NationalParks

27.May 2012 - Darwin


Darwin, die Hauptstadt des Northern Territory, hat allerhand Besonderheiten vorzuweisen. Darwin ist die einzige tropische Hauptstadt Australiens.
Es ist die einzige australische Stadt, die jemals bombardiert worden ist, nämlich von den Japanern im zweiten Weltkrieg. Daran wird man auch andauernd erinnert. Es gibt mehrere Museen, Denkmäler, Überbleibsel und besondere Führungen zum Thema Krieg. Ich will nicht sagen, dass sich hier alles nur um den WKII dreht, aber er hat auf jeden Fall einen sehr hohen Stellenwert.
Darwin ist 1974 vom Zyklon ?Tracy? fast völlig zerstört worden. Nur knapp 400 der damals 12000 Häuser haben der Zerstörungswut des Wirbelsturms standgehalten.
Darwins Bürger haben laut meinem Reiseführer den verhältnismäßig höchsten Bierkonsum Australiens.
Darwin ist unvorstellbar weit abgelegen. Es liegt viel näher zu Indonesien als zu Sydney, Melbourne oder Perth.
Das australische Sprungbrett nach Asien ist außerdem der Ausgangspunkt um zwei der bekanntesten Nationalparks des Landes zu besichtigen, Kakadu und Litchfield. Diese beiden und vor allem die vielen ?Salties?, die gefährlichen Salzwasserkrokodile, die dort Leben, waren der Grund, weshalb ich überhaupt zum ?Top End? gekommen bin.
Meine Zweitagestour zum Kakadu Nationalpark sollte dann auch gleich mit einem ?Jumping Crocodile Cruise? beginnen. Auf einem kleinen, vielleicht acht Meter langem Boot, auf dem ziemlich gequetscht 25 Leute Platz hatten, schipperten wir über den Adelaide River, der noch damit beschäftigt ist, die riesigen Wassermassen der Regenzeit, an deren Ende wir uns gerade befinden, abzutransportieren. Aufgewirbelter Sand und Schlamm machen das Wasser völlig undurchsichtig. Nach wenigen Metern erspähte der Guide bereits ein Krokodil, das am Ufer liegend die Wärme der frühen Morgensonne tankte. Langsam steuerte er darauf zu und das Krokodil, etwa 4 Meter lang und natürlich mittlerweile gewöhnt an Boote, lief ins Wasser und kam geradewegs auf uns zu geschwommen. Eine Assistentin lockte es mit einem schönen Stück Schweinefleisch samt Knochen an, was an einer Kordel von einem langen Holzstiel hing. Eine Art Krokodilangel also. Von Weitem sieht es aus wie Treibholz, doch dann erkennt man auf einmal die geschuppte, ledrige Reptilienhaut, die Zacken auf Schwanz und Rpcken und das große, lange Maul, was dazu gemacht ist, Knochen zu zermalmen und große Stücke Fleisch aus seinen Opfern zu reißen. Hätten wir nicht auf einem Boot gesessen, wäre das der Moment gewesen, an dem es zu spät ist. Dem Tod ins Auge blicken könnte man das auch nennen.
Dann, wenige Meter vom Boot entfernt tauchte es plötzlich ab, und das war besonders beunruhigend, weil es bedeutete, dass Krokodile überall um uns herum sein konnten, ohne das wir sie bemerkten. Zentimeter neben dem Bootsrumpf auftauchend, schnappte es plötzlich blitzschnell nach dem Fleisch, was aber gerade noch so von der geübten Helferin vor den messerscharfen Zähnen weggezogen wurde. Nun hielt sie es etwa einen halben Meter über der Wasseroberfläche über dem Kopf des Salties, das abwartend den Köder fixierte. Dann plötzlich ging es zum erneuten Angriff über und diesmal wurde klar woher der Name ?Jumping Crocodile Cruise? kommt. Seinen kraftvollen Schwanz als Schiffsschraube benutzend bohrte es sich regelrecht durch die Wasseroberfläche in die Höhe. Bis zu den Hinterbeinen ragte der massige Körper senkrecht und mit aufgerissenem, Furcht einflößendem Maul aus dem Wasser, also gut zwei Meter. Solch akrobatische, beinahe grazile Einlagen erwartet man vielleicht von Delfinen aber nicht von so einem tonnenschweren, dinosaurierähnlichen Monster - wirklich beeindruckend. Übrigens sind 4 Meter nur mittlere Größe, die größten Krokos können 7 Meter erreichen.
Wir haben dann bestimmt noch 20 weitere Krokodile gesehen und einige von ihnen auf diese Weise ?gefüttert?. Da wimmelt es echt nur so von Krokodilen.
Im weiteren Verlauf der Tour haben wir uns Aboriginie-Felsmalereien angeschaut. Endlich war der Guide auch mal ein richtiger Mann vom Fach, zumindest war er Halbaboriginie. Von ihm habe ich viele neue, interessante Dinge über diese Kultur erfahren können. Leider auch, dass die ein oder andere Sache, die mir ein früherer Guide erklärt hat so nicht stimmt. Das ist schade, wenn man sich da nicht immer hundertprozentig drauf verlassen kann, dass das gesagte auch stimmt. Außerdem waren wir an einem tollen Aussichtspunkt über den Park. Dort hat es etwas genieselt, aber wir waren sowieso schon nass geschwitzt von der schwülen tropischen Hitze. Dann ging es aber auch schon zum Camp für die Nacht. Diesmal wurde gezeltet. Zu Essen gab es im Boden gebratene Büffelwürstchen und Kängurusteak, beides sehr gut.
