In love with Sydney

20.January 2011 - Sydney


Jetzt hab ich tatsächlich schon lange nichts mehr von mir hören lassen.
Aufregende Zeiten in Sydney...

Als wir in Sydney angekommen sind, haben wir kurz ins Hostel eingecheckt und sind dann auch gleich raus um uns ein bisschen
umzuschauen. Wie automatisch hat es uns Richtung Harbour Bridge gezogen. Wir liefen die Straßen entlang, um uns lauter Hochhäuser, gestylte Menschen, überall der Duft nach irgendwelchen Köstlichkeiten, tausend Shoppingmöglichkeiten, Cafe´s und Restaurants. Als wir da entlang geschlendert sind wusste ich gleich, dass ich hier bleiben will.
Ich hab mich Hals über Kopf in die Stadt verliebt. Ich hab über beide Ohren gestrahlt und war einfach nur glücklich, hier zu sein. Als wir an der Harbour Bridge angekommen sind hat es mir den Atem verschlagen. Und das lag nicht nur an
den vielen Treppen, die wir auf die Brücke gelaufen sind. Der Blick auf die Oper. Ich stehe auf der weltberühmten Brücke und schaue auf das weltberühmte Opera House. So oft hatte ich es im Fernsehen gesehen und plötzlich stand ich da.
Ich war völlig angespannt und hatte Gänsehaut am ganzen Körper.

Nadine und ich sind dann einen Tag nach Ankunft in Sydney im Apartment eingezogen. Als wir es besichtigt hatten, waren wir schon völlig hin und weg. 515 Kent Street. Mitten in der City. Viel mehr im Herzen geht fast nicht. Im 17. Stock findet
sich das - mittlerweile legendäre - Apartment. Zwei Schlafzimmer, 4 Jungs in einem, 4 Mädels im anderen Zimmer. Jedes Schlafzimmer hat ein Bad, ein Wäscheraum, Küche, Esszimmer, Wohnzimmer und Balkon. In Deutschland würde man in so einer
Wohnung alleine oder zu zweit wohnen. Da man sich in Sydney das nicht leisten kann, wohnen wir eben zu 8. da :-)
Columbianer, Brasilianer, Engländer, Franzose und zwei Französinnen. Multi kulti, spektakulär. Haben sogar ein Fitnesscenter, ein Whirpool, Swimmingpool und Sauna die wir nutzen können.

Oli kam bei seinem Vermieter aus Deutschland unter. Dafür muss er nur im Haus aushelfen, sich um Garten und Pool etc. kümmern.
Jetzt hat er aber auch angefangen, im Restaurant zu arbeiten. Wenn er dort arbeitet, sehen wir ihn eigentlich gar nicht.

Die ersten Tage habe ich einfach meine neue Liebe Sydney genossen. Bin immer nur auf der George Street (die Hauptstraße) hoch und runter gelaufen, hab mit dem fettesten Grinsen jedes Hochhaus inspiziert. Hab mich bei Sonnenschein in den Royal Botanic Garden gesetzt, bin an der Oper entlang gelaufen um die Atmosphäre zu genießen,
hab mir Kaffee geholt und hab den Straßenmusikern gelauscht und am Bondi Beach gelegen um die Menschen, speziell die Surfer, zu beobachten :-).

Nachdem ich mich dann irgendwann wieder eingekriegt hab war es nun an der Zeit nach nem Job zu suchen. Hatte ja schließlich nach 2 1/2 Monaten ne leere Reisekasse.
Wir haben unseren Lebenslauf, den wir zu Hause vorbereitet hatten, in nem copy shop ausgedruckt und sind einfach überall hin um uns zu bewerben. Einkaufsläden, Restaurants, Cafe´s und überall wo wir ein Schild gesehen haben, dass sie Leute suchen.
Der Tag sah eigentlich immer so aus, dass wir den Vormittag damit verbracht, nach Stellen im Internet zu suchen und am Nachmittag sind wir durch die Straßen gezogen. Na gut, ein paar Strandtage haben wir dazwischen auch eingelegt :-).

