Bergvoelker und etwas weniger Selbststaendigkeit

19.June 2012 - Muang Sing


Eines gibt es noch was wir unbedingt sehen wollen bevor wir Laos verlassen. Die ehemaligen Bergvoelker, welche aus dem Sueden Chinas vor Hunderten von Jahren in den Norden von Laos gewandert sind, leben heute im Tiefland mit alten Traditionen, auch wenn sich durch unterschiedlichste Umstaende das Leben dieser ethnischen Minderheiten stark gewandelt hat. Also fuehrt uns unsere Suche nach Muang Sing einer kleinen Stadt ganz im Nord-Westen des Landes. Wir sind von dort nur ca. 30 bis 40 km von Burma und 10 km von der chinesischen Grenze entfernt. Das merkt man auch an der Gegend. Schilder und Gasthaeuser versprechen allerlei Leckereien auf Chinesisch und auch die chinesische Sparache vernimmt man jetzt viel haeufiger.
Am Busbahnhof angekommen, begegnet uns das erste mal Sophie, eine nette Franzoesin im fortgeschrittenen Alter. Sophie wird im Laufe der naechsten paar Tage zu einer guten Weggefaertin besonders fuer Susi, denn nun erhaelt sie endlich mal wieder die Gelegenheit ihr Franzoesisch zu praktizieren. Nachdem wir unser Hotelzimmer gefunden haben, gehen wir mit Sophie essen und da es in dieser kleinen Stadt nicht viel zu tun gibt haben wir uns nach kurzer Zeit dazu entschlossen eine zweitaegige Wanderung zu den Bergvoelkern der Region zu unternehmen. Da wir an diesem Abend aber nicht mehr genug Bargeld mit uns haben, um die Tour zu bezahlen, beschliessen wir uns am naechsten Morgen gleich etwas von der oertlichen Bank zu besorgen. Also scheint alles sicher und so fuehrt uns unser Weg gleich am naechsten Morgen ins Geldinstitut. Doch zu unserer Ueberraschung will uns dort niemand Bares geben, denn Visa- und Maestrocard werden schon seit einigen Jahren nicht mehr bedient. So einigten wir uns mit dem Tourveranstalter und nach einiger Zeit Fassungslosigkeit darauf mit seiner Frau am Tag nach der Wanderung in die naechst groessere Stadt zu fahren, um ihr dort die versprochene Summe zu ueberreichen.
Wie dem auch sei, das Abenteuer beginnt...

Der Pfad fuehrt uns ueber und durch zahllose Gummiplantagen, so viele wie wir in ganz Indonesien noch nicht gesehen haben. Wir koennen sogar nach China ruebergucken. Zwischenzeitig scheint unser Guide Ong die Orientierung zu verlieren, jagt uns nach einem langen steilen Abhang die ganze Strecke wieder hoch und schlaegt sich mit der Machete durch die Plantage. Angekommen im Dorf der Akha, werden wir wie Ausserirdische beaeugt. Das Dorf wirkt ein wenig verwahrlost und sehr unhygienisch im Gegensatz zu vielen anderen, die wir gesehen hatten. Wir wollen alles lernen, Fragen stellen, doch leider wird uns jegliche Interaktion mit den Einheimischen verwaehrt, weil unser Guide staendig andere Dinge macht anstatt uns bei der Verstaendigung zu assistieren. Dieses Verhalten hat er leider auch fuer den Rest der Tour beibehalten. Das Akha-Dorf wurde erst vor 4 Jahren aus dem Hochland hierher umgesiedelt und die Bewohner scheinen absolut noch nicht an die neue Umgebung gewoehnt. Sie weben nicht mehr viel, weil ihnen die Wolle fehlt. Stattdessen bekommen sie Kleidung aus Spenden. Die Kleider sind schnell zerschlissen, aber wozu naehen, denn man ja eh neue bekommt. Eine fatale Abhaengigkeit, mit der die Akhas eine ihrer bedeutendsten Traditionen verlieren: ihre Kleidung.

Wir koennen bei Weitem nicht so viel erfahren wie wir gerne wollen, aber die Tour war trotzdem sehr aufschlussreich, denn wir haben gesehen wie ein umgesiedeltes Dorf umringt von chinesischen Gummiplantagen sich durch sein neues Umfeld veraendert.