mitten im nirgendwo

10.March 2011 - Alameda


Es hat wieder einmal etwas länger gedauert bis ich mich meinem blog und den neugierigen Lesern gewidmet habe. Sorry ;)!!
Ich habe die Provinz Alberta mittlerweile hinter mir gelassen und bin eine Provinz weitergereist.
Ich habe in Alberta gelernt was es heisst ?wie ein Farmer Auto zu fahren?;) und wie es sich anfühlt in einem ?Schneesturm? zu fahren. Vier Kinder zwischen einem Jahr und sieben Jahren zu hüten war manchmal schwerer als gedacht und bei -30°C sollte man nicht kurz im T-Shirt und Strickjacke vor die Tür ;) Mein Wortschatz -englische Schimpfwörter betreffend- wurde auch erweitert und two step zu Countrymusik zu tanzen war eine kleine Herausforderung. Abgesehen davon bin ich mittlerweile ein Meister im Streichen und geniesse es nicht um 4:30 Uhr von der Kaffeemaschine geweckt zu werden ;) Ich bin ein Langschläfer, der gern bis sieben Uhr schläft ;).
Am 27.ten Februar habe ich den Nachtbus von Strathmore nach Regina genommen. Nachdem ich widererwartend wie ein Baby geschlafen habe konnte ich gut erholt und bei strahlendem Sonnenschein durch Regina spazieren. Die Zeit bis zur Abfahrt des nächsten Busses hab ich somit am Wascana See und dem Legislative Building verbracht. Um 17:00 Uhr ging die Reise und die Zeit der kurzen Nickerchen ;) weiter. Gegen neun bin ich dann endlich in dem kleinen Dorf Alameda angekommen. Leider war mein neuer Gastgeber etwas unpünktlich und ich hab mir schon Plan B überlegt und mich nach einem Motel in der Straße umgeschaut;) Er hatte das nationale Curling Finale der Damen im Fernsehen verfolgt. Da dieses bis zum Ende sehr spannend war konnte er sich nicht loseisen ;) Curling ist in Saskatchewan der Sport schlechthin. Ich habe allerdings zu dem Zeitpunkt keinen blassen Schimmer gehabt von was Warren (Farmer und Gastgeber) eigentlich redet. Ich hab später festgestellt dass ich diese Sportart schon mal im Fernsehen gesehen habe. Da sie aber soooo spannend war hab ich immer zügig umgeschaltet ;) Wie dem auch sei, ich hab Curling ausprobiert. Die ganze Angelegenheit ist aber gar nicht so leicht wie sie aussieht. Ich hab mich auf einer Eisbahn in die Hocke begeben und nen kleinen ?rock? in der Hand gehalten. Anschließend hab ich mich schwungvoll mit einem Bein abgestossen und bin mit dem anderen Fuß über?s Eis geglitten-zumindest meistens. Ab und an hab ich vergessen den ?Gummiüberzug? an meinem Schuh zu entfernen. In jenen Fällen bin ich geschickt über?s Eis gestolpert statt geglitten und sanft auf einer meiner Körperseiten oder meinem Allerwertesten gelandet ;) Sinn des Spiels war es den Schwung auf den ?rock? zu übertragen und diesen durch Drehungen an einen bestimmten Platz am anderen Ende der Eisbahn zu platzieren. Mein kleiner ?rock? ist allerdings selten bis gar nicht an dem gewünschten Ort stehen geblieben. Somit habe ich meine Curling-Karriere frühzeitig beendet;)
Die restliche Zeit meines Aufenthalts habe ich mir mit Farmarbeit in Alameda vertrieben. Anfangs war es für ein Stadtkind wie mich ziemlich ungewohnt mit all den Tierchen zu arbeiten. Die tägliche Eiersuche glich eher einem aufeinander abgestimmten Paartanz. Denn saß die Henne noch auf den Eiern während ich sie einsammeln wollte, wurde meine Hand mit rhythmischen ?Hackbewegungen? traktiert. Naja zumindest fast?Ich hab meine Hand natürlich zügig entfernt und der Schnabel hat mich nicht erwischt. Der Punkt geht an mich ;)) Das ging ein paar Mal hin und her bis ich feststellte dass das so wohl wenig Sinn macht;) Mittlerweile habe ich aber den Dreh raus und lass mich nicht mehr so leicht einschüchtern ;)
Die erste Schweinefütterung in ihrem Gehege war auch interessant. Es fühlt sich etwas seltsam an wenn man mit dem Eimer voll Schweinefutter im Gehege steht und die mopsigen, großen Ferkel auf ihren Stummelbeinen auf einen zu rennen. Ich habe gelernt, dass sie mich nicht fressen werden aber definitiv ?Spaß? daran haben mich mit der Nase durch die Gegend zu schubsen .
Die Kühe der Farm waren eigentlich ganz umgänglich, abgesehen von dem Neuzugang. Es lag aber auch wahrscheinlich daran , dass ich keine von ihnen melken musste ;) Die Jungs, zwei deutsche Wwoofer, und die Farmer haben dies immer erledigt. Nun zu dem Neuzugang Bluebell? Bluebell war eigentlich als weitere Milchquelle auf der kleinen Farm gedacht. Leider hielt sie nicht viel von dieser Idee. Sie war in ihrem Leben noch nie in einem Stall und somit bester Laune. Sie hat das ca 1,60m hohe Gitter nicht als Hindernis sondern als Herausforderung gesehen und es mehrere Male überwunden. Eine wütende Kuh, noch dazu mit Hörnern , mitten im Stall stehen zu haben war auch keine Lösung.Warren hat anschließend probiert sie mit dem Lasso zu fangen und vorerst anzubinden bis sie sich an die neue Umgebung gewöhnt hat. Wir haben die Stalltür einen Spalt offen gelassen, somit den Fluchtweg für Warren gesichert und alles verfolgt. Es glich einem kleinen Rodeo!!!! Es war interessant. Aber wir waren froh, dass wir auf der anderen Seite der Stalltür standen. Keiner wollte so wirklich ein? Kuhpiercing? ;)
Das Sammeln des Feuerholzes im teils knietiefen Schnee war ein kleines Workout. Die Kälte (-22°C ) hat man da mal nicht gespürt ;) Das anschließende Sägen der Baumstämme hat einem auch ordentlich eingeheizt.
Es war mir manchmal echt ein Rätsel wie die Farmer, Warren und Jamie, bei der Kälte ohne Handschuhe arbeiten konnten.
So, ich widme mich nun meinem neuen Hobby, dem Essen;) Was gibt es nicht alles für Leckereien auf dieser Welt. Da mir meine Klamotten noch passen und bald die Saison auf allen Farmen beginnt bin ich guter Dinge und geniesse meine kleinen, unzähligen Mahlzeiten am Tag ;)
Macht?s gut und passt auf über die Straße ;)