Reise Reise

09.February 2010 - Wellington


Kia Ora ?

Ein herzliches Hallo in der zweiten Amtssprache der Neuseeländer, dem Maori.
Seit dem 06. Februar sind wir also nun auf neuseeländischem Festland unterwegs. Samstag Morgen 6 Uhr aufgewacht, zum Hauptbahnhof in Melbourne gefahren, direkt einen Bus zum Flughafen bekommen, 20 Minuten Fahrt, ausgestiegen, eingecheckt, Passkontrolle, Boarding ? Fertig! Und schon saßen wir im Flieger. Ohne Warten und Anstehen... vielleicht für normale Touristen alles etwas knapp berechnet, für uns aber perfekt! ;)
Nach einem 4stündigen Flug riskierten wir einen Blick aus dem Fenster und fanden eine traumhaft schöne Landschaft vor...Neuseeland. Mitten in dieser Idylle hatten wir jedoch schon wieder den Stress den nächsten Bus zu bekommen. Mit dem Flughafen-Shuttle kamen wir bis in das Zentrum Wellingtons von woaus wir den nächsten Bus zum Fähren-Terminal nehmen mussten. Gepäck wieder eingecheckt und aufs Boot gehupft, so ging es auf eine der schönsten Fährfahrten der Welt. Diese Aussage ist wahrscheinlich nicht gelogen. Wie durch ein Labyrinth schlängelte sich die Fähre an den Bergen vorbei die sich wie aus dem Meer zu erstrecken scheinen. In Picton angekommen sattelten wir wieder unsere Rucksäcke auf und machten uns auf dem Weg ins Hostel. Nach einer kleinen Wanderung hielt dies für uns dann 2 gemütliche Betten bereit ? reicht für heute!! Picton ist ein kleiner gemütlicher Ort der direkt im Tal, wie beschützt von den Bergen liegt. Nicht viel los, nicht viel zu sehen, aber definitiv Idylle pur.
Den nächsten Tag sollte es schon wieder weitergehen. Mit dem Tranz Scenic ? Zug in Richtung Kaikoura. Auf dieser 3stündigen aber angenehmen Zugfahrt, konnte man so einiges bei einem Blick aus dem Fenster erhaschen. Angefangen bei den Weiten der Landschaft, über einen traumhaften Meerblick... Rehe spielten fangen, und Schafe behaupten ihre Stellung in Neuseeland (statistisch leben hier mehr Schafe als Menschen :D ) und wer die Augen offen hält konnte sogar eine Robbe auf einem Fels sitzen sehen direkt am Meer. Wir müssen zugeben, dieses Land hat keinen schlechten ersten Eindruck hinterlassen.
Unsere nächste Aktivität war es, neugierig in einen anderen Lebensraum reinzuschnuppern ? wir hatten eine Wal-Tour gebucht. Früh um 7.15 Uhr hieß es antreten zur großen Show. Mit einem Bus wurden wir zum Boot gebracht ? aufregend. Ein bisschen hippelig betraten wir das wackelige Gefährt. Was wir vorher noch nicht wussten, es würde noch wackeliger werden. Beim einchecken auf das Boot missachtete man förmlich die Frage danach, ob man Probleme mit Seekrankheit hat ? ach Quatsch, wir doch nicht!!! Rauf aufs offene Meer legte das Entdeckungsboot eine starke Geschwindigkeit vor. Und bei Wellen von 1 m ? 1,5 m macht das am Anfang richtig Spaß, dann hört der Spaß auf, dann wird einem mulmig im Magen, und dann muss der ein oder andere zu der weißen Plastiktüte vor einem greifen. Nach ca. 20 Minuten holpriger Fahrt bei extremen Seegang merkte ich, wie sich mein Magen so langsam zu drehen begann. Es fing an zu kribbeln und ich brauchte dringend frische Luft und ein Glas Wasser. Besonders als man realisierte das ca. 85 % der Mitfahrer auf dem Boot schon ihre Tüte in der Hand halten muss man sich wirklich zusammenreißen. Julias Kommentar dazu war: ?Ich merk nichts, mir geht?s gut, ich hab mir sowas keine Probleme!? Da war sie noch cool ;) Nach ca. weiteren 10 Minuten Fahrt hatte sich mein Befinden wieder beruhigt und ich konnte gespannt warten. Lob an den Magen ? gut durchgehalten! Diese 10 Minuten schienen Julia zu inspirieren und ihre Meinung zu ändern. Mit einem ?Es tut mir Leid? ließ sie der Seekrankheit freien Lauf ;) Jaja.. so schnell geht das!
Ende der Geschichte war jedoch, dass wir wieder anlegten ohne auch nur einen einzigen Wal gesehen zu haben ? enttäuscht :(
