projekt 2

18.June 2011 - Brownsweg


Die Begleiterin für die Mädchenschlagballmannschaft ist die letzten zwei Wochen einfach nicht erschienen, da sie in der Stadt war?Ohne mir oder den Mädchen einen Ton zu sagen. Ich habe mich hier an viel gewöhnt. Auch was Zeit und Pünktlichkeit angeht, lass ich selbst es teils schon zu locker angehen. Doch an was ich mich nicht gewöhnen kann und will, ist das nicht einhalten von Absprachen und das nicht Wort halten. Vor allem nicht von Erwachsenen, die einen mit Zuversicht und Enthusiasmus überhäufen, sich über Faulheit und Disziplinlosigkeit aufregen und selber kein Stück besser sind.

Auch wenn sich meine Vorstellungen von geordneten Sportstunden, mit kleinen Gruppen und nach einem Stundenplan schon vor einigen Wochen in Luft aufgelöst haben? Ich geb mein Bestes und Dinge brauchen hier Zeit. Ich kann nicht mehr tun als Angebote und Reklame zu machen. Ich biete Volleyball, Fußball, Schlagball, Frisbee, bald auch Tischtennis an. Ich biete für Frauen zweimal die Woche Walking und wenn sie dann mal erscheinen, gerne nach Absprache auch Fußball, Volleyball oder Fitness für sie. Ich habe nun Kontakt zum Sportbond Brokopondo, die ab und an Leichtathletik mit einigen Mädchen in Brownsweg trainieren. Als ich den Trainer mit drei Mädchen hab arbeiten sehen musste ich doch schmunzeln? waren es doch letzte Woche noch 8 Mädchen. Ich fragte einen Mitarbeiter ob er etwas über andere Kinderfußballmannschaften in den umliegenden Dörfern wüsste, mit denen man ab und an Turniere spielen könnte. Er meinte das sei sicherlich möglich und auch Transportmöglichkeiten für die Kinder könnten dann geregelt werden. Er versprach mich zu unterstützen und in Kontakt zu bleiben.
Ich werd mich auf die bestehende Fußball und Schlagballmannschaft konzentrieren, Aufwärm-, Dehn-, Kräftigungs, Koordinations-, usw. übungen probieren als Beitrag an den Sport hier zu liefern, für die Organisation materieller Dinge sorgen, wie Kinderfußballtore, Trikots usw. Ich werde an verschiedenen Tage verschiedene Sportarten anbieten, wer kommt macht mit, wer nicht kommt halt nicht. Und auch auf das Alter werd ich keine Rücksicht mehr nehmen. Vor allem die Kleinen sind mit einer Begeisterung dabei, dass es viel Geduld braucht bis ich sie in Reih und Glied gebracht habe. Mit Händen und Füßen und einem langsamen niederländisch probiere ich Bewegungen und Übungen zu erklären. Mit lautem Gebrüll und Gekicher werden dann scheinbar völlig neue Bewegungsformen, wie Bocksprung oder Schubkarrenrennen ausprobiert. Die verschiedenen Laufformen aus dem Lauf ABC sahen bei den meisten recht gleich aus. Auch seitwärtser Hopserlauf schien für die meisten absolut neu zu sein. Wer wäre in seinem Leben auch schon groß seitwärts gelaufen, wäre es nicht Bestandteil der Sportunterrichts in der Schule oder des Auswärmprogramms im Sportverein gewesen?! Doch sie lernen schnell. Dabei sind ihre Begeisterung, ihre unendliche Energie und ihre Neugier am förderlichsten. Ausprobieren lassen!! Sie dabei in geordnete übersichtliche Verhältnisse zu platzieren, wie in einen Kreis oder in zwei Reihen gegenüber, erfordern Geduld und viel Zeit. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit und das Chaos ist wieder perfekt. Manchmal scheint es mir als hätten sie gar kein Gefühl für Symmetrie und Abstände. Und dass das für sie meist auch eher sinnlos ist, sehe ich an ihren verständnislosen Gesichtern. Meistens stehen sie auf einem Haufen und es heißt einfach ?Survival of des the fittest?. Die stärksten, schnellsten und größten beherrschen dabei hauptsächlich den Platz und das Spielobjekt. Was nicht heißt, dass die kleineren nicht auch vollen Körpereinsatz bringen um mit von der Partie zu sein. Die Kinder toben, fallen, schubsen, boxen, schneiden sich an Glasscherben, doch heulen sehe ich hier keines. Aufstehen und weiter geht´s. Das Problem Übungen mit den Kids zu machen besteht darin, dass es meist erst zu wenige und mit einem Schlag zu viele Kinder sind. Dass ihr Bewegungsdrang sehr viel größer als Konzentrationsvermögen ist und vor allem die Kommunikation schwierig ist.
Was mein Herz also tatsächlich höher schlagen lässt und was mich jeden Tag gerne zum Sportplatz gehen lässt ist, wenn ich sehe dass ich die Kinder für Volleyball und Frisbee begeistern konnte oder sie kleine Spiele selbstständig wiederholen. Dass sie begeistert zeigen möchten was sie können und meine Ohren nach einiger Zeit durch die drei Wörter ?tante Lena, kijk? (Tante Lena schau!) beinahe bluten und sie mich am Ende des Tages besorgt fragen ob ich denn morgen wieder komme. Vielleicht gelingt es mir noch Mannschaften mit regelmäßigem Training und in gleichen Altersgruppen und dazu Trainer zu organisieren. Die Beste Möglichkeit entwickelt sich jedoch nicht aus Einschreibungen sondern daraus, dass Kinder, die eine Sportart lieben immer wieder zusammenkommen und daraus ein Team entstehen. So langsam und antriebslos hier manche Dinge laufen, kann ich mir vielleicht schon auf die Schulter klopfen, wenn wir hier ein oder zwei feste Kinderfußballmannschaften haben, und eine Art Kinderliga im Distrikt Brokopondo entstanden ist. Und wenn ich die Damen des Dorfes noch ab und an in Bewegung bekomme, bin ich mit meinem Praktikum einigermaßen zufrieden.