Reif fuer die Insel!

22.June 2009 - Fraser Island


20.-22. Juni:
Diesmal puenktlich um halb 7 erwarteten uns dann weitere drei Stunden munteres Filmschauen, das Erlernen von saemtlichen 4WD-Fahrtechniken und das Bepacken des Autodachfaches mit den Rucksaecken der Abenteurer, einer eher spaerlichen Campingausruestung (mit sage und schreibe einer Pfanne & einem Topf fuer 9 Leute und Zelten ohne Isomatten oder aehnlichem), Lebensmittel- & Goonvorraeten fuer 3 Tage und zwei prallen IKEA-Tueten unsererseits. Gegen 10 ging's dann los Richtung Faehre, die uns dann am Strand von Fraser Island rausliess und uns somit den wackeligen Pisten der groessten Sandinsel der Welt auslieferte, wo wir die naechsten 72 Stunden unsere im wahrsten Sinne des Wortes Abenteuer-Safari absolvieren wuerden. Allein das Fahren auf einspurigen, windigen Strassen mitten im Regenwald, durch kleine Flussbette oder auf Frasers "Highway", dem ca. 90km langen Strand, kann man als wahres Abenteuer bezeichnen. Wenn nun auch noch ein wie wild die Gaenge reinhauender Deutscher, bedrohlich ueber unseren Koepfen klappernde Geschirrkisten und durch den Gooneinfluss am Vorabend ausgeloeste kaeterliche Uebelkeit hinzukommen, ist der Ausdruck Abenteuersafari durchaus gerechtfertigt. Aber all das war es wert, denn dieses kleine Inselchen zaehlt nicht umsonst zu den Topattraktionen Australiens. Das Baden in kristallklaren Suesswasserseen war nicht nur als Duschersatz, die man hier naemlich vergeblich suchte, aeusserst hilfreich, sondern auch ansonsten eine einmalige Erfahrung in paradiesischer Umgebung. Hinzu kam das zwar extrem chaotische, aber irgendwie auch lustige Campingerlebnis mit unserer etwas planungsunfaehigen Gruppe. Es ist schon so eine Sache, mit insgesamt 15 Leuten (zwei waren kurioserweise abgesprungen) im Dunkeln sein komplettes Lager aufzuschlagen und mit beschriebenen Kochutensilien sowas wie ein Abendessen herzuzaubern. Da verzweifelte selbst unser Chef de Cuisine, der Franzose Alex, und auch sein Souchef, der andere Franzose, konnte nicht viel retten. Aber immerhin hatten wir genug Becher und ausreichend Goonvorrat, was ueber einiges hinwegtroestete und auch unseren Schlaf auf dem weniger bequemen Sandboden ertraeglich machte. Wozu dann auch die extra geliehenen Schlafsaecke benutzen, wenn man sich auch ein Handtuch drueberwerfen kann? Aehnlich primitiv gestaltete sich auch unsere Hydiene, sodass Zaehneputzen oder gar fliessendes Wasser auf unserer Haut zum Fremdwort wurden, unsere Klamotten sich langsam ihrer Umwelt anpassten und seltsame Streifenmuster annahmen & Jana drei Tage lang mit ein und derselben Frisur herumlief - aus Angst, das haarige Disaster der Oeffentlichkeit zu praesentieren. Hinzu kam der Umstand, dass wir uns auf der groessten SANDinsel der Welt befanden. Es gab wohl kaum eine Pore unseres Koerpers, die nach diesen drei Tagen nicht mit kleinen, widerlichen Koernchen bedeckt war, unsere Mahlzeiten kann man kurz als Sand zum Fruehstueck, Sand zum Mittagessen, Sand zum Abendessen bezeichnen und der Sand kam uns wortwoertlich zu den Ohren heraus. Kurzum - wir haben die gammligsten & verbabbten 3 Tage unseres Lebens verlebt und bereuhen trotzdem keine Sekunde dieses Trips. Denn wie oft zeltet man direkt am Strand, lauscht neben dem Meeresrauschen am (natuerlich strengstens verbotenen) Lagerfeuer den sanften Klaengen eines rhythmisch auf der Bratpfanne trommelnden Franzosens und blickt in den unglaublichsten Sternenhimmel dieser Welt mit einer 10 Mal hoeheren Sternendichte als unserorts? Da nimmt man die Unannehmlichkeiten des Campinglebens & das ein oder andere Steckenbleiben im Sand doch gerne in Kauf und weiss umso mehr zu schaetzen, was wir fuer ein komfortables Leben im guten, alten Syd oder gar zu Hause fuehren. Trotzdem waere so ein kleines Paradies vor der Haustuer nicht schlecht. Den lieben Syd sehnte Jana am letzten Tag dann aber doch sehnlichst herbei, da der Vorabend seine Spuren hinterlassen hatte (sowohl an ihrem Gemuetszustand als auch an ihren Klamotten) und auch die Masseneinnahme von Sabrinas rosa Kotzpastillchen keinerlei Wirkung zeigte. Irgendwie ueberlebte sie die Ruckelfahrt Richtung Faehre aber doch & so hatten wir gegen 2 Uhr wieder festen Boden unter den Fuessen. Zurueck im Hostel wurde dann ausgeraeumt & gespuelt, was das Zeug hielt und so lange, bis auch das extrem unsympathische Arschloch von Veranstalter zufrieden war. Bevor wir die herbeigesehnte Dusche einnehmen konnten, wurde uns dann noch offenbart, dass unsere Kaution von ca. 30 Euro pro Person futsch sei, weil Schlamm im Motor sei. Na sowas, wie aussergewoehnlich auf ner Insel voller Sand. Komisch, dass dieser Matsch schon absolut trocken war und bei der anderen Gruppe, die mit ihrem Schumi-Verschnitt-Fahrer drei Mal so schnell gefahren war, angeblich nichts dergleichen vorzufinden war. Kann man wohl nichts machen. Wir dagegen wussten ganz genau, was dringend gemacht werden musste, steuerten schnurstracks den naechsten Campingplatz an, warteten eine Ewigkeit, bis die komplett versandeten Handtuecher gewaschen waren und nahmen ENDLICH die wie wahnsinnig herbeigesehnte Dusche ein, wobei wir uns unser ganzes Robinson Crusoe - Dasein von den Gliedern schrubbten. What a feeling! Wieder entwildert und bereit, sich in die Zivilisation zu stuerzen, goennten wir uns danach erst einmal grandiose Seafoodpizza, verfolgten dabei fasziniert, wie Jana's Status von "In Oven" zu "Ready" wanderte und beendeten den Abend im Kino, wo wir bei traditionellen Scones, Obstsalat und Coke Zero Sandra Bullock beim Sich-Verlieben zusahen... Soviel von der Insel.