Schon längst hatte ich mich damit abgefunden, Melbourne nicht zu sehen. Eigentlich war es überhaupt kein Thema mehr. Von Darwin sollte es mit einem erneuten kurzen Zwischenstopp in Adelaide zurück nach Sydney gehen. Dort hätte ich dann noch mal knapp 10 Tage gehabt. Genau in diese Zeit wäre der Start der australischen Skisaison gefallen. Schon seid geraumer Zeit habe ich davon geträumt und darauf spekuliert den verlorenen letzten Winter in Form eines Wochenendskitrips zu den Snowy Mountains nachholen zu können. Das wäre echt die absolute Krönung gewesen. Das Tüpfelchen auf dem i. Das Sahnehäubchen auf einer Torte. Der krönende Abschluss von über 8 Monaten in Australien und Neuseeland.
Dieser Traum baumelte aber an einem seidenen Faden, denn besonders zu Beginn der Skisaison ist die Schneesicherheit hier noch nicht gegeben. Im Zug von Darwin nach Adelaide hatte ich laaaange laaaaaaange Zeit mir das noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Ziemlich genau 50 Stunden nämlich. =) Letztendlich hab ich dann den Entschluss gefasst mich nicht der Güte der Wetterfee abhängig zu machen, um dann eventuell doch enttäuscht zu werden. Deshalb habe ich dann direkt nach der Ankunft in Adelaide meinen Zug nach Sydney eine Woche nach hinten verschoben und einen 5-Tagestrip nach Melbourne einzuschieben. Da hatte ich echt noch Glück, denn ich habe geradeso den vorletzten Platz im Zug ergattern können.
Als ich mir den Wetterbericht für Melbourne anschaute, hat meine Euphorie allerdings einen Dämpfer erlitten: die gesamte Woche über Tageshöchstwerte von 11°C, nachts runter bis auf 5°C und regnerisch. Typisch australisch halt. Ne, mal im Ernst, ich hätte vor dem Antritt meiner Reise niemals gedacht, dass es hier so kalt werden kann. Ich habe mich die ganze Zeit nur in FlipFlops und Shorts rumlaufen sehen. Ab und zu vielleicht auch mal ein T-shirt. =)
Für den Norden trifft das auch sogar zu. Für die ?Top-Ender? in Darwin ist es ?kalt?, wenn man nachts die Klimaanlage ausstellen kann. Für den Großteil Australiens trifft das aber leider ganz und gar nicht zu?
Natürlich hab ich keine Winterklamotten mitgebracht und deshalb kommt wieder die Zwiebeltechnik zu Einsatz. Als ich spät abends in der Stadt ankam, wurde ich auch direkt ordentlich nass. Auf dem schnellsten Wege gings zum Hostel, dass 20 Minuten außerhalb des Stadtzentrums am Meer liegt, was zu dieser Jahreszeit aber ein wenig frisch ist.
Am nächsten Morgen machte ich mich früh mit der Straßenbahn auf in die Stadt. Irgendwo bin ich dann ausgestiegen und wollte eine Stadtrundfahrt mit dem kostenlosen Tourist Shuttle machen. Auf dem Weg zur Haltestelle habe ich aber gleich so viel Interessantes gesehen, dass ich erstmal einige Stunden zu Fuß durch die Stadt lief, planlos, einfach von einem Interessanten Gebäude zum nächsten. Ich lief mir wirklich das Profil von den Schuhsohlen. Pausenlos schoss ich Fotos und der eisige Wind trieb mir schnell das Gefühl aus dem Finger, was das fotografieren zwar deutlich erschwerte, mich aber nicht davon abhalten konnte. Melbourne ist echt komplett verrückt. Damit meine ich nicht die Leute auf den Straßen, sondern die Architektur und die Gebäude. Eins verrückter als das andere, am besten schaut ihr euch einfach die Bilder an, dann versteht ihr, was ich meine. Neben diesen teils sehr futuristischen Gebilden, die in jedem Science Fiction Movie eine gute Figur abgeben würden, gibt?s es aber auch viele majestätische, palastartige Bauwerke, wie zum Beispiel das Parlament, das Rathaus oder das Royal Exhibition Building, die allesamt äußerst prachtvoll und imposant sind.
Außerdem gibt es in der Stadt wahnsinns Sportstätten. Zu allererst sind da natürlich die Formel-1 Strecke im Albert Park und die Stadien der Australien Open zu nennen. Außerdem gibt es aber noch ein riiiiesiges Cricketstadion, in das 100000 Menschen passen. Unglaublich, dass überhaupt so viele Menschen diesen gewöhnungsbedürftigen, nicht besonders aufregenden Sport verfolgen (nichts gegen Cricket, aber das ist echt nicht meins). Dann gibt es noch ein Footballstadion mit einer Kapazität von etwa 60000. Ebenfalls riesig. Natürlich gibt?s auch noch ein eigenes Stadion für Fußball und Rugby und ein weiteres hauptsächlich für Konzerte.
Neben all den Gebäuden geraten die unzähligen kleinen und großen, wunderschönen Parks fast in Vergessenheit. Dabei zählt der Melbourne?sche Botanische Garten zu den besten der Welt. Neben tausenden von verschiedenen Pflanzen, einem See und einigen Inseln, gibt es dort außerdem ein Observatorium. Durch Zufall war ich genau zu einem ganz besondern Tag dort. Am 6. Juni gab es nämlich ein Jahrhundertnaturereignis zu bestaunen, einen so genannten Venusdurchgang. Dabei stehen Sonne, Venus und Erde genau auf einer Linie, die Venus in der Mitte. Ähnlich wie eine Sonnenfinsternis also, nur dass die Venus viel weiter entfernt ist als der Mond und deshalb nur als kleiner schwarzen Punkt auf der Sonne zu sehen ist. Die Bahnen von Erde und Venus liegen etwas angewinkelt zu einander, sodass dieses Ereignis maximal zweimal pro Jahrhundert auftritt, manchmal aber auch kein einziges Mal. Falls jemand den nächsten Venusdurchgang mitverfolgen möchte, er ist 2117. =P Mal wieder was gelernt.
Ein bisschen Kultur hab ich mir bei dem schlechten Wetter auch noch gegeben. Die National Gallery of Victoria stellt Werke Internationaler Größen wie Rembrandt, Monet und Manet aus. Ab und an ließ sich sogar die Sonne noch blicken, was der Stadt vor allem auf den Fotos einen schönen Teint verlieh.
Ich bin zwar immer noch etwas traurig, dass es mit dem Skiurlaub so knapp gescheitert ist, aber Melbourne noch gesehen zu haben war auf jeden Fall auch ein Ereignis und tröstet mich ganz gut darüber hinweg.
Was ich noch nicht realisieren kann ist, dass ich in zwei Wochen schon wieder zu Hause bin. Die Vorstellung ist einfach zu unwirklich. In Australien bin ich sogar nur noch kaum mehr als eine Woche =(. Wo ist die ganze Zeit bloß hin???