Tolle WWOOFing Zeit

08.October 2011 - Warwick


So da das Landleben im Dorf Warwick nicht das interessanteste ist habe ich mich die letzten Wochen entschieden diese in einem längeren Blog zusammen zufassen. Angefangen mit der Ankunft in Warwick bei der wir uns mit der eigentlich Gastmutter Amber bei Mc Donalds getroffen haben. Wir folgten ihr dann zur nahegelegenen Farm auf der wir die anderen Bewohner kennenlernten. Paul, Ambers Ehemann, Wolf, Sequya, Finnigan, die drei Söhne, 15 Hunde, 6 Ziegen, 4 Schafe, 1 Kanarienvogel, 23 Hühner, 1 Pferd und Caro eine deutsche Bagpackerin aus München, welche schon seit einer Woche auf der Farm arbeitete. Von Amber erfuhren wir daraufhin, dass sie keine Wohnplätze mehr zur Verfügung hatte, wir aber bei ihrer 63 jährigen Mutter Kay wohnen könnten. Wir folgten Amber im Auto und erreichten etwa 8 Minuten später Kay's Haus, unser neues Zuhause. Unserseits kamen erste bedenken auf um welche Art von Hilfe es sich bei der alten Frau wohl handeln würde, doch die folgenden Wochen zeigten, dass es lediglich um Putzen, Kochen, Aufräumen und Gartenarbeit ging. Das Haus hat geschätzte 130 Quadratmeter, 8 Zimmer und ist sehr offen im Sinne von nicht zu gestopft eingerichtet. Die Wohnung umfasst eine Küche, ein Wohn-/Esszimmer, ein Gästezimmer, ein Arbeitszimmer, ein Meditationsraum, ein Badezimmer und Kay's Zimmer mit angrenzendem Badezimmer. Kay selbst stellte sich als eine geistig sehr fitte, lebensfrohe Frau heraus, welche beruflich als Avatar tätig ist, allerdings zur Zeit nur sehr eingeschränkt diesem nachgehen kann, da sie körperlich fast halbseitig gelähmt ist, nachdem sie vor Jahren auf einer Farm mit Chemikalien verseuchtes Wasser getrunken hatte. Trotz dieser Behinderung schafft sie es mit Gehrolator durch die Wohnung zu laufen und ohne sogar Distanzen von einem halben Meter zu bewältigen, welches sehr beeindruckend ist dafür, dass sie ein Bein gar nicht mehr benutzen kann. Wir bekommen stets den Eindruck, dass sie durch ihre positive Einstellung die Kraft zu all dem nimmt. Das erinnert mich oft an Elfriede und ihren Werdegang in diesem Jahr. Sie schafft es auch erfolgreich diese tolle Einstellung an andere Personen weiter zugeben wie an ihre Patienten und uns. Auf die Frage wie sie sich selbst sieht antwortete sie mir gerade, dass sie im Laufe der Jahre viel an sich gearbeitet hat um ihren Ärger über Ex-Ehemänner und andere Personen in Freude, Freundlichkeit und positive Energie wie sie ihn bei ihren Enkeln empfindet weiterzuentwickeln. Das Faszinierende ist, wie jugendlich sie trotz ihres Alters und ihrer weitreichenden Lebenserfahrung geblieben ist. Sie versucht uns wo sie nur kann mit Mädels, die sie von irgendwoher kennt zu verkuppeln und hat auch keine Probleme witzig unter der Gürtellinie zu sein. Die ersten Tage bereiteten wir morgens das Frühstück für Kay vor und fuhren dann zu Amber auf die Farm um dort Unkraut zu rupfen, Zäune zu bauen, Beete anzulegen und ganz viel zu chillen. Wie sich herausstellte gab es die meiste Zeit nichts Zutun und so saß man mit dem Großteil der Familie im Wohnzimmer und guckte Filme, spielte Playstation oder beschäftigte sich sonst wie auf der Farm. Essen gibt es des öfteren aus Pauls eigener Snackbar, der einfach nach Feierabend eine riesige Portion Fish& Chips und Hamburger mitbringt. Bestellen dürfen wir dort jederzeit kostenlos was das Herz begehrt.
