Outbacktour1

14.May 2012 - Uluru


Ayers Rock, Kings Canyon und die Olgas. Oder auch: Uluru, Watarrka und Kata Tjuta (Aborigine Namen). Das waren die drei Highlights der vergangenen Tage. Es war saaaa-geeen-haft. Absolut beeindruckend in vielerlei Hinsicht.
Der gängigste Weg diese wundersamen Gebilde der Natur im Herzen Australiens, also ziemlich genau in ?the middle of nowhere? zu besichtigen, ist eine dreitägige, geführte Outbacktour. Dafür hab auch ich mich entschieden.
Tag1:
Um Sechse in der Früh wurde ich vor dem Hostel aufgegabelt und dann hieß es erst einmal lange Autofahren, denn obwohl es auf der Landkarte nach einem Katzensprung aussieht, sind es mehrere hundert Kilometer, die zwischen Alice Springs und den besagten Sehenswürdigkeiten liegen. Glücklicherweise war unser Bus mit 13 Mann plus Guide nur zur Hälfte gefüllt.
Nach gar nicht allzu langer Fahrt trat der Fahrer in die Bremsen und riss die noch müde Gruppe aus dem Halbschlaf. Grund für den abrupten Stop war eine Gruppe wilder Kamele, die vor uns über die Straße lief. Nichts Ungewöhnliches hier im Outback. Rund 20.000 von ihnen sind vor der Zeit der Motorisierung als Transportmittel um das Outback zu forschen eingeführt worden. Seitdem haben sie sich enorm vermehrt und heute stellen die rund 1,2 Millionen Exemplare eine regelrechte Plage dar. Sie trinken mit ihrem beinahe unstillbaren Durst (laut Guide bis zu 200 Liter auf einmal) anderen Lebewesen das knappe Wasser weg. Wenig später konnten wir dann am Straßenrand zwei auf einem Baum sitzende Adler erspähen. Im Laufe der Tour haben wir noch einiges mehr an Wildlife zu sehen bekommen, darunter pinke Kakadus, rote Riesenkängurus, Rock Wallabies, Hill Wallabies, Emus, einen Dingo und noch mehr Kamele und Adler.
Am ersten Tag steuerten wir auf den Kings Canyon zu. Diese Schlucht, die sich in die unendlichen Weiten des Outbacks öffnet, ist durch tektonische Aktivitäten entstanden. [Im Englischen gibt es zwei Wörter für ?Schlucht?. Zum einen ?Canyon? und zum anderen ?Gorge?. Der Unterschied liegt in der Entstehung der jeweiligen Schlucht. Eine ?Gorge-Schlucht? ist durch einen Fluss ausgewaschen worden. Ein Canyon entstand durch Bewegungen tektonischer Platten. Somit müsste der ?Grand Canyon? also korrekterweise ?Grand Gorge? heißen. Aber das nur am Rande.]
Bei einer dreistündigen Wanderung haben wir einiges an Aborigine-Kultur erfahren, atemberaubende Ausblicke genießen und uns im ?Garden of Eden? entspannen können. Letzteres ist ein zwischen felsigen Wänden verstecktes Wasserloch am Boden der Schlucht, das wie eine Oase in der Wüste von einer grünen Pflanzenvielfalt umrankt ist. Unter anderem finden sich hier auch Pflanzen, die schon auf dem Speiseplan der Dinosaurier standen. Sie haben im Schutze der Felsen Millionen von Jahren überlebt.
Die Felsformationen in Zentralaustralien gibt es schon unvorstellbar lange, die ältesten schon viele Millionen von Jahren, nicht 20 oder 30 Millionen, sondern wahrscheinlich mehr als 900 Millionen Jahre.
Einige der Gebirge hier in der Gegend sind so alt, dass sie aufgrund von Erosion schon zu mikrigen Häufchen zusammengeschrumpft sind. Einst soll es hier Berge gegeben haben, die über 12000 Meter in den Himmel geragt haben. Das ist über 3km höher als der heutige höchste Berg der Welt. Unvorstellbar.
