Die Zeit vergeht zu schnell..

11.November 2013 - Boston


Hallo ihr Lieben,

nachdem ich mich jetzt schon ziemlich lange nicht mehr gemeldet habe, möchte ich nun doch nochmal die Ereignisse der letzten Wochen kurz zusammenfassen.

Nachdem ich zwei Wochenenden mehr oder weniger nichts gemacht habe, ging es am 27.10. nach Salem ? auch Hexenstadt genannt. Obwohl Stadt eigentlich der falsche Begriff ist; Dorf würde es besser treffen. Jeder hat uns empfohlen uns das anzuschauen und wann wäre der bessere Zeitpunkt als kurz vor Halloween?! Karla und ich machten uns dann mit einstündiger Verspätung auf den Weg (Karla verpasste ihren Bus... Nichts neues; die südamerikanische Mentalität kenne ich nun ja bereits ;-)). Salem ist ungefähr eine halbe Stunde mit dem Zug von Boston entfernt und ich kam das erste Mal so richtig aus der Stadt raus. Die Landschaft war super schön mit vielen Wäldern und kleinen Seen. Als wir ankamen stellte sich schnell heraus, dass wir nicht die einzigen waren, die heute in das Dörfchen wollten. Die Leute strömten nur so aus dem Zug und stürmten in Richtung Zentrum ? wir natürlich auch. Ich hatte eigentlich ziemlich hohe Erwartungen an den Tag, da jeder meinte, dass wir da UNBEDINGT hinmüssten. Leider wurden diese Erwartungen nicht ganz getroffen. Im Zentrum war eine Art Markt, wo Händler ihre Waren zum Thema Hexen und Halloween verkauften. Jedoch gingen viele Sachen sehr stark in Richtung Gothic und das ist nun nicht wirklich mein Ding. Außerdem waren mega viele Menschen dort und man hatte weder die Möglichkeit in Geschäfte reinzukommen noch in Museen, da man überall sehr lange anstehen hätte müssen. Trotzdem gab es einige lustige Gestalten und manchmal wusste man nicht, ob es eine Figur oder wirklich ein Mensch war. :-D

Das nächste große Ereignis war dann ein paar Tage später, nämlich am 30.10. Eigentlich waren es zwei große Ereignisse. Zum einen kam Barack Obama und zum anderen hatten die Red Sox (Baseball-Mannschaft von Boston) das erste Mal seit 1918 wieder die Chance in ihrem eigenen Stadion die World Series Championship (vergleichbar mit Championsleague) zu gewinnen. Dazu muss man noch erwähnen, dass das Spiel der Red Sox um einiges höher angesehen wurde als der Besuch von Barack Obama ? es ist ja nur der Präsident. Es war geplant, dass Barack Obama seine Rede in Faneuil Hall halten würde. Perfekt für mich, denn meine Schule lag direkt daneben.
Das der Tag verrückt werden würde, wusste ich spätestens ab dem Moment als ich die U-Bahn Station in Downtown verließ. Überall hörte man Sirenen von Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen. Auf dem Weg zur Schule sah ich schon überall Spürhunde herumschnüffeln, die nach Bomben suchten. Außerdem wurden schon Zäune und Absperrungen aufgestellt.
In meiner ersten Stunde hatte ich das Fach ?culture and communication?, indem wir immer verschiedene Unternehmungen machten, um mehr von der Geschichte und Kultur von Boston zu lernen. An diesem Tag stand das Massachusetts State House auf dem Plan; der Sitz des Governors. Das auch dort etwas schief laufen musste, kann man sich eigentlich denken, denn wie schon gesagt, NICHTS war an diesem Tag normal. Es kam wie es kommen musste: es gab einen Feueralarm und alle im Gebäude mussten evakuiert werden. Naja, also gingen wir wieder zurück zur Schule; beziehungsweise wir versuchten es. Es war gar nicht so einfach einen Weg zu finden, da mittlerweile so gut wie alles schon gesperrt für die Rede von Obama war. Vor dem Eingang der Schule stand ein riesen panzeratiger Wagen mit ungefähr 20 Überwachungskameras, die alle Personen abscannten, die vorbeigingen. Ein bisschen unheimlich war das doch schon alles. Um 15:00 Uhr sollte der Präsident am Fanueil Hall Market ankommen. Die Anspannung stieg. Von unserer Schule hatten wir den Blick auf drei von vier Eingängen von Faneuil Hall; die Chancen standen also gut. Außerdem hatten wir von unserem Klassenzimmer aus den perfekten Blick auf den Eingang, an welchem erwartet wurde, dass er diesen nimmt. Näher konnte man wirklich nicht dran sein. Und dann war es endlich soweit: der wohl wichtigste Mann der Welt kam. Also erstmal kamen Polizeiautos, Polizeimotorräder, Krankenwagen, weiße Sicherheitsautos, schwarze Sicherheitsautos und eine Fake-Limousine und daaaann kam die richtige Limousine. Wir konnten es kaum noch erwarten und klebten allen mit unseren Nasen an den Fenstern. Doch dann kam der Witz des Jahres: von den vier möglichen Eingängen nahm er genau diesen einzigen Eingang, auf den wir keine Sicht hatten. Wie ärgerlich ist das denn bitte?! Ich konnte es gar nicht fassen. Der Schock saß tief. Aber er war schnell wieder vergessen, denn die Red Sox spielten ja abends und man konzentrierte sich nur noch auf das Spiel. Die Bostonians gewannen sensationell und eine ganze Stadt drehte durch. Am Tag danach hatte die Hälfte der Stadt keine Stimme mehr, aber dafür Red Sox Mützen auf dem Kopf.

Am Samstag, 02.11., war dann die große Parade der Red Sox. Diese ging durch die ganze Stadt und über eine Million Menschen feierten die Mannschaft. Die Leute kamen von überall und reisten teilweise sogar mit dem Flugzeug an. Die Amerikaner sind halt einfach verrückt. Es war geplant, dass das Team mit Duck Boats (Amphiefahrzeuge, die eigentlich dazu benutzt werden, den Touristen die Stadt zu zeigen) durch die ganze Stadt fährt und anschließend noch eine Tour durch den Charles River macht. Dieses Event durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich suchte mir mit Karla (die ausnahmsweise mal pünktlich war) einen Platz, von dem aus wir die Parade sowohl auf der Straße als auch im Wasser sehen konnten. Am spektakulärsten fand ich jedoch nicht die Parade, da ich die meisten Spieler sowieso nicht kannte, sondern die Fans. Gänsehautfeeling pur, wenn man zwischen all den Menschen steht, die die Mannschaft so feiern.

Jetzt hab ich euch mehr oder weniger ein bisschen auf den neusten Stand gebracht. Am Freitag hatte ich meinen letzten Schultag, was bedeutet, dass ich morgen anfangen werde zu reisen. Mein erstes Ziel sind die Niagara Fälle und anschließend geht es nach Chicago.

Ich hoffe, dass ich bald nochmal die Zeit finde, euch von meinen Erlebnissen zu berichten, bevor es nochmal zurück nach Deutschland geht.

Bis dahin,

Josephine :-)