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Chillen

28.February 2012 - Queenstown


So wie das Licht am Vorabend halbwegs pünktlich ausging, so wurde es heute Morgen plötzlich wieder hell. Auch mal ein anderer Wecker. Die heutige Tour bestand lediglich in der Rückreise nach Queenstown, mal wieder. Da der Weg mal wieder mehr als bekannt war und ich nicht in der Stimmung war, meine Speicherkarte mit noch mehr verwackelten Fotos voll zustopfen, entschied ich mich mal wieder für mein Buch (zum Glück hatte ich zwei dabei, das andere hatte ich bereits auf dem Track beendet.).

Als wir wieder Queenstown erreicht hatten, wurde mir schon beim Anblick der roten Front des Last Resort warm ums Herz. Ich war wieder da, inzwischen zum dritten Mal, kannte mich bereits bestens aus und fühlte mich direkt wohl. Herrlich. Beim Hereinkommen stieß ich mit zwei Deutschen zusammen, die mich fragten, ob ich nicht Lust hätte, mit ihnen und ein paar anderen heute Abend ein Barbecue zu veranstalten. Welch eine Frage, nach fünf Tagen auf Diät verzehrte ich mich geradezu nach einem reich(fleisch)haltigen Mahl.
Ich richtete mich ein, allmählich kannte ich alle Zimmer in diesem Hostel. Und freute mich jedes Mal über die geniale Matratzen und Decken darin. Noch schnell den Rest meines Zeugs aus dem Schuppen geholt, das Nickerchen folgte auf dem Fuße.

Am Abend ging ich dann mit Ronny und Steffi für das gemeinsame Kochen einkaufen, das erste Mal von vielen. Kurz gesagt, das BBQ war spitze, ich hatte eine ?gemischte Fleischplatte? im Angebot gefunden, sodass wir neben den Pommes, dem Salat und den Toast/Burgerbrötchen noch ganze vier verschiedene Fleischsorten zur Auswahl hatten. Und ich durfte Grillmeister spielen, während die anderen Gemüse schnippelten. Es war einfach so gut, so reichlich und mit dem Bier ein fast perfektes BBQ (fast, weil es halt neuseeländisches Bier und Fleisch war...).
Und nun? Wie geht es jetzt weiter? Die Ausgangslage ist die gleiche wie vor einer Woche, ich habe (jetzt noch) zweieinhalb Wochen übrig, bevor mein Flieger in Christchurch abhebt. Das einzige, was ich noch sehen werde/will, mache ich an zwei Tagen mit dem Bus. Bleiben noch zwei Wochen. Möglichkeit Nr. 1, ich mache mir noch die Arbeit und gehe ein paar Tage wwoofen. Möglichkeit Nr. 2, ich mache das nicht. Und nutze die Zeit, um mich weiter mit der Zeit nach Neuseeland zu beschäftigen, Dinge wie Zusagen, Absagen und dann die Wohnungsuche stehen auf der To-Do-Liste, die auch noch die Punkte, Blog schreiben, Bilder sortieren und Mitbringsel besorgen enthält.
In Anbetracht dieser Tatsache hielt ich es für das Beste, diesen Dingen Vorrang zu geben und es bei einem Mal Wwoofen zu belassen.

Okay, ich will ehrlich sein, die gemütliche Couch, der Fernseher, die nette Gesellschaft und die darausfolgende Aussicht auf eine gute Zeit spielten die wohl größere Rolle. Der Rest war mehr positiver Nebeneffekt.

Der Plan steht, ich bleibe mindestens noch fünf Tage in Queenstown. Und das heißt für mich, ich kann endlich mal wieder so einkaufen, als sei ich für längere Zeit an einem Ort und nicht nur für die Nacht. Ich häufte einige Vorräte an und freute mich riesig aufs Kochen in der topausgestatteten Küche. Und welch ein Glück, dass ich damit nicht allein war. Ronny und Steffi spielten genauso gerne Koch wie ich, sodass wir jeden Abend zusammen ? teils auch mit wechselnden ?Gaststars? aus der Hostelkundschaft - diverse Gerichte, nicht selten mehrgängige ?Menüs? zauberten und verspeisten. Das wird mir aus dieser Zeit wohl am meisten im Gedächtnis bleiben, das Kochen und Essen. Wir machten alles zusammen, Pizza, Salate, Pancakes, Kartoffelpuffer, Cookies, (Süß-) Kartoffelsuppe, einfach alles. Wir wurden ein richtig gutes Koch-Trio.

Während der Abend also immer für das Kochen reserviert war, waren die beiden, gerade aus Australien angekommen und noch ein paar Monate vor sich, tagsüber auf Arbeitssuche. Ronny als ausgebildeter Skilehrer suchte vor allem Jobs in den zahlreichen Skigebieten rund um Queenstown. Doch bis die Skisaison anfängt, machen die beiden täglich andere Aushilfsjobs. Da ich mich jedoch gegen die Arbeit entschieden hatte, sah mein Tagesablauf ein wenig anders aus. Morgens so um 8.00 Uhr aufstehen, sehr früh für meine Verhältnisse, aber so hat man noch genug Zeit fürs Frühstück, dann auf der Couch chillen, bis der Kaffee anfängt, seine Wirkung zu zeigen und die Lebensgeister erwachen. Dann mit frischer Energie noch ein bisschen weiter chillen. Und dann ein bisschen was ?arbeiten?, mal dies, mal das. Zwei bis drei Stunden danach folgt der Arweilersche Mittagsschlaf, nachdem noch ein bisschen gechillt oder gearbeitet wird, bis die beiden wieder auftauchen, um den Plan für den Abend aufzustellen und zu vollstrecken.

Kurz: So lässt es sich ein paar Tage aushalten.

