Tag der wilden Tiere, Haus am See und ein sauberes Dinner

23.October 2011 - Malawi


Nachdem ich jetzt fast drei Wochen gar nichts mehr hier reingeschrieben hab, gibt?s nun einiges zu berichten. Hier die Kurzzusammenfassung:
Mir sind bisher weder wilde Zebras noch Löwen über den Weg gelaufen, aber wilde Tiere gab es trotzdem. Eines Tages fanden die Gärtner morgens im Recycling Room eine Schlange. Sie holten sie samt Versteck aus dem Raum, suchten sie und erschlugen sie in unschöner Weise mit einer Machete. Bei aller Tierliebe hatte ich wenig Mitleid? dafür umso mehr Interesse, mir das Spektakel anzugucken. Schön war?s halt nicht, aber spannend. Am gleichen Tag wurde ich beim Arbeiten auf dem Feld Opfer einer bösen Spinne, die mich ins Handgelenk biss. Ich hab die Täterin nicht gesehen, aber die anderen diagnostizierten mir einen Spinnenbiss. Alexis, eine von uns Volunteers, war in der Woche davor auf nem Workshop über natürliche Medizin ? sie freute sich über ein Guinea pig und ich mich über Medizin. Also, solltet ihr mal von ner Spinne gebissen werden, ich empfehle Knoblauch und Aloe aufzulegen. Es hilft! Als Nachtrag des Tags der wilden Tiere wurde gestern wieder eine Schlange gefunden, diesmal eine größere, die nach Python aussah, bevor sie wie Matsch aussah. Der Ort, an dem sie gefunden wurde, nämlich in der Nähe meiner abendlichen Wasser-Hol-Stelle, machte mir deutlich, dass es tatsächlich sinnig ist, im Dunkeln Schuhe zu tragen. Aber Angst braucht ihr um mich nicht zu haben, ich pass nun auf :-) Als sonstige wilde Tiere sind nur noch Hyänen zu nennen, die man nachts hört, die ich aber bisher nicht gesehen habe. Und Känguru-ähnliche Wesen, die herumhüpfen und von denen ich keine Idee habe, wer sie sind. Ich habe herumgefragt, aber seitdem ich die hier lebenden Erdkröten in der Dämmerung zunächst für rechteckige Mäuse gehalten habe, traut man meinen Tierbeschreibungen nicht mehr so richtig über den Weg? hmm ;-)
Eine Erwähnung ist auf jeden Fall auch der Ausflug zum Malawisee am letzten Wochenende wert. Abby und ich fuhren mit Charlie, die hier lebt und arbeitet, und ihrem Freund zu dessen Ferienhaus. Sie luden uns ein, dass Wochenende da zu verbringen ? das war enorm! Das Haus liegt direkt am See, es hat zwei Kühlschränke, die auch noch voll waren, und eine Dusche! Wir fühlten uns unglaublich luxuriös und sauber. Am Sonntag fuhren wir mit dem Boot auf den See in die Nähe einer Insel, wo wir ankerten und schnorcheln gingen. Das war der Hammer, grad so, als würde man in nem Aquarium schwimmen gehen? so viele bunte, exotische Fische, die ganz nah an einem dran waren und die man stundenlang begucken konnte. Danach fuhren wir zu einer anderen Insel, wo wir uns an den Strand verlagerten, grillten und den Sonnenuntergang beobachteten. Das hat schon was!
Am Montag fuhren wir dann zurück und so eine Woche voller Erde umlagern, pflanzen, Hühner-Außengehege bauen und Ähnlichem macht die mühsam erarbeitete Sauberkeit dann schnell wieder zunichte. Daher war es eine große Sache, als Michelle (wie ihr euch denken könnt ? eine von uns Volunteers) verkündete, dass ihre Eltern am Wochenende herkommen würden, und uns alle zur Nachfeier ihres Geburtstags in die Lodge zum Essen einladen würden. Bedingung: Kein sichtbarer Schmutz und keine Farmklamotten. Hmm? okäi, das erste würde ich mit ein bisschen Mühe hinkriegen, aber keine Farmklamotten? Ich hab nichts anderes dabei? Freitag brach dann aus allen das Mädchenhafte heraus. Es wurde geduscht, gesäubert, gewaschen, geplant, Klamotten getauscht, verliehen und anprobiert, Haare gebändigt und sogar Schmuck herausgekramt. Zwei von uns, eine davon war zufällig ich, endeten in Kleidern von anderen und am Ende sahen wir zwar nicht mehr so aus, wie wir uns gegenseitig kannten, aber schon ziemlich sauber und irgendwie menschlich. Das Essen war dann sehr chic und wir hatten viel Spaß daran, uns wie zivilisierte Menschen zu benehmen und uns darüber zu amüsieren.
Ansonsten ist hier immer noch alles gut, die Arbeit macht mir viel Spaß, meine Chickies gedeihen gut und freuen sich sehr über ihr Außengehege, ich entdecke immer noch ständig Neues und bringe es inzwischen sogar manchmal fertig, auf Chichewa zu grüßen. Die Hälfte meiner Malawizeit ist nun schon rum, das ging schon irgendwie schnell. Ich hoffe, bei euch ist auch alles gut und schön und es geht euch allen gut :-)