzählte uns die eine oder andere Geschichte über die Aborigenees, die den Uluru übrigens als Heiligtum ansehen. Nach zehn nicht ganz unanstrengenden Kilometern stiegen wir am späten Nachmittag wieder in den Tourbus ein und fuhren ein Stückchen weiter, um pünktlich an einem großen öffentlichen Platz anzukommen, an dem man sich aus der Distanz den Berg bei Sonnenuntergang anschauen kann. Der Uluru ändert bei verschiedenem Sonnenlicht nämlich seine Farbe von Braun über Orange zu Dunkelrot, und so kann man bei untergehender Sonne das Farbenspiel natürlich am besten beobachten. Leider war es an diesem Tag leicht bewölkt, so dass die Sonnen nicht ganz direkt auf die großen Felswände geschienen hat, und sich die Farbe dadurch nur leicht verändert hat. War deswegen aber nicht weniger schön. Als es schließlich dunkel war ging es nach Yulara, einem kleinen Resort direkt am Ayers Rock, wo wir unser Lager für die Nacht aufgeschlagen haben. Geschlafen wurde übrigens auf rotem Outbacksand und unter freiem Himmel in sogenannten "Swags", einer Art Schlafsack mit eingebauter Isomatte, denn nur so kann man den unglaublichen Sternenhimmel im Outback richtig beobachten. Und warm genug ist es ja ohnehin. Somit zählten die Nächte also auch zu den Highlights der Tour.
Am zweiten Tag wurden wir morgens um fünf von Jason geweckt, denn wir wollten pünktlich zum Sonnenaufgang wieder am Uluru sein, um uns das Farbenspiel in umgekehrter Reihenfolge nochmals anzuschauen, was ähnlich schön war wie am Abend davor. Im Anschluss ging es 30 Kilometer weiter zu den sogenannten "Olgas". Die Olgas, oder "Kata Tjuta" in Originalsprache, sind eine Reihe von riesigen roten Felsformationen und Felsbergen (der höchste ist um die 530 Meter hoch), auch "Dome" genannt, die mindestens ebenso faszinierend wie der Ayers Rock selbst sind. Dort starteten wir eine zweistündige Wanderung durch das "Valley of the Winds", ein, wie der Name schon sagt, großes Tal zwischen den Felshügeln, das viele schöne Ausblicke, aber auch wieder viele Fliegen bot. Doch dank unseren tollen Fliegennetzen war das alles kein Problem, und wir sahen natürlich wieder top aus! Darauf folgte eine etwas längere Busfahrt zu einem weiteren Campingplatz, an dem wir übernachtet haben. Dort haben wir den Abend gemütlich am Lagerfeuer verbracht, bis wir uns erneut in unseren Swags unter Millionen von Sternen schlafen gelegt haben.
Auch am nächsten morgen hatte Jason wieder keine Gnade mit uns und weckte uns wie schon am Tag davor schon um kurz nach 5. Doch das war auch besser so, denn wir hatten wieder eine anstrengende Wanderung vor uns, die bei morgendlichen Temperaturen auf jeden Fall um einiges angenehmer war als in der prallen Mittagssonne. Konkreter ausgedrückt ging es in den Kings Canyon, mein persönliches Highlight der Tour. Dort mussten wir zuerst einen ziemlich steilen Berg erklimmen, bis wir dann dem sechs Kilometer langen Wanderpfad folgten. Dieser war eindeutig der schwerste und unebenste auf der ganzen Tour, doch auch der spektakulärste! Und dank unseren tollen Fliegennetzen sahen wir natürlich wieder...nein nein, diesmal war es wohl noch zu früh, denn die Fliegen schienen zu dieser ungesunden Zeit noch zu schlafen, so dass wir unsere geliebten Kopfbedeckungen leider nicht brauchten. Der Weg führte entlang an riesigen Schluchten und Felsklippen bis in ein kleines und wild bewachsenes Tal mit einem großen Wasserloch namens "Garden of Eden", wo wir einen kurzen Badestopp eingelegt haben. Weiter ging es dann wieder auf die Spitze des Canyons und vorbei an ehemaligen, mittlerweile zu rotem Fels verwandelten Sanddünen. Danach ging es schließlich wieder bergab und zurück zum Parkplatz, von wo aus wir die Rückreise nach Alice Springs angetreten haben. Mit der dortigen Ankuft am frühen Abend war die Rock Tour dann leider offiziell zu Ende. Nachdem jeder seine wohlverdiente Dusche genommen hatte traf man sich noch zusammen zum Abendessen und ging zur "Aftershow-Party" in ein örtliches Pub, wo wir noch eine lustigen und langen Abend hatten und unseren Trip gebührend abgeschlossen haben.
Es war auf jeden Fall die ungewöhnlichste Tour die ich bisher in Australien gemacht habe, doch das soll in kleinster Weise negativ klingen. Es hat sehr viel Spaß gemacht und war eine unglaublich tolle Erfahrung, drei Tage lang durch das Outback zu touren. Die Orte die wir angeschaut haben waren mehr als nur sehenswert, und dank der tollen Gruppe hat auch der Spaßfaktor niemals gefehlt. Ich bin nun auf jeden Fall der Meinung, dass jeder, der Australien bereist auch einmal das Outback gesehen haben sollte. Denn letztendlich besteht ja eben ein Großteil des Landes aus dieser riesigen Wüste, und es wird nicht umsonst "das wahre Australien" genannt.

Nächste Station ist nun Perth an der Westküste, wo ich wohl die restliche Zeit meiner Reise verbringen werde. Mehr dazu gibt's dann im nächsten Eintrag.
Bis dahin Euch allen nur das beste zuhause!

Jonas