Nach zwei Woche begann Kay uns dann für sich zu beanspruchen und gab uns Arbeit in ihrem Haus und Garten. Die Wohnung wurde hygienisch auf Vordermann gebracht, die Fenster gereinigt und der Garten neu bepflanzt. All die Dinge, vor denen sich die gesetzliche Pflegerin Debby schon seit Jahren zu drücken scheint. Debby eine dicke kleine Frau, welche sehr freundlich ist aber von Bildung genauso wenig hält wie von ihren Arbeitszeiten, die sie hier und da einfach mal ne stunde oder zwei vorzeitig beendet. (Beispiel: Sie macht ihrer 16 jährigen Tochter, welche zur Schule geht zur Zeit klar, dass es das beste für sie sei, endlich schwanger zu werden, da Debbi wie sie uns erzählte, gerne Oma werden würde.) Nach der Wohnung und dem Garten wurde die Garage und die Gartenlaube aufgeräumt und die Veranda geschrubbt und geölt. Zwischendurch gab es dann noch Arbeit bei Alli im Garten, Ambers Tochter, die mit ihrem Verlobten schon in einem eigenen Haus wohnt. Bei dieser Gelegenheit haben wir uns dort an einem Orangenbaum bedient, mit etwa 200 Orangen welche wir in den folgenden Tagen zu etwa 8 Liter Orangensaft verarbeiteten. Wir müssen hier jedoch nur sehr wenig arbeiten vielleicht 2-4 Stunden am Tag, welche sich dann leider meistens über den ganzen Tag verteilen, sodass eine eigene Zeiteinteilung schwer fällt. Gekocht wird stets von uns unter Anleitung von Kay und natürlich nur Vegetarisch abgesehen von Fisch und Hähnchen. Diese Ausnahme erklärt sie sich aus dem Grund ihrer Vegetarischen Einstellung, dass sie es nicht vertreten kann, wenn Tiere aus dem Sozialleben ihrer Familie gerissen werden und da Fischen und Hühnern ihrer Meinung diese Wahrnehmung fehle empfindet sie bei diesen Arten auch kein Mitleid für den Verlust. Beispiele für bisher gekochte und für mich benennbare Gerichte sind: Sushi, Italienische Pasta, eine Art Eintopf, Veggieburger, Tortillas, Nachos mit selbstgemachten Dips, und vieles mehr.. . Jeden Tag nur Gemüse und Tofu und das Unglaubliche; ES SCHMECKT UNS!!!! . Und wir hatten auch schon richtiges Fleisch, da uns Kay von Zeit zu Zeit in verschiedene Restaurants einlädt.
Nachdem ich euch nun die Umstände unserer neuen Bleibe näher gebracht habe, werde ich euch unsere Freizeit-Aktivitäten noch etwas näher bringen.
Eines meiner neuen Hobbies hier ist Laufen. Ich laufe mittlerweile mindestens eine Stunde am Tag und bis zu 20 km. Nach kurzer Pause von drei Tagen aufgrund von Fußbeschwerden und dem Kauf neuer Laufschuhe ziehe ich das hier seit Ankunft stolz durch. Für mich denke ich, dass es ein Ausgleich zum Rauchen ist, da ich hier tatsächlich erfolgreich aufgehört habe. Sonst gehen wir ab und zu Angeln am Fluss mit zwei Billig- Angeln, die wir uns gekauft haben, gehen Reiten auf der Farm, im creek schwimmen, playstation zokken, meditieren, filme gucken und am Wochenende in Pubs feiern. Feiern bedeutet in Australien abgesehen von den Großstädten Spaß haben bis 1 a.m., danach schließt nämlich alles, es sei denn man fährt hier auf dem Dorf zu irgendwelchen Hausparties. Am Wochenende gehen wir meistens auf den Wochenmarkt, auf dem alles versteigert wird was ein Farmer so braucht, vom Maschendrahtzaun bis zur zehnköpfigen Schweinefamilie. Warwick selbst hat nicht allzu viel zu bieten und so fuhren wir das Wochenende über den 1-2.10 nach Surfers Paradise um uns dort mit zwei deutschen Freunden von Tim ebenfalls aus Hannover ein schönes Wochenende zu machen.
Tim und ich sind hier mittlerweile sehr bekannt, wie Stars in Warwick, da unser Europäisches Aussehen scheinbar sehr ins Auge fällt. Egal wo wir hin gehen laufen Mädels kichernd an uns vorbei, drehen sich um, rufen, fahren die Straße rauf und runter, verfolgen einem im Supermarkt oder wir bekommen einfach überdimensionale Portionen Eis bei Mc Donalds. Leider haben wir Erfahrungen wie diese in der Extremität bisher nur in Warwick kennengelernt. :D
WWOOFing lautet unser laufendes Programm hier. WILLING WORKERS ON ORGANIC FARMS. Das heißt zwar Essen und Unterkunft umsonst aber kein Geld. Aus diesem Grund versuchen wir seit 2 Wochen einen Job zu finden und haben und bereits bei Mc Donalds, Hungry Jack's (australischer Burger King), RSL (Disco, Hotel, Casino, und Restaurant in einem), DC (Verpackungsconcern für eine Discounterkette) und zu guter Letzt in einer Fleisch Fabrik beworben.
Bis auf die Fleischfabrik haben wir bis jetzt nur Absagen bekommen und für diese brauchen wir eine Impfung, die wir kommenden Freitag erhalten werden, um die darauf folgende Woche anfangen zu können.
Ich hoffe ich habe nichts Wichtiges vergessen. Ich vermisse euch sehr, das Haus Bochum, Mama, euch in Hamburg, Faruk, Chris, Etti, Stefan und viele mehr... Ich wünsche euch ein schönes Familientreffen falls das jemand noch rechtzeitig ließt: Schöne Grüße an alle!!! Werde ab jetzt versuchen wieder regelmäßiger zu berichten. Mir geht?s hier übrigens bestens ich hoffe euch auch... ;)