Dorfgetratsche

18.June 2011 - Brownsweg



Surinamer reden nicht, sie schreien. Bin ich anfangs noch, da ich dachte vor meiner Tür sei eine Schlägerei zu Gange, morgens um 6Uhr erschrocken aus meinem Bett gefallen, fluche ich nun nur noch und drück mir mein Kissen aufs Ohr. Eine Konversation in einem Abstand von 20m zu führen, empfand ich bisher als einen recht großen Abstand. Doch Surinamer unterhalten sich noch in einem Abstand von mehr als 50m, zwischen sich und dem Gesprächspartner, miteinander. Und zieht man dabei die Aufmerksamkeit einer ganzen Straße auf sich, ist das komplett wurst. Es gab einige Momente in der Saramaccastraat in Paramaribo, wo sich vor allem Boslandskreolen tummeln um ihre Einkäufe auf ihre Trucks zu laden, in denen ich dachte jemand sei verletzt oder was anderes Schreckliche sei passiert. Eigentlich wurden einander jedoch nur Anweisungen gegeben oder zwei Menschen grüßten sich. Doch wenn gestritten wird sollte man sich in Sicherheit bringen, auch wenn es nicht um weltbewegende Dinge geht. Wenn zwei Nachbarinnen in Brownsweg mit einem Messer voreinander rumfuchteln, kann es beispielsweise auch einfach nur um die Benutzung des gemeinsamen Weges mit dem Auto gehen.

Monique hatte nach dem Trip nach Lebi Doti bei mir übernachtet, was durch die Bewohner von Farco höchst interessiert beobachtet und später auch durch einige Fragen genauer untersucht wurde. Es ist wirklich ein Dorfleben hier. Natürlich im Dorf selbst aber auch auf Farco. Es wird getratscht und observiert was das Zeug hält. Mit wem man spricht, mit wem man im Auto sitzt, welche Kleidung man heute trägt usw ?. Man spürt die Blicke der Leute und das Getratschte geht äußerst offensichtlich sofort los. Darum lasse ich nix männliches mehr auf meine Terrasse sitzen, denn es sorgt bei so manchem hier für eine falsche Vorstellung. Ich wurde schon des Öfteren im Dorf von Männern angesprochen bzw. gewarnt, sie würden demnächst auch mal vorbeikommen. Nachdem ich mit einem Arbeiter von IAM Gold auf Stoneiland war ging das Geschnatter los und es wurde ihm vorgeworfen er hätte mich Gilly, einem Koch von IAMgold, weggenommen. Des Öfteren kann ich mir bei dem Kindergarten nur an den Kopf fassen. Eine einfache Bekanntschaft oder Freundschaft zwischen Mann und Frau ist hier für wenige vorstellbar.
Der wunderbare Anblick des nackten Affen´s bot sich mir vorgestern Abend, als ich nichtsahnend in die Küche stapfte und dann auch gleich wieder erschrocken herausstolperte. Das Vieh wurde über Nacht in seiner Wanne in die Gefriertruhe verfrachtet und scheinbar morgens zum auftauen wieder herausgeholt. Dieses Mal lag Gollum allerdings direkt auf der Anrichte neben der Tür und ca. 100 Fliegen krabbelten auf ihm herum? ich bin morgens selten so schnell ohne Kaffee wach geworden.
Jaja nun ist es also schon fast Halbzeit und am 30. Juni fliege ich nach Trinidad. Monique (Foto) wird mitkommen und da sie dort noch einige Bekannte hat können wir bei ihnen unterkommen und sparen Hotelkosten. Ich freue mich auf 12 Tage Paradies und hoffe dass mit dem neuen Visum für Suriname alles gut geht. Wenn ich wieder komme, hoffe ich Dunja hier begrüßen zu dürfen, auf restliche 6 Wochen erfolgreiches Praktikum und einen Monat tollen Urlaub und Erkundungsreisen in Suriname.