Nach einer kurzen Beratung entschlossen wir uns jedoch mit dem Geld was wir dafür zurück bekamen und der Vergünstigung eine zweite Tour am gleichen Tag nochmal zu machen. Wir wussten, wenn wir aus dieser Stadt jetzt rausfahren, würden wir uns nicht noch einmal dazu überreden eine Wal-Tour zu machen. Also, trotz der Warnung auf extrem starken Wellengang und Seekrankheit wagten wir es noch einmal ? mit Erfolg! Da die Crew jetzt wusste, wo sich die Wale befinden dauerte es nicht mehr so lang diese zu orten und wir bekamen einen phänomenalen Blick auf die Riesen der Meerestiefen. Man konnte sie schon von weiten erkennen, wenn sie das Wasser wie aus einer Fontäne herauspusten. Insgesamt 3 Wale konnten wir an diesem Tag erspähen. Am Letzten dieses Tages waren wir ganz nah dran. Und mit einem klassischen Abgang, bekamen wir unser Schwanzflossenfoto :D Viel mehr gab es dann aber in Kaikoura auch nicht zu sehen... Eine kleines Städtchen, dass wahrscheinlich auch nur von seinem Wal-Tourismus lebt.
Eigentlich sollte unsere Reise danach planmäßig zum Franz Josef ? Gletscher führen. Attraktion an diesem Ort ? eine Gletscherwanderung der Superlative. Jedoch hat uns der Aufwand dahin zu gelangen und das dazu benötigende Geld einen Strich durch die Rechnung gemacht. Also führte uns spontan unsere Reise wieder nach Wellington. Nochmal Zugfahrt und noch einmal mit der Fähre übersetzen. Eine schöne Geschichte ist dabei zu Stande gekommen. Als wir uns in der riesigen Fähre ein paar gemütliche Plätze mit Meerblick voran gesichert hatten, gesellten sich drei ältere Personen zu uns an den Tisch. Nach einer Weile sprachen diese uns auf deutsch an und man kam ins Gespräch... und wieder einmal erzählten wir unsere Reisedetails und zukünftigen Pläne. Mit dem Gedanken, dass sich diese netten Herrschaften wahrscheinlich auf Urlaub Neuseeland erkunden, kam die Frage wie lang sie denn schon unterwegs wären. Urlaub in Neuseeland war richtig, aber seit 55 Jahren ist ihre Heimat an der Gold Coast Australiens. Die Neugier geweckt zierten sie sich auch nicht uns mehr zu erzählen. Aufgewachsen unter der Diktatur Hitlers haben sie das Kriegsende in Deutschland erlebt und standen danach vor dem Nichts, keine Arbeit und damit keine Zukunft. Das damalige Arbeitsamt brachte sie auf die Idee Auswandern. Als Kanada als erste Möglichkeit geschlossen wurde, kam Australien ins Spiel. Auf einer Horror-Bootsfahrt traten sie den langen Weg ins Ungewisse an. Genau 38 Tage waren sie unterwegs, 38 unendlich lange Tage in denen sie behandelten wurden wie Tiere, so erzählten sie. Die ältere Dame ließ uns wissen, dass sie während dieser Zeit 20 Kilo verloren hatte, da man das Essen, was auf dem Boot zur Verfügung stand, nicht als Nahrung bezeichnen konnte. Angekommen standen noch 6 Wochen Auffanglager an. Mit einem Lächeln auf dem Lippen erzählten sie uns eine kleine Annektode wie sie ihren ersten Kuchen auf einem Bügeleisen gebacken hatten. Sie waren 21, viel zu viel Zeit, Langeweile und Hunger! Bei Kontrollen wurden ihnen der Deutsche Pass abgenommen und sie erhielten übergangsweise einen australischen Pass. Wichtig war, man musste sich mit dieser Entscheidung für 2 Jahre verpflichten dort zu bleiben, danach hatte man die Möglichkeit wieder zurückzukehren. Aber so sollte es nicht kommen. Mit dem Gefühl frei zu sein, fanden sie Arbeit, konnten sich schon nach einem Jahr ein Haus anzahlen und das Leben begann sich zu drehen. Mit 21 Jahren sind sie nach Australien ausgewandert, damals war es noch ein unberührtes Land. Heute, so konnten sie stolz sagen, haben sie alles geschafft was sie im Leben erreichen wollten, haben 2 Kinder, die zum großen Bedauern kein Deutsch sprechen können und haben nie darüber nachgedacht nach Deutschland zurückzukehren, nur für Besuche. Eine interessante Sache noch, was mich interessiert hatte, ob man denn untereinander dann Deutsch oder Englisch spricht, und witzig war, sie meinte es geht soweit alles in englisch, nur wenn mal die Fetzen fliegen, dann wird auf Deutsch geflucht ;)
So verging auch unsere 3stündige Fährfahrt wirklich schnell und wir gewannen wieder einen neuen Eindruck. Gespannt lauschten wir den Geschichten.
Jetzt befinden wir uns in Wellington und bleiben hier auch ein paar Tage. Auf dem Plan steht Museen begutachten und die Stadt erkunden.
In den nächsten Tagen soll uns unser Weg noch nach Rotorua und Lake Taupo führen.

Übrigens, noch als Zusatzinformation, wir sind jetzt in dem Land, dass sich am weitesten von Deutschland weg befindet. Wenn wir jetzt also weiter in diese Richtung fliegen würden, würden wir nur wieder weiter ran gelangen. :D Also ein Winken von der Ferne !! Wenn ihr das lest, winkt doch bitte mal zurück ;)

Liebste Grüße aus Wellington, Julia und Lisa