Nach einer stürmischen Nacht ging es am zweiten Tag zu einem riesigen Wasserfall, an dem eine Szene aus ?Crocodile Dundee? gefilmt wurde. Dort sind wir ein wenig gewandert und konnten im dem herrlich klaren Wasser schwimmen gehen. Später ging es zu einem kleinen Wasserfall, der sehr idyllisch im Wald versteckt lag. Ich habe noch nirgendwo so viele Schmetterlinge gesehen wie dort. Generell im ganzen Kakadu Nationalpark hatte ich Schmetterlinge in jeder Größe, Farbe und Musterung gesehen, aber an diesem Wasserfall waren sie wirklich in Schwärmen. Wunderschön diese zarten Tiere, wie sie so unbeschwert um das plätschernde Wasser herumflogen und miteinander spielten (so sah es zumindest für mich aus =) ).
Leider war es das im Großen und Ganzen aber schon. Im Gegensatz zu den bisherigen Touren war diese überhaupt nicht voll gepackt. Wir saßen mehr im Auto (endlich mal ein richtiger 4-wheel-drive Geländewagen) als alles andere. An den einzelnen Punkten haben wir viel Zeit gehabt, was natürlich einerseits schön ist, andererseits sieht man so aber natürlich weniger. Dass, was wir gemacht haben war wirklich toll, aber leider war es insgesamt sehr wenig, ich hätte da ein bisschen mehr erwartet. Vor allem, weil das die bisher teuerste Tour von allen war?
Nach einem Ruhetag ging?s dann nach Lichtfield. Ich hatte die beiden Touren über den selben Anbieter gebucht, und sofort kam mir irgendetwas bekannt vor. Erster Stopp des Tages war: ?ein Jumping Crocodile Cruise. Und zwar genau der gleiche wie drei Tage zuvor, was ich aber überhaupt nicht schlimm fand, denn der hatte mir richtig gut gefallen. Dieses Mal hielten sich die monströsen Megaechsen aber etwas zurück, wir sahen nur etwa halb so viele wie beim ersten Mal. Dennoch war es wieder sehr aufregend und wir wurden außerdem Zeuge, wie eines der Krokodile einem anderen, etwas kleineren gezeigt hat, wer der Boss ist.
Weiter ging es mit einem schönen ?swim? unter einem Wasserfall. (Ist im Englischen echt einfacher zu sagen. Auf Deutsch muss man dafür viel mehr Wörter benutzen?).
Danach ging es zu Termitenhügeln. Die gibt es hier im Norden wirklich wie Sand am Meer, überall wo man hinschaut (natürlich nicht in der Stadt,) ragen hunderte von diesen faszinierenden architektonischen Meisterleistungen der Natur aus dem Erdboden. Einige von ihnen stechen aber besonders heraus. Und das waren natürlich die, die wir sehen wollten. Zuerst schauten wir uns die so genannten ?Termiten Kathedralen? an, die besonders hohen. In unserem Fall etwa 5 Meter! Das war schon echt riesig, kaum zu glauben, dass diese kleinen ameisenartigen Tiere so etwas riesiges erschaffen können. Die höchsten Bauwerke sind sogar bis zu 7 Meter hoch. Wahnsinn. Die anderen besonderen Termitenbauten, die wir uns angesehen haben, waren die ?magnetischen?. Sie sind etwa ein bis zwei Meter hoch und etwa einen halben bis anderthalb Meter breit, aber platt wie eine Flunder. Sie standen zu Hunderten auf einer Lichtung. Ihre Form allein ist aber noch nicht das Außergewöhnliche. Was sie wirklich außergewöhnlich macht ist, dass sie alle exakt parallel zueinander stehen. Frontal betrachtet sehen sie beinahe quadratisch aus, aus einem anderen Winkel nur noch wie Striche in der Landschaft. Nichts in der Natur geschieht ohne Grund und so bietet diese exakte Ausrichtung die vergleichsweise geringste Angriffsfläche für die heißen Sonnenstrahlen.
Dann gab?s erstmal Lunch, gefolgt von zwei Lookout?s zu anderen imposanten Wasserfällen. Als Abschluss des Tages gab?s noch mal ein schönes ?Geschwimme? in Rockholes. Ein kleiner Fluss hat dort viele kleine und größere Pools in das Gestein gefressen, in denen man schwimmen, sich sonnen, einfach nur chillen und relaxen, oder sich unter kleinen Wasserfällen, wie von den Wasserstrahlern im Schwimmbad massieren lassen kann. Echt wie ein natürlicher Erlebniswasserpark. =)
So, das waren die drei großen Touren, die ich geplant hatte (Uluru, Kakadu, Litchfield). Am Mittwoch geht?s zurück nach Adelaide, wo ich nach etwa 50 Zugfahrt aber erst am Freitag ankommen werden? Ein, zwei Sachen dieses Kalibers habe ich aber noch im Hinterkopf, die hoffentlich noch klappen.
Bis dann! Und schöne Grüße vom Top End