Couchsurfing bei Ghanaern

17.August 2014 - Cape Coast


In Cape Coast hatte ich eine Couchsurferin gefunden die mich und gerne auch meine Freunde aufnehmen würde. Paulina und Stella wollten das dann auch mal ausprobieren und wir machten uns auf den Weg zu Mary Dennis. Sie sagte uns, wir sollten uns vom Trotro einfach am Addison's Square absetzen lassen und sie würde uns dann abholen. Dort fuhr das Trotro nur leider nicht vorbei. Es ließ uns dann an einer Kreuzung raus und der Fahrer zeigte uns die Richtung, in die wir laufen sollten.
Also sind wir losgezogen, wurden auf dem Weg von ca. 10-15 Minuten von mindestens 20 Taxis angehupt oder angesprochen, ob wir nicht ein Taxi möchten und von den Leuten, denen wir begegneten, freundlich begrüßt. Bürgersteige gibts hier leider nicht (habe ich jedenfalls erst einmal gesehen) und wir mussten den unebenen Straßenrand entlang. Ich Trottel bin leider kurz vor unserem Ziel noch in eine Kuhle getreten, umgeknickt und hingefallen. Ergebnis: Loch in der Leggins und blutendes Knie. Aber Paulina und Stella haben gleich erste Hilfe geleistet ;-) Stella hat sogar einen Tropf, Spritzen etc. dabei, die ihre Mutter ihr aus dem Krankenhaus besorgt hat, falls ihr hier was passiert. Damals habe ich darüber gelacht. Nachdem uns dann aber eine Volontärin, die in einem Krankenhaus arbeitet, erzählt hat, wie dort die Zustände sind (rostige Skalpelle,...), bin ich der Meinung, man sollte am besten sein ganzes OP-Werkzeug mitschleppen.
So, zurück zum Thema. Haben dort ziemlich lange gewartet und dachten schon, Mary hätte uns vergessen. Dafür haben wir in der Zeit Addison kennengelernt, vor dessen Bar und Laden wir warteten. Irgendwann kam sie dann doch, im Schlepptau zwei weißte Mädels. Es stellte sich heraus, dass sie irgendwie durcheinander gekommen war und zuerst dachte, die beiden wären wir und das wars. Bis ihr auffiel, dass sie uns und denen zugesagt hatte. So wurde einfach noch eine weitere Matratze in das Gästezimmer gelegt. Alles also kein Problem.
Wir sind dann recht bald mit ihr in die Stadt aufgebrochen. In Cape Coast wuselt es auf den Straßen nur so vor Menschen. An den Hauptwegen sind überall Hütten, vor denen man etwas kaufen kann. Durch die ganze Stadt fließt eine große Rinne, die das Abwasser ins Meer leitet. Wenn man diese Rinne ignoriert, sähe es vielleicht ganz nett aus in Cape Coast. So wird das Bild aber getrübt. Die Kinder spielen in diesem Abwasserkanal, der voll ist mit Müll, Viehchern und stinkender Kloake. Ungeniert wird sich hingehockt, wenn man sich erleichtern möchte. Auch der Strand ist nicht gerade eine Augenweide. Hier sammelt sich leider auch wieder der Müll. Aber was will man auch erwarten. Das ist in Ghana fast überall so. Die Leute werfen ihren Müll einfach weg. Mülltonnen kann man lange suchen, außer in den Hotels und Resorts (jedenfalls meistens). Es gibt ja aber auch keine Müllabholung.Die Dörfer haben teilweise Stellen, wo der Müll gesammelt wird. Da ist dann einfach am Straßenrand ein riesen Haufen mit Müll.
Wir haben dann noch Freunde von Mary kennengelernt und abends alle gemeinsam bei ihr gegessen und Palmwein probiert (alkoholisches Getränk, dass aus Palmenstämmen gewonnen wird).
Am Tag darauf sind wir alleine losgezogen und haben den Tag in Cape Coast verbracht. Es gibt ein gemeinnütziges Projekt (veganes Restaurant, Hostel und Laden, mit Produkten, die von ghanaischen Kindern hergestellt wurden), das Baobab House, welches wir uns angesehen haben. Hier kann man auch ganz gut essen. Ein Muss ist hier auch die Sklavenburg. Diese große helle Festung am Wasser wurde von Portugiesen gebaut, von Holländern und später den Briten übernommen um die Sklaven "zwischenzulagern" bevor sie nach Europa verschifft wurden. Da wurde einem echt ganz anders, als man sah, wie die Menschen "gehalten" wurden.
Später saßen wir noch im Oasis Beach und trafen Max wieder, den wir in Krokrobite kennengelernt hatten.
Zurück bei Mary saß plötzlich noch ein Weißer im Wohnzimmer. Paulina meinte nur: "Was ist denn das da?" - mussten ziemlich lachen. Das Zimmer war ja jetzt schon gut gefüllt mit den zwei großen und der kleinen Matratze für uns fünf. Der neue Couchsurfer heißt Tzafie, kommt aus Israel und reist einfach durch die Gegend. Er wurden dann ins Wohnzimmer einquartiert, wir haben ihm die kleine Matratze überlassen und zu dritt auf dem Bett geschlafen. Ging auch, was solls ;-)
Couchsurfen bei Mary war auf jeden Fall eine coole Erfahrung. Ich habe einen weiteren Blick in die ghanaische Denkweise gewonnen und sie hat uns viel über ihre Foundation (Dennis Foundation) erzählt, die sich für Kinder in Cape Coast einsetzt, Müttern hilft, Workshops gibt etc. Sie selbst hat einen viermonatigen, ziemlich süßen Sohn und es wohnen noch vier andere total liebe Kids bei ihr, die sie aufgenommen hat.