Der Tasman Coastal Trail

21.January 2012 - Hobart


Samstag, 10 Uhr morgens. Aufbruchstimmung. Mein erstes mehrtägiges Buschwanderabenteuer mit schwerem Rucksack (schätzungsweise 15kg) steht an. Zwei Tage zuvor hatte ich mich über die Couchsurfing-Website mit einem Canadier namens David in Verbindung gesetzt, der wanderbegeisterte Begleiter für eine drei bis fünftägige Wandertour durch den Tasman National Park suchte. Nach einem persönlichen Treffen in der City von Hobart, waren wir uns einig, dass wir es ohne Probleme ein paar Tage miteinander aushalten können. Am Freitag wurde dann Proviant und fehlendes Equipment geshoppt.
Nun sollte es losgehen. Die Gastmutter von David setzt uns am Tasman Highway ab. Nach einer halben Stunde beschliessen wir, den recht ungünstigen Standort zu wechseln. Prompt nimmt uns ein älteres Ehepaar mit - zumindest die sieben km bis zu seinem Ziel, dem Flughafen. Am dortigen Kreisverkehr haben wir dann wahrlich unverschämtes Glück: ein Pärchen, das unterwegs ist nach Port Arthur, sammelt uns auf und so sind wir schon zur Mittagsstunde am Eaglehawks Neck, nahe dem Startpunkt des Tasman Coastal Trails. Von dort marschieren wir entlang der Straße vier km zu den Blowholes und mir kommen erste Zweifel, ob ich dem geplanten Trip ueberhaupt gewachsen sei. Meine Schultern schmerzen und meine Muskeln hüftabwärts brennen aufgrund der ungewohnten Belastung. Aber natürlich will ich mir nichts anmerken lassen und beiße die Zähne zusammen. Und die spektakulären Ausblicke auf die Steilküste, die sich fast durchgehend bieten, entschädigen über die Maße.
Nach zweieinhalb Stunden ist Mittagessen angesagt. Wir suchen uns einen schönen Platz nahe der Kliffkante mit toller Aussicht. Auf dem Speiseplan steht der Wander-Klassiker: Marmeladensandwich und Pita-Brot mit Dosenthunfisch.
Nach einer weiteren guten Stunde - diesmal mit Steigung - erreichen wir die Waterfall Bay. Da wir uns am ersten Tag nicht gleich verausgaben wollen und das nahegelegene Cliff einen imposanten Ausblick bietet, beschliessen wir, hier schon das Lager für die erste Nacht aufzuschlagen. Der kleine Wasserfall verspricht obendrein eine willkommene Erfrischung.
Kaum dass wir aufgehört haben zu Laufen, nehme ich wahr, wie müde mein Körper nach der letzten wenig erholsamen Nacht und dieser ersten Etappe ist. Ich suche mir ein Plätzchen in der Nachmittagsonne, den es zwischen all den Ameisenstraßen geschickt zu wählen gilt und halte die Eindrück dieses ersten Tages handschriftlich auf einem guten alteno Notizblock fest. Um mich herum herrscht weitestehend Stille. Es sind kaum Vogelstimmen zu vernehmen, nur das Rauschen des Windes in den Wipfeln der Bäume.
Der Wind und die hohe Lage unseres Schlafplatzes sorgen leider dafür, dass es richtig kalt wird, kaum dass die Sonne untergegangen ist. Das heiße Abendessen wissen wir daher beide doppelt zu schätzen.
Am späteren Abend stapfen wir in unsere Schlafsäcke gehüllt zum Cliff und genießen den Ausblick. In der Ferne sichten wir eine Gruppe Delphine. Der nächtliche Himmel ist recht klar, aber nicht dunkel genug, sodass wir nur wenige Sterne erspaehen koennen. Über uns der Gürtel des Orion.
Kuriosestes Erlebnis des Abends ist ein Opossum, dass zu unserer Rechten Richtung Kliffkante spaziert, uns ansieht und - von unserer Anwesenheit völlig unbeeindruckt - seine nächtliche Runde um uns herum fortsetzt.
Die Nacht ist klirrend kalt und ich wache zweimal auf, weil ich friere. Nach und nach ziehe ich alle Kleidungsstücke an, die ich mit habe, liege aber trotzdem noch lange schlotternd wach, ehe ich vor Erschöpfung einschlafe.