South Island

27.November 2010 - Nelson



Nach genau drei Stunden ­und 20 Minuten Fahrt mit der Fähre kamen wir in Picton, auf der Südinsel an. Die Fährfahrt führte uns durch das Hafenbecken von Wellington quer durch die Cook Strait zur Südinsel. Nach der Durchfahrt zwischen East Head und West Head fuhren wir durch den Tory Chanel und den Queen Charlotte Sound: vorbei an rauen Felsformationen, kleine grünen Inseln, begleitet von vielen kleinen Booten. Der Seegang war mitten auf der Cook Strait recht rau. Unsere Fähre war ausgestattet mit vielen kleinen Lounges, in denen ich den Großteil der Überfahrt verschlief. Des Weiteren gab es ein kleines Café, eine Bar und ein Kino. Von den Außendecks konnte man die gesamte Fahrt lang die wunderschöne Natur drumherum beobachten. Die Fähre transportierte sowohl zu Fuß Reisende, Autos als auch LKW´s u.a. beladen mit Schafen, auf deren Köpfe wir vom Außendeck schauen konnten.
Angekommen in Picton genoßen wir ein frühes Dinner, direkt am Hafen. Picton ist nur eine kleine Stadt, mit 4000 Einwohnern, bildet jedoch mit dem großen Fährhafen den Ausgangspunkt für alle Reisende. Die Stadt ballt sich in eine tiefe Schlucht am Eingang des Queen Charlotte Sound. Das Gebiet an der Nordspitze der Südinsel wird Marlborough genannt. Es gehört zu den sonnigsten Regionen Neuseelands. Die Nord- Ost- Spitze der Südinsel umfasst die Marlborough Sounds: ein zerrupftes Labyrinth aus Meeresarmen, Landspitzen, Gipfeln, Stränden, Flußmündungen und Wasserflächen. Die Sounds entstanden als das Meer nach dem Ende der letzten Eiszeit tiefe Täler überflutete. Die Zerissenheit der Sounds verdeutlicht z.Bps. der Pelorus Sound: er ist 42 km lang, hat aber eine Küstenlinie von 379 km.
Zuerst führte uns der Weg von Picton über den Queen Charlotte Drive nach Havelock- einem kleinen, scheinbar unbedeutendem Ort mit nur 430 Einwohnern...jedoch ist Havelock dank seines Hafens die "Grünschalenmuschel- Welthauptstadt". Überall rund um Havelock sieht man im Wasser der Sounds die Muschelfarmen. Die erste Nacht verbrachten wir direkt am Hafen. Am nächsten Tag mussten wir einen Abstecher nach Blenheim machen...Marcus hatte in einer Autowerkstatt den Besitzer gebeten, unseren Keilriemen zu ölen...und der entdeckte dabei, dass der eingebaute Keilriemen vollkommen falsch und viel zu klein für unser Auto war. Er rief Freunde an, die in Bleinheim eine Werkstatt führen mit Gebrauchtteilen...und schon waren wir auf dem Weg in DIE Weinregion Neuseelands. Die Marlborough Wine Region westlich von Blenheim (= "Blenim" ausgesprochen) ist Neuseelands größtes Weinanbaugebiet und eines der führenden der Welt. Es gibt mehr als 60 Weingüter, die in einem absolut flachen Tal liegen. Die sonnigen Tage und die nächtlich hereinwehende Meeresluft schaffen ein perfektes Mikroklima. Der Sauvignon Blanc aus dieser Region gilt als einer der besten der ganzen Welt. Angekommen bei Geoff und Coral, den Besitzern von "Blenheim Car Parts", gaben wir unseren geliebten Nissan in die Hände von Geoff und wurden von Coral in die Innenstadt gefahren: ein bisschen rumlaufen, Internet Café und für Marcus Lunch. Nach nur einer Stunde holte uns Coral wieder ab. Ausgestattet mit einem neuen Keilriemen machten wir uns auf den Weg zurück nach Havelock, quer durch Weingüter, die von hunderten Rosenstöcken umpflanzt sind.
Von Linkwater aus befuhren wir eine kleine, sehr kurvenreiche Straße immer entlang am Kenepuru Sound: vorbei an winzigen, malerischen Buchten, rauen Felsen und neuseeländischen Wald immer mit Blick auf den Sound. Vormittags noch in einer Autowerkstatt gewesen, hätten wir abends gleich wieder hinfahren können: Marcus setzte unser geliebtes Auto beim Zurückstoßen an einen Baum...nun hat unsere linke, hintere Ecke mehrere Dellen und das Rücklicht ist kaputt. :(
Die Nacht verbrachten wir in Kenepuru Head, nur ein kleiner Ort mit vielleicht 3 Häusern. Wir schliefen auf einem, der vom DOC ausgewiesenen Zeltplätze: das DOC (=Department of Conservation) ist in Neuseeland verantwortlich für die National Park, die Reserves und alle anderen Schutzgebiete. In Kenepuru Head teilten wir uns den Schlafplatz mit mehreren Wekas: eine neuseeländische Vogelart, die fast wie ein Kiwi- Vogel aussieht und in ähnlicher Weise bedroht ist. Wekas sind unwahrscheinlich zutraulich und so kamen auch diese immer wieder zu unserem Auto und versuchten, Essen zu stehlen oder ins Auto zu klettern. Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass es sich um mindestens eine Familie handelte mit mehreren Kücken. Als dann aus dem benachbarten Wald ein erwachsener, einzelner Vogel kam, konnten wir einen kleinen Revierkampf miterleben. Donnerstag vormittag fuhren wir dann weiter um den Kenepuru Sound herum, um den Mount McMahon herum zur Crail Bay auf der anderen Seite. Dort gab es dann kein Weiterkommen mehr, weil die Straße gesperrt war und so drehten wir um. Zurück über die Schotterpiste am Kenepuru Sound entlang ging es nach Kenepuru Head. Dort trafen wir am Straßenrand drei jüngere Männer, die gerade von der Jagd kamen. Am Anfang sahen wir nur einen von ihnen am Jeep stehen, zusammen mit mehreren Hunden. Als wir ausstiegen, fragte er uns, ob wir das Schwein sehen wollten...zuerst wussten wir gar nicht, was er meinte, bis aus dem Wald noch mindestens 5 weitere Hunde kamen, zusamen mit zwei Maori- Boys, die ein Wildschwein schleppten. Das Schwein war recht klein und mager, sah aber trotzdem noch beeindruckend aus. Wie auch Karaho (der junge Maori, der mit uns bei SEEKA gearbeitet hatte und solche enormen Muskeln hatte) gingen die Jungs einfach mit Hund und Messern auf die Jagd. Wenn das Schwein aufgespürt ist, wird es verfolgt, in die Ecke getrieben und dann mit dem Messer abgestochen.
