Eine alptraumhafte Nacht im Nationalpark

27.June 2009 - Mossman



Mossman Gorge. Unberührte Natur und ein Bergfluss mit starker Strömung und kristallklaren, arschkalten Wasser. Toll. Wir schreiben den 27.06.2009. 10 km nördlich vom wunderschönen Port Douglas liegt das bescheidene, kleine und stinklangweilige Örtchen Mossman. Der angrenzende Nationalpark ? Mossman Gorge, ist nur 4 km entfernt. Wir fuhren von Port Douglas nach Mossman um eine Angel zu kaufen ? am Sonntagnachmittag. Welch eine Überraschung, dass alle Geschäfte geschlossen hatten. Wir erfuhren vom Nationalpark und beschlossen ein bisschen baden zu gehen und danach zum Abendessen zurück nach Port Douglas zu fahren.
Dort angekommen hüpften wir ins Wasser. So schnell wir drinnen waren, waren auch wir wieder draußen. Da wir wärmeverwöhnt vom Pazifikwasser waren, kam das ganze Eisbaden schon sehr nahe. Gegen 4 Uhr saßen wir am Auto und wärmten uns mit heißem Kaffee. Bis 5 Uhr waren fast alle Autos auf dem Parkplatz verschwunden. Ein par Backpacker erkundigten sich nach guten Schlafmöglichkeiten hier und in Port Douglas. Wir lotsten sie nach Port Douglas. Hier auf dem Parkplatz, kommt garaniert jemand kontrollieren. Hmhm? Das sollten wir später bereuen.
Um 5:30 Uhr ? es dämmerte schon, wollten wir aufbrechen. Ich durfte zurückfahren. Als ich das Auto starten wollte tat sich? nichts. Toll. Nochmal versuchen. Nichts. Nochmal. Nichts. Nochmal Nochmal Nochmal?. Nichts. SUUUUUPER! Batterie im ARSCH (Wir hätten vielleicht doch nicht die ganze zeit mit dem MP3 Player Musik im Auto hören sollen.
Es war in der Zwischenzeit schon ziemlich dunkel und ein Auto stand auf dem Parkplatz. Der dazugehörige Mann wollte gerade losfahren. Ich stürmte hin und fragte ihn nach einem Jumper. Ich danke der Autoindustrie, oder besser gesagt den Superhirnen bei der Entwicklung für Ihre gnadenlos bescheuerte Idee, neuen Autos es nicht mehr zu ermöglichen SARTHILFE ZU GEBEN! VIELEN DANK! Wenn es nach mir ginge bekämen die alten Säcke alle Verbot neue Autos zu fahren. Ich würde den allen nur alte Rostlauben zur Verfügung stellen, Autos wo nach 50km die Batterie versagt und sie auf Starthilfe angewiesen sind. Dann werden sie vielleicht wieder erinnert, dass nicht alle Menschen auf diesem Planeten neumoderne Autos fahren KÖNNEN!