Nach dieser Erfahrung hatten wir dann wieder eine lange Strecke bis zu unserem nächtlichen Camp vor uns (mit Zwischenstopp in einem Roadhouse, wo wir uns mit etwas Bier und Wein für die nächsten Tage eindeckten, wahrscheinlich das wertvollste/teuerste Dosenbier, was ich je getrunken habe). Als wir ankamen war es bereits dunkel. Aber auch bei Tageslicht hätte es nicht viel zu sehen gegeben. Einzig und allein ein Plumpsklo und eine als Feuerstelle zweckentwendete Duschwanne bildeten das ?Camp?. Fließendes Wasser gab es natürlich nicht, geschweige denn Strom. Aber einen Barbecue hatten wir im Gepäck, auf dem ich dann bei Taschenlampenschein unser Abendessen grillen dürfte. Auf der Speisekarte standen Würstchen, gegrillte Zwiebelringe, gemischter Salat und Nudelsalat, verschiedene Soßen und als Empfehlung des Tages: Kamel-Burger. Äußerst bekömmlich muss ich sagen.
Neben den Programmpunkten gab es noch ein weiteres absolutes Highlight, das in den Werbebroschüren der Touren gar keine Beachtung findet, mich aber echt beeindruckt hat, der Sternenhimmel. Der Himmel war absolut wolkenlos. (Gerade, während ich in der Sonne liegend diesen Text hier tippe, kann ich am Horizont auf dem strahlend blauen Himmel ein paar hauchzarte, weiße Wolkenschleier entdecken - die Ersten seit fünf Tagen.) Weit und breit gab es keine Lichtquelle (bei ausgeschalteten Taschenlampen und ein Stück weg vom Feuer natürlich). Zudem ist der Mond zur Zeit sehr schmal, sodass die Sterne besonders hell leuchteten. Es waren tausende und abertausende kleine und größere Lichtpunkte von denen wir umgeben waren. Die Milchstraße (engl. Milkyway) war deutlich zu erkennen. Die Wirkung war unglaublich. Der Sternenhimmel umgab uns wie eine Kugel, denn es gab im gesamten Blickfeld nichts, was die Sicht versperrt hätte. Dass heißt, man brauchte nicht einmal nach oben blicken um die Sterne zu sehen, man sah sie auch wenn man gerade nach vorne blickte, man sah sie wenn man nach hinten blickte und man sah sie auch wenn man zu den Seiten schaute. Sie waren überall. Ich musste in diesem Moment an Schneekugeln denken. =)
Das ist sogar in zweierlei Hinsicht passend. Nicht nur, dass man umgeben war von einer Sternenhimmelskugel, auch die Temperaturen lagen nur knapp über dem Gefrierpunkt. Während die Thermometernadel tagsüber an der 30°C Marke kratze, hatten wir nachts nur bitterkalte 2°C. Und um bei 2 Grad unter freiem Himmel nicht zu erfrieren, sind natürlich ein paar Schutzmaßnahmen nötig. Am wichtigsten ist der so genannte ?Swag?. Das ist eine Art Schlafsack aus stabilem Kunststoff mit integrierter, dünner Matratze. In diese Hülle kommt ein normaler Schlafsack, in dem man schläft. Zusätzlich kam noch die Zwiebeltechnik zur Anwendung. Die erste Schicht war ein Odlo Skiunterhemd, darüber ein normales T-Shirt, ein Pulli, eine Trainingsjacke und als Außenhülle eine Regenjacke. So eingepackt ließ es sich auch bei dieser Kälte kuschelig warm schlafen.
Tag 2:
Um 5 Uhr morgens gab es ein schnelles aber reichhaltiges Frühstück und nachdem der Grill abgebaut und die Swags eingerollt und im Anhänger verstaut waren, ging es eine Stunde später in Richtung Uluru-KataTjuta-Nationalpark.
An diesem Tag standen auf dem Programm: die Olgas/Kata Tjuta und der Sonnenuntergang am Uluru/Ayers Rock.
Kata Tjuta sind 36 Felsdome. Sie glühen in der gleichen rötlich, rostbraunen Färbung wie der Ayers Rock und liegen nur rund 40 Kilometer entfernt und damit noch in Sichtweite zu ihm. Mit bis zu 546 Metern Höhe sind sie sogar fast 200 Meter höher als ihr berühmter Nachbar (348m). Das Gestein ist ziemlich außergewöhnlich. Es ist kein schroffer Fels wie man ihn beispielsweise aus den Alpen kennt, sondern es besteht aus unzähligen etwa tennisball- bis gymnastikballgroßen Steinen, die durch eine Art natürlichen Zement zusammengehalten werden. Zudem gibt es keine scharfen Kanten, Risse oder Spitzen, es ist alles schön abgerundet. Sieht sehr unwirklich aus, eher wie von Menschenhand geschaffen. Entstanden sind die Olgas in einer Zeit, in der Meer das heutige Australien überflutet hat, was etwa im Zeitraum von 900-350 mio.Jahren vor unserer Zeit der Fall war. Durch den enormen Druck der Wassermassen sind Steine, Schlamm, Sand und andere Ablagerungen zu einer festen Masse zusammengepresst worden. Auf der Rundwanderung durch die Olgas hätte es mich kein bisschen gewundert, hinter der nächsten Ecke plötzlich einem Dinosaurier in die Augen zu blicken. Es scheint dort abgeschirmt und isoliert hinter den Felsen eine andere Welt zu geben. Wir konnten unseren Augen kaum trauen, als wir eine erste Anhöhe erreicht hatten und der Blick frei wurde auf dieses ?Innenleben?. Der Wahnsinn.
Später am Tag ging es dann zum Ayers Rock höchstpersönlich. Zunächst statteten wir noch dem Culture Centre einen Besuch ab. Dort haben wir einiges über die Kultur der Aborigines erfahren, was ich aber leider nicht wirklich wiedergeben kann. Es gibt einfach zu viele Unaussprechliche Namen und Bezeichnungen, die man sich unmöglich merken kann. Es gibt allein mehr als 40 verschiedene Wörter für ?Wasser?. Dann hatten wir die Wahl: einen Teil des Base Walks zu machen, den Rundweg um den Felsen, oder ihn zu besteigen. Letzteres hätte ich nur zu gerne gemacht und die Entscheidung ist mir echt schwer gefallen. Aber da die Aborigines es nicht wollen, dass man ihn besteigt, habe ich es dann gelassen. Das muss man respektieren. Sie leben hier schon etwa 30000 Jahre und wenn einem Menschen etwas auf einer ihrer heiligen Stätten zustößt, fühlen sie sich dafür schuldig und reagieren darauf mit abartigen Selbstbestrafungen.
Danach ging es dann auf dem schnellsten Wege zur Sunset Viewing Area. Sie ist so angelegt, dass man genau zwischen Uluru und der untergehenden Sonne steht. Von diesem Punkt hat man den besten Blick auf das sich bietende Naturschauspiel. Tagsüber ist er rötlich-braun, eine schöne Farbe aber nicht wirklich außergewöhnlich. Die untergehende Sonne aber bringt ihn zum leuchten, als wäre er eine Glühbirne. Zuerst wird das Rotbraun intensiver und heller, während der Rest der Umgebung langsam dunkler wird. Dieses geht über in ein dunkles Ziegelrot. Dann strahlt er noch einmal kurzzeitig besonders stark in leuchtendem Orange auf, bevor er seine Leuchtkraft verliert und über dunkelbraun zu dunkelgrau und schließlich schwarz übergeht. Das alles geschieht innerhalb von 4 Minuten. Schwer zu begreifen und noch schwerer zu beschreiben. Wir haben einfach gestaunt.
Diese Nacht verbrachten wir auf einem richtigen Campingplatz im Ayers Rock Resort. Dort haben wir noch eine kleine kulinarische Weltreise gemacht. Zuerst gab es Tortillas, gefolgt von Burgern und Kuchen mit Vanillesoße. Als Abschluss gab es Känguruschwanz.