Ein gemeinsames Ende im Reich der Trauben

19.February 2012 - Queenstown



6.45 Uhr, der Wecker klingelt und will einfach nicht still sein. So sehr ich die Schlummerfunktion auch liebe, es hilft nichts, ich muss aufstehen. Schließlich müssen wir bzw. muss ich das schöne Auto, dass wir zwischendurch Freddy getauft hatten, um 10.00 Uhr am Flughafen abgegeben haben. Und vorher noch unser Zeug rausholen und wenigstens ein kleines bisschen Ordnung schaffen. Gesagt, getan (nach dem Frühstück natürlich). Wir haben sogar den Kühlschrank ausgewaschen, die Tonnen an Früchten, die wir auf dem Weg nach Dunedin erworben hatten, waren ein wenig in Mitleidenschaft gezogen worden. Doch nun war es wieder tadellos und wir mussten uns von ihm verabschieden. Es war wirklich eine schöne Zeit mit ihm, wir hatten super viel Spaß, eine Menge gesehen und gemacht. Es war eine super schöne Zeit.

Nachdem ich ihn ohne weitere Beanstandungen abgegeben hatte, wenn man nicht kontrolliert, kann man auch nichts beanstanden, trafen wir uns wieder, um den weiteren Verlauf seiner und meiner Reise zu besprechen. Raphael war immer noch unentschlossen, wie es weitergehen sollte, ob er heute oder morgen weiterfahren sollte, wenn ja, wie, mit dem Bus oder eventuell mit Tim, falls dieser fahren sollte. Alles wurde sehr spontan beschlossen, während ich am Flughafen Freddy wieder abgab. Er würde am nächsten Tag mit Tim in Richtung Westküste aufbrechen. Damit blieb uns beiden noch ein Tag zusammen. Und den wollten wir beide mit der neu entdeckten gemeinsamen Begeisterung für Wein verbringen. Noch ein gemeinsames Abenteuer, auf den Spuren des Traubensaftes.

Dank Raphaels Entdeckung sparten wir uns sogar die sündhaft teuren geführten Weintouren und das Trampen zu den unweit von Queenstown gelegenen Weingütern, alles Überlegungen, die wir anstellten. Doch in Queenstown gibt es eine sehr futuristische und geniale Einrichtung, die perfekt ist, um Weine zu verkosten. Dort gibt es einen Weinladen, indem man einfach nur eine Chipkarte in eine Maschine steckte und die servierte einem dann eine vorher eingestellte Menge, 25ml, an Wein direkt aus der Flasche, perfekt zum Verkosten. Und jedes Glas kostet etwa 2-3 Dollar und ist somit sehr erschwinglich, um auch hochklassige Weine zu testen. Die Erklärungen zu den Weinen lieferten uns die Angestellten mit Freude, sodass wir am Ende des Nachmittages eine sehr billige sowie mit 20 Weinen sehr umfassende Weinprobe hinter uns. Genau das, was wir wollten, wir wollten einen groben Einblick in die Welt des Weines machen und Beispiele aus den verschiedenen Rebsorten testen. Ich glaube, dass selbst unser Gaumen schon weitergebildet worden war, denn ich hätte nie gedacht, dass man in einem aus Trauben hergestellten Getränk Aromen wie Pfeffer, Eiche, Ananas, grüner Apfel oder sogar Kerzenwachs erschnuppern und erschmecken konnte. Ein sehr sinnlicher Nachmittag.

(Und nein, wir haben das nicht geschmeckt, weil wir betrunken waren, jeder von uns hatte nur 250 ml Wein intus.)

Am Abend stand uns wieder das Problem des gemeinsamen Kochens bevor. Weil er nur eine Nach bleiben konnte, konnte mein Cousin leider nicht wieder ins Last Resort zu mir und er ging wieder ins Base (für mich bis heute absolut unverständlich...). Nun verhinderte die äußerst strikte Gastpolitik des Hostels, dass wir bei mir, das Fehlen eines Backofens für die gekauften Pies, dass wir bei ihm kochten. Wir wären ganz schön aufgeschmissen, doch zum Glück befindet sich Tim ja auch in Queenstown und in einem Hostel mit Backofen und ohne strikte Gastpolitik, sodass wir uns unverzüglich bei ihm zum Essen einluden. Mal wieder ein viel zu umfangreiches Abendessen mit drei Pies (von denen einer normalerweise ausreicht) und 500 Pommes für jeden von uns. Ich musste unbedingt mit der Diät beginnen, sobald er weg war, gemeinsam essen wir immer viel zu viel. Das schlägt sich (leider nur auf meinen) auf den Hüften nieder.

Das war der einzige positive Aspekt an der Tatsache, dass wir uns am nächsten Morgen trennten. Ansonsten sah ich eigentlich nichts. Es war eine super geile Zeit mit ihm, ich habe mich sehr gefreut, ihn zu sehen und gemeinsam mit ihm Neuseeland zu entdecken, gemeinsam mit ihm zu wandern, zu trampen, zu zweit und in der Gruppe zu kochen, zu essen und zu trinken, zu feiern und zu chillen, zu reden und zu schweigen. Diese zwei Wochen zählen auf jeden Fall zu meinen Highlights von Neuseeland.

Vielen Dank Raphael, ich freue mich auf ein Wiedersehen in der Heimat!