Nach mehreren Probearbeitsstunden hier und da hatten wir aber immer noch keine Zusage für eine Stelle. Langsam wurden wir schon depressiv und wir hatten keine Lust mehr, überhaupt die Internetseite mit den Stellenangeboten zu öffnen.
Alle unsere Mitbewohner sind fleißig arbeiten gegangen und wir saßen den ganzen Tag vor dem Rechner.
Alles, was wir bis dahin bekommen hatten, war ein Promotionjob für Festivals in Sydney. Also sind wir abends um die Häuser gezogen um Leute anzuquatschen, ob sie nicht Tickets für das Festival kaufen wollen. Da die meisten aber einfach nicht so
auf der Straße kurzerhand 70 Dollar für ein Ticket ausgeben, war auch dieser Job eher ... wie ich soll ich sagen ... semierfolgreich. Den größten Benefit den wir hatten, war selbst auf eins der Festivals gehen zu dürfen. Mit einem VIP Bändchen :-). Direkt am Bondi Beach, super DJ´s, super Wetter, sogar Oli konnten wir mit reinschmuggeln - spitzenklasse.

So begann dann die Weihnachtszeit. Alle hatten frei und es war immer was los in unserer Bude. Das Wetter war hervorragen und wir waren beinahe jeden Tag am Strand. So ist die Jobsuche dann etwas kürzer getreten.

Den heiligen Abend haben Nadine und ich erstmal standesgemäß in der Kirche begonnen. Danach haben wir uns alle im Apartment versammelt, um geschlossen zum Feuerwerk am Darling Harbour zu gehen. Anschließend sind wir dann zum Apartment von Virginia und Kaka (unser brasilianisches Traumpaar) gegangen um dort mit gaaaanz vielen anderen, vor allem Brasilianern, den heiligen Abend zu feiern. Jeder hat was zum Essen gemacht und seine Getränke mitgebracht. Es gab Truthahn, Rollbratenund tausend brasilianische Köstlichkeiten. Von mir gabs ne italienische Köstlichkeit - Tiramisu.
Ein unglaublich lustiger Abend, es wurde getrunken, Blödsinn gemacht, getanzt. Es war ne reine Pracht, den Brasilianern beim Tanzen zuzuschauen. Merenge, Salsa, wie es nicht alles heißt, sehr heiß auf alle Fälle. So ging die Nacht vorüber und
ein neuer Tag brach an. Gut gelaunt und mit jede Menge Gelächter sind wir dann am Morgen des 25.12., bei Sonnenschein
zurück in unser Apartment gelaufen.

Zu Silvester gab es genau zwei Dinge, die man in Sydney unbedingt hätte machen müssen. Entweder das berühmte Feuerwerk an der Harbour Bridge anschauen oder zum Bondi Beach. David Guetta, Armand van Helden und viele andere tolle DJ´s haben dort aufgelegt. Wir haben uns für letzteres entschieden. Auch Silvester war sehr brasilianisch. Zum Vorglühen gings zu ner Bekannten die in der Nähe des Bondi Beach. Nach nem feucht fröhlichen Start bei Sonnenschein sind wir zum Festival gegangen.
Dort haben wir uns alle aber relativ schnell verloren. Wir haben die ganze Zeit einfach nur getanzt und sind ausgeflippt.
War ein tolles Silvester. Tolle Leute, tolle DJ´s, tolle Atmosphäre und dass ganze bei ca 25 Grad. Ich könnte mich dran gewöhnen :-).

