Stadtgang mit abschliessender Lightshow

20.July 2011 - Ventspils


Das Wetter ist zunächst sonnig und warm. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Rad in die Stadt. Am Hafen entlang geht's zunächst zum Marktplatz, wo die Betreiber ihre Stände gerade abbauen. Nachdem wir uns in einem Café - pardon: Kaffenia - gestärkt haben, geht es die Pils Iela entlang. Pils hat hier nichts mit Bier oder Waldbewohnern zu tun, sondern heißt Schloss. Pils Iela heißt also einfach Schloss Straße.

Man ist schwer am Arbeiten, das Stadtbild wieder herzurichten. Aber dennoch das übliche Bild: Hübsch restaurierte Häuser wechseln sich mit wahren Ruinen ab, denen man zwar ansieht, dass sie zu ihren besten Tagen auch mal hübsche Gebäude waren, aber heute dem Verfall ausgesetzt sind.

Fast am Ende der Straße steht dann das Schloss. Die Fassade ist nahezu wieder hergestellt, z.T. aber noch eine Baustelle. Innen ist der Teil des Schlosses, der lange Zeit als Gefängnis gedient hat, zu einer Dauerausstellung zum Thema Verfolgung durch die russischen Besatzer eingerichtet worden. Leider versteht man keine Einzelheiten und auch das o.a. Thema kann nur vermutet werden, denn englische oder gar deutsche Beschriftungen fehlen. In einem Raum ist ein Häftling abgebildet, in einem anderen laufen abwechselnd zwei Videos, die vermutlich einen ehemaligen Insassen und eine ehemalige Insassin ihre Geschichten erzählen lassen. Schade, dass wir kein Wort davon verstehen können.

Der Rest des Schlosses ist verschiedenen Ausstellungen zur Schloss- und Stadtgeschichte gewidmet. Für uns am interessantesten war der Teil, in dem die Zeit der deutschen Herrschaft um die Jahrhundertwende des vorletzten Jahrhunderts mit vielen Exponaten dargestellt wird. Es sind Kleidungsstücke sowohl der Kaufleute als auch der Dienstboten ausgestellt, Küchengeräte, Schreibmaschinen und eine große Spieluhr. In vielen Fotos und Postkarten kann man Gebäude mit Ansichten der damaligen Zeit und heute vergleichen. Dabei fällt auf, das im Erdgeschoß der meisten Gebäude Läden eingerichtet waren und darüber die Wohnungen der Kaufleute lagen. Eine freundliche Dame des Museums hat uns dies alles auf deutsch erklärt. Das war sehr informativ.

Danach haben wir im Restaurant des Schlosses gegessen. Zunächst draussen sitzend mussten wir zum Essen doch einem Regenschauer weichend das Innere des Restaurants aufsuchen. Obwohl das alte Kellergemäuer sehr gemütlich eingerichtet war, wurden wir doch gefoltert, denn die ganze Zeit lief eine CD mit deutschen Schlagern der 70er Jahre. "Schöne Maid" habe ich drei Tage später immer noch nicht wieder aus dem Kopf gehabt.

Wir haben den Tag dann ruhig auf dem Campingplatz ausklingen lassen und sind abends noch kurz durch einen Park über die Dünen spaziert, um den Sonnenuntergang zu sehen. Was wir aus Osten aufziehen sahen, lies uns aber nicht lange verweilen, denn es kam eine pechschwarze Gewitterfront auf uns zu. In der Nacht hat es dann auch gleich zwei kräftige Gewitter mit Starkregen gegeben, so dass an Schlaf nicht viel zu denken war.