Ok. Genug aufgeregt. Jedenfalls brachte uns der Mann freundlicherweise nach Mossman zurück. Dort sollten wir dann nach jemanden mit Starterkabel suchen. Ok. Blöd wie mich Gott schuf, war meine erste Anlaufstelle ein Bottleshop (wird Alk verkauft). Ich fragte einen, auf seinen Suff wartenden Mann nach Hilfe. Ich erzählte ihm alles. Dass wir beide ganz alleine im Nationalpark sind, es weit und breit keinen Menschen gibt, dass das Auto im Moment ganz alleine ist und wir es nicht starten können. Darauf hin beugte er sich ins Auto und sprach mit 3 Aborigines. Och Gott, dachte ich, die hab ich ja gar nicht gesehen? man sind die schwarz?. Ich konnte nicht verstehen was sie sich besprachen, der Mann drehte sich um und erzählte uns, er müsse seine Frau (Beifahrer) zur Arbeit fahren und danach würde er uns zurück zum Auto bringen und uns Starthilfe geben. In 20min sei er wieder hier. Wir sollten solange hier warten. Ok, dachte ich überglücklich. Der Mann verabschiedete sich und fuhr davon. Ich blicke zu Basile. ?Man, was hat er denn?? Die Antwort kam eine Sekunde später. ?BIS DU BESCHEUERT! DU KANNST DENEN DOCH NICHT ERZÄHLEN, DASS WIR ALLEINE SIND UND DAS AUTO IM MOMENT GANZ ALLEINE IST! DIE KÖNNEN JETZT HINFAHREN UND DAS AUTO AUSRÄUMEN!!!!!!!!!!!!!!!? ?..oh? scheiße?. Daran hatte ich gar nicht gedacht? Ich sag ja: Blöd. Voller Panik rannte ich los und überfiel mehr oder weniger 2 Jungs in ihrem Super-Duper-Hyper-Hippen-Pimp-Auto. So schnell ich konnte erklärte ich ihnen die Situation und sie brachten uns zurück zum Nationalpark. Langsam versteht sich. Man will ja das Auto nicht kaputt machen.
Als die beiden wieder fuhren, standen wir da. Mutterseelen Allein im Dunkeln. Und wenn ich Dunkel sage, dann meine ich auch dunkel. Keine einzige Lichtquelle, kein Mond, NICHTS. Das einzige was ein bisschen ?Licht? brachte, waren Lichtflecken auf der Netzhaut. Nach 2,65 Sekunden bekamen wir Panik und flüchteten ins Auto und verriegelten es. Zum Glück hatten wir an diesem Nachmittag Lampen gekauft. Wir fixierten sie über den Sitzgurten. Gut. Wenigstens etwas. Und nun? Ich hatte Angst. Die verrücktesten Geschichten von Massenmördern und anderen Kreaturen kamen mir in den Sinn. Ich kramte das Schweizer Taschenmesser hervor und legte es direkt neben mich/mir(?). Da ich mit jeder Geschichte Basile auch in Panik versetzte, schaukelten wir uns so hoch dass ich das heulen anfing, und er mich versuchte zu beruhigen? klappte allerdings nicht ganz weil er nach jedem ?wir sind jetzt sicher und uns wird nichts passieren? hecktisch zur Frontscheibe blickte um zu kontrollieren, dass dort nichts ist.
Nach 10 Minuten war der erste Schreck überwunden. Erneut: Und nun? Es war 7 Uhr (gefühlt 23 Uhr). Flechten. Wir brauchen noch Seile für unsere Vorhänge. Ich hatte Wolle gekauft und um es etwas stabiler zu machen wollten wir 6 Fäden zu einem dicken flechten. 6 Meter flechten lagen vor uns. Nach anfänglichem Sträuben, brachte ich Basile das Handkunstwerk bei. Er stellte ich gar nicht so schlecht an? ? Nach 2 Metern verging mir die Lust und ich bekam Hunger. Spagetti. Wir sammelten all unseren Mut und machten eine Tür auf um mit dem kochen zu beginnen. Zuvor nutzen wir die Gelegenheit und gingen zusammen Pinkeln (aber nur weil die Situation uns dazu zwang!) Plötzlich sahen wir ein Licht. Zuerst dachten wir es sei der Mond, dann ein Tier, dann ein geisteskranker Psychopath. Die Panik kam zurück als dass Licht nach 5 Minuten stillstehen sich plötzlich bewegte und verschwand. Also ein Mensch. Toll. Suuuper! Also doch ein geisteskranker Serienmörder der sich in den Wäldern der Mossman Gorge versteckte und auf hilflose Backpacker wartete um seine kranken Phantasien auszuleben. Was für ein Glück dass das Essen gerade in diesem Moment fertig war und wir uns unauffällig uns Auto zurückverkrümelten. Wir kalkulierten, dass der Psychopath etwa 20 Minuten brauchen würde um den Berg nach unten zu laufen. Genug Zeