Guten Tag, Herr Elefant

09.November 2011 - Malawi


Endlich, juhu, war ich im Nationalpark! Und das kam so: Letzte Woche war für zwei Tage eine neue Volunteerin hier, die für Peace Corps in Malawi ist. Ich hab mit ihr zusammengearbeitet und sie gefragt, ob sie weiß, ob die Peace Corps in nächster Zeit mal nach Liwonde, also in den Nationalpark, fahren. Sie hatte die perfekte Antwort: ?Ja, ich fahr am Wochenende für einen Game Count hin und kann mal fragen, ob noch Plätze frei sind.? Es waren :-)
So bin ich dann Donnerstag in die Stadt gefahren, hab dort meinen Tag mit Minibus-Fahren, einkaufen und Über-untouristische-Teile-des-Marktes-Laufen verbracht und hab abends die Peace Corps Volunteers im Hostel getroffen. Sie waren alle betrunken, weil sie auf dem 50-Jahre-Peace-Corps-Jubiläum gewesen waren, und weil ich irgendwie keine Lust hatte, mich auch zu betrinken, bin ich früh schlafen gegangen. Die Nacht im Schlafsaal war nicht sehr erholsam, weil ständig Leute rein und raus gingen und außerdem, zu guter Letzt, die Zwei im Bett neben meinem entschieden, dass das ein guter Ort wäre, um Sex zu haben.
Erholt war ich morgens also eher nicht, aber egal, früh um halb sechs war ich wach und abfahrbereit und da Daniel, einer der Voluntäre, der zum Nordcamp fahren wollte (wo ich auch hin sollte, aber bis dahin noch keinen kannte), früh loswollte, hab ich mich ihm angeschlossen. Wir sind mit dem Minibus aus der Stadt rausgefahren und ab dann getrampt. Wir hatten ziemliches Glück damit und waren so schon nach sechs Stunden, drei verschiedenen Mitfahrgelegenheiten und einer 16-km-Tour auf Fahrradgepäckträgern (die einzige Möglichkeit, das letzte Stück ohne eigenes Auto zurückzulegen) im Nationalpark. Dort habe ich direkt zur Begrüßung einen Elefanten gesehen ? so cuul! Auch die Warzenschweine, die direkt am Camp wohnten, haben mich sehr erfreut. Schließlich kamen auch die Langschläfer an und unser Camp war mit ca. 15 Leuten komplett.
Samstag und Sonntag fanden dann (jeweils morgens um fünf) die Game Counts, also die Gründe unseres Besuches und die Erklärung der Tatsache, dass wir kaum Geld bezahlen mussten, statt: Man hilft dem Nationalpark, indem man die Tiere zählt. Dazu wird man mit einem Guide und einem GPS-Gerät losgeschickt, läuft durch die Gegend oder sitzt auf einem Hochsitz (für Felix und Lukas: auf einem Jäger-Peng-Peng) und zählt alles, was an einem vorbeiläuft (außer Affen, davon gibt?s zu viele). So kam ich in den Genuss, allerhand Tiere zu sehen, von denen ich zum Teil zwar nur die englischen Namen kenne, aber ihr könnt ja googlen: Elefanten, Nilpferde, Warzenschweine, Wasserböcke, Bushbucks, Sables, Kudus und Impalas. Das fand ich schon ziemlich super. Der Guide, mit dem ich unterwegs war, erzählte mir, dass es im Park auch zwei Löwen gibt, aber darüber, dass wir denen nicht begegnet sind, bin ich nicht soo traurig.
Vom Camp aus konnte man immer die Warzenschweine sehen, die manchmal fast ins Zelt gekrochen kamen, aber auch andere Tiere liefen mal vorbei. An einem Morgen hatte sich ein Elefant entschlossen, 100m von uns entfernt zu frühstücken. So wurde mir auch in den Zeiten ohne Game Count nicht langweilig.
An einem Abend wurden schließlich noch weitere wilde Tiere geliefert: Hühner. Zum Schlachten (durch uns) und essen (ebenfalls). Ich hab mich entschlossen, weder das Eine noch das Andere zu tun, aber einmal zuzugucken, wenn eins geschlachtet wird. Na ja? ich weiß, dass es unlogisch ist, Fleisch zu essen, aber nicht zu ertragen, zu sehen, wo es herkommt. Trotzdem konnte ich das Töten irgendwie schlecht vertragen, ich Feigling. Meine Hühner wird jedenfalls keiner essen, zumindest so lange ich hier bin (übrigens: die drei Hähne, die wir besitzen, wurden vorletzte Nacht von einer Wildkatze gerissen ? das ist sehr blöd für sie, aber gut für meine Chickies, weil wir jetzt wahrscheinlich einen kleinen Hahn kaufen (den ich erziehen darf) und wir nicht die bösen Großen zu ihnen lassen müssen).
Ganz schön fix war dann schon wieder Montagmorgen und die Abreise stand an ? theoretisch. Denn es hatte Sonntagabend angefangen zu regnen und bis morgens nicht mehr aufgehört. Also wurden alle Zelte nass eingepackt und wir selbst quetschten uns ebenfalls schon ziemlich nass mit 15 Leuten plus Campinggepäck auf die Ladefläche eines Trucks, der uns bis zum ersten Ort außerhalb des Parks bringen sollte. Na ja, er tat es auch, allerdings haben wir diese 10km in knapp fünf Stunden bewältigt, weil wir den Truck ca. zehn Mal aus dem Schlamm schieben mussten. Dabei standen wir alle, die meisten barfuß, knietief in Matsch und Wasser und wurden außerdem von den durchdrehenden Reifen mit ein bisschen mehr Matsch bespritzt. Es war eine reine Freude? aber irgendwie lustig, in einer merkwürdigen Weise. Am Ende wars außerdem kalt und so richtig warm wurde es bis zum Abend auch nicht mehr, weil wir (diesmal zu viert) zwar wieder halbwegs gut mit dem Trampen wegkamen, dafür aber die meiste Zeit auf der Ladefläche eines Pickups mitfuhren (an sich nicht schlecht), was mit nassen Klamotten und triefendem Gepäck nur so mittel gemütlich ist. Aber wir sind angekommen :-)
Und ich will mich auf keinen Fall beschweren, denn das ganze Wochenende war mal was Neues, mit vielen Tieren, die ich bisher nur aus dem Zoo kannte, vielen Leuten, die ich bisher gar nicht kannte, und einfach vielen neuen Eindrücken. Hat sich auf jeden Fall gelohnt :-)