Zurück auf dem State Highway 6 ging es nach Nelson: die Region um Nelson ist die ein Haupturlaubsziel für Kiwis. Hier gibt es mehr Sonnentage als in allen anderen Regionen Neuseelands sowie wundervolle Sandstrände. Nelson an sich, ist mit ca. 44 000 Einwohnern eine der größten Städte an der Nordspitze der Südinsel. Die Stadt wird als "lebenswerteste" Stadt NZ´s angepriesen. Die Stadtregion erstreckt sich über mehrere Kilometer entlang der Tasman Bay und umfasst mehrere Vorstädte. Der Ort an sich ist sehr belebt und ein Zentrum des alternativen Lebenstils. Angekommen in Nelson fuhren wir in die Vorstadt Tahunanui und genoßen in der Bibliothek das kostenlose Internet. Wie bereits schon mehrmals geschrieben, ist das Internet hier enorm teuer und man hat auch nicht überall Empfang. Jedoch gibt es, in so gut wieder jeder halbwegs größeren Stadt eine Bibliothek...und dort hat man fast immer kostenlosen Internetzugang...dementsprechend voll ist es immer. Gegen Abend fuhren wir wieder in die Stadt Nelson hinein und suchten uns eine Nachtschlafplatz: der Nelson City Holiday Park war unser Heim für die nächsten 3 Nächte. Nach dem Dinner gingen wir auf eine kleine Stadterkundung...und kamen genau zur richtigen Zeit am Kino an...es war der Tag der Harry Potter Premiere. In Deutschland meist schon Wochen vorher ausverkauft, bekamen wir 5 Minuten vor Filmbeginn noch wundervolle Plätze in einer der letzten Reihen...und das in einem unglaublich kleinen Kinosaal....in Neuseeland ist eben alles etwas kleiner... :) Der Film war wirklich toll...für mich der beste Harry Potter Film überhaupt! Also, wenn er in Deutschland in die Kinos kommt, dann: hingehen und anschauen! Es lohnt sich definitiv!
Der nächste Tag war mit nur knapp 20 Grad recht kühl und zudem bewölkt...also verbrachten wir die meiste Zeit in der Bibliothek. Am Abend ging es dann in die Stadt zum Feiern. Zusammen mit zwei Österreicherinnen machten wir uns auf den Weg zur Bridge Street, der Hauptkneipen- und Restaurantmeile. Nach einem kurzen Drink in einer Bar mit Livemusik ging es ins Little Rock...zusammen mit zwei Norwegern, einem Kölner, den Österreichern und Kiwis in jedem Alter von 18 bis 60 tanzten wir zu einem Mix aus Chartmusik und Schlagern. Es war nicht die beste Musik und Location, aber für NZ ganz gut und vor allem ging es außergewöhnlich lange. Wir hatten einigen Spaß mit den Norwegern und dem total betrunkenen Kölner....Den nächsten Tag verbrachten wir nur mit Kochen und Ausruhen...Party machen ist anstrengend! Eine kleine Stadttour führte uns vorbei an der South Street, mit malerischen Arbeiterhäusern die alle zwischen 1863 und 1867 errichtet wurden. Fachleute meinen, dass es sich um den ältesten, vollständig erhaltenen Straßenzug Neuseelands handelt.
Am Sonntag, den 21.11. besuchten wir den Sunday Market, einen Flohmarkt mit ein paar Straßenmusikern, Mode, Kunsthandwerk und allem was zu einem Flohmarkt dazu gehört. Danach liefen wir zur Christ Church Cathedral. Die bauarbeiten an der Kathedrale begannen 1925 und zogen sich wegen Streitigkeiten um den Stil und architektonischen Entwurf bis 1965 hin. 47 Jahre nach Grundsteinlegung wurde sie im Jahr 1972 endlich geweiht. Danach schauten wir uns in Nelson noch das Botanical Reserve an, den Schauplatz des ersten Rugby Games in Neuseeland und bestiegen den Botanical Hill, wo ein Speer verkündet, hier sei der geografische Mittelpunkt Neuseelands. Danach machten wir uns auf den Weg über den SH60 entlang der Küste nordwestwärts nach Motueka. An der Tasman Bay besuchten wir noch Rabbit Island, ein Erholungsgebiet mit einem rießigen wunderschönen Strand und großen Kiefernwäldern....fast wie an der Ostsee! In Motueka angekommen besuchten wir den dortigen I-Site (Infocenter) und informierten uns über Kayak Touren durch den Abel Tasman National Park....(weiter im nächsten Eintrag)