Und diese paar Tage vergingen wie im Fluge. Ich ging eigentlich fast jeden Tag durch Queenstown spazieren und schaute mir das Treiben auf dem Straßen an, die Straßenkünstler ebenso wie einfach nur die Leute um mich herum. Ob ich wohl genauso leicht einzuschätzen war, wie die Menschen, die sich hier auf den Straßen tummelten? Ob man nur ein oder zwei Tage im Ort ist und wenig Zeit hat, total auf Party aus ist oder nur auf der Durchreise zu den diversen Wandermöglichkeiten der Gegend ist, ließ sich oft auf den ersten Blick erraten. Freilich sind das grobe Stereotypen, doch wie oft treffen diese zu.
Donnerstags wurden meine Spaziergänge im Morgen plötzlich frostig. Es war über Nacht urplötzlich richtig kalt geworden. Ich hatte das nicht bemerkt und war wie immer in Flip-Flops, kurzer Hose und T-Shirt unterwegs. Und erfror fast. Es war richtig kalt, die Sonne hatte noch keine Zeit, die Stadt aufzuwärmen und ich fühlte mich, als sein ich wieder in dem Eiswasser des Routeburn Tracks. Ich verlor fast jegliches Gefühl in meinen Füßen. Vor lauter Schock musste ich mich von der Wärme des einen Geschäfts in das nächste retten. Gute Gelegenheit, nach den ersten Mitbringseln Ausschau zu halten. Und einen weiteren großen Vorteil hatte der plötzlich einsetzende Winter. Die Berge bekamen weiße Häubchen, die gesamte Gegend wurde winterlich aufgehübscht. Fehlt nur noch ein Brett oder zwei unter den Füßen und schon könnte es losgehen. Bei all dem Sommer im letzten Jahr fehlt einem der Schnee schon?

So kannte ich mit der Zeit das Städtchen wie meine Westentasche. Was ich jedoch noch nicht kannte, war der Berg 200 m von meinem Hostel weg. Dem musste Abhilfe geschaffen werden. Sobald Ronny einen Tag frei hatte, schnappte ich ihn mir und wir marschierten los. Auf den ersten Gipfel fährt sogar eine sehr beliebte Seilbahn. Diese kostete jedoch 15 Dollar für eine Fahrt und führt dabei nur 600 Meter in die Höhe. Das ist ja ein Witz, das Geld kann man sich sparen (besonders, wenn man weiß, dass man runter umsonst fahren kann, weil dort niemand kontrolliert). Denn der Weg hoch ist zwar steil, sehr steil, doch man braucht nur 45 Minuten. Von dort oben hat man einen ungehinderten Blick über die Stadt, den See und die Berge. Welch ein Wetter wir mal wieder hatten, einfach unglaublich, keine Wolke über uns, nur in der weiten Ferne sind weiße Schleier auszumachen. Schön, doch nur der Anfang.
Denn jetzt fing das Wandern erst richtig an, der Gipfel des Ben Lomond Tracks rief. Veranschlagt mit drei bis vier Stunden für einen Weg musste das doch in maximal fünf zu schaffen sein. Der Weg besaß eine humane Steigung, nicht so steil, dass man alle 200 Meter eine Pause machen muss und nicht so flach, dass man keine Aussicht hat. Auf halber Strecke etwa erklommen wir den Bergkamm und plötzlich lag uns ein gesamtes Gebirge zu Füßen, Berge und Täler, Gipfel und Flüsse, Schnee und Gras soweit das Auge reicht. Wie immer ist der Ausblick die Mühe wert.
Ok, fast immer, der Gipfel des Ben Lomond musste mir natürlich das Gegenteil beweisen, als wir uns durch das Eis und Schnee, das in den höheren Lagen auf unserem Weg lag, nach ganz oben gekämpft hatten, sah man: Nichts. Wolke. Den ganzen Tag war strahlend blauer Himmel in ganz Queenstown, nur wenn wir was sehen wollen, schiebt sich die einzige Wolke uns in den Weg. Blöde Wolke? Das war doch vielleicht der letzte Gipfel, den ich in Neuseeland besteigen würde und jetzt sah ich nichts. Oh Schreck, das kann ja wirklich der letzte Gipfel sein. Mir wurde urplötzlich klar, dass meine Reise bald zu Ende gehen würde, ich hatte schon viel gesehen, viele Gipfel bestiegen und an vielen Stränden geschwommen, doch bald würde Schluss damit sein. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Meine Tage in Neuseeland waren gezählt?

Beim Rückweg offenbarte sich dann, dass beim Wandern Muskeln benutzt werden, wie in sonst keinem Sport, denn dem Sportstudenten taten die Oberschenkel weh, dem wandererprobten Reisenden nicht. Ich gebe zu, das machte mich schon ein kleines bisschen Stolz.
Nach dem kurzen Thrill, ?illegal? mit der Bahn runter zu fahren, waren wir auch schon am Hostel, wie veranschlagt sogar unter den fünf Stunden und rechtzeitig zum allabendlichen Kochen. An jenem Abend traf ich mich noch mit einer Freundin, die gerade in Queenstown war. Denn wen hatte ich schon lange nicht mehr gesehen: Richtig, Sandra. Ich hatte seit einem Monat nichts mehr von ihr gehört und plötzlich kam die SMS, sie sei gerade in Queenstown, wo ich denn sei. Natürlich auch da, anders ginge das ja gar nicht. So trafen wir uns abends noch auf ein paar Drinks und feierten unseren letzten gemeinsamen Abend in Neuseeland. Denn jetzt würden wir uns nicht mehr sehen. Bestimmt? Leider war der Abend nicht so lange, da die beiden am nächsten Morgen frühzeitig losmussten, der Milford Track ruft.