Nachdem alle Feierlichkeiten vorbei waren, wurde es wieder Zeit zum Ernst des Lebens zurückzukehren. Piotr, mein Ex-Arbeits-
kollege aus Hamburg, hat in der Nähe von Sydney einen Freund mit ner Pferderanch. Er meinte, ich sollte mich mal bei ihm melden, er sucht ne Angestellte für die Pferde und so. Hab nie darüber nachgedacht, so etwas zu machen, aber hat
sich dann doch ganz gut angehört. Das richtige australische Leben, 1h nördlich von Sydney. Meine Vorstellung davon war:
Ich lebe auf einer Ranch, werde in das Familienleben integriert, ständig kommen Freunde zu Besuch mit denen man beim Barbecue
nen schönen Abend verbringt, man spricht ständig mit Australiern und verbessert automatisch sein englisch und kümmert sich eben um Pferde und alles andere, was auf einer Ranch so anfällt. Hatte dann mit David, dem Besitzer der Ranch telefoniert,
der meinte ich könnte im Gästehaus einziehen und am 11.01. starten. Erstmal für vier Wochen und dann sieht man, ob ich noch bleiben will oder darf :-). Also, spontan wie ich bin - hab ich zugesagt. No risk, no fun. Apartment in Sydney gekündigt und ab in die Wildnis!
Der Abschied von allen Mitbewohnern ist mir sehr schwer gefallen. Vor allem von Nadine. Nadine, Oli und ich sind echt Dicke miteinander. Wir haben so viel zusammen erlebt und durchgemacht, dass schweißt schon sehr zusammen. Wir sind ganz enge Vertraute geworden. Sogar unsere Mitbewohner. Man erzählt sich nicht nur irgendwelche Oberflächlichkeiten. Wir sind wahre
Freunde geworden und nennen uns sogar Familie.

Zwischenzeitlich hat sich ziemlich viel Zeug bei mir angesammelt. War shoppen, hab Bettwäsche von Dalia geschenkt bekommen, Eltern haben uns Bettüberzüge und paar Klamotten zugeschickt. Also bin ich mit meinem Koffer, der mittlerweile bestimmt 5kg mehr wiegt, einem Rucksack, zwei Handtaschen und einer großen Tüte mit Bettwäsche zum Bahnhof gelaufen. Kurz noch von Oli
verabschiedet, weil der nach Neuseeland abhaut und rein in den Zug. Als ich irgendwann umsteigen musste ist mir die Tüte gerissen, in der ich die Süßigkeiten hatte, die wir von zu Hause geschickt bekommen haben. Also lagen Knoppers und Co.
irgendwo auf dem Bahnsteig rum. Zwei nette Frauen haben mir dann geholfen alles aufzusammeln und haben mir sogar ein paar Taschen abgenommen. Dann haben sie für mich das Bahngleis gesucht wo ich hin musste und sind mit mir dahin gegangen.
Ist in Australien normal auf so hilfsbereite Menschen zu treffen. Mich versetzt es immer wieder in Staunen.

Am Bahnhof angekommen, war David auch gleich da. Sind zuerst noch in Supermarkt bevor ich dann mein Ziel Revelwood erreichte.
David hat mir das Gästehaus gezeigt und mich zusammen mit meiner Vorgängerin zur Lasagne im Haus eingeladen. Nachdem ich dann
die ganze Familie inklusive aller Haustiere kennengelernt habe, gab mir Jana bei nem White Russian die Einweisung, was alles
zu tun ist, wer wie tickt, Insiderinformationen etc. Am nächsten Morgen ging es dann schon los... Pferde füttern, Ställe ausmisten, Pferde von der Koppel holen und zum Ausritt bereit machen, Wassereimer auffüllen, Hühner füttern...
der Job an sich ist sehr anstrengend, hab in meinem Leben wohl noch nie so hart gearbeitet. Hab Blasen an Händen und Füßen,
überall blaue Flecken und Schürfwunden. Aber alles nicht so schlimm. Schlimmer ist, dass ich jeden Abend alleine in meinem Häuschen sitze und nicht weiß was ich tun soll. Hab hier keine Mitbewohner oder Arbeitskollegen mit denen ich noch
was unternehmen könnte. Ich sitz nur sinnlos in der Gegend rum. So hab ich mir das nicht vorgestellt. Ich brauch soziale Kontakte, sonst dreh ich durch. Nachdem ich Tage lang mit mir gehadert hab und mich dazu entschlossen hab, dass ich die
Sache nicht vier Wochen durchziehen kann, hab ich David gesagt, dass ich nach zwei Wochen zurück nach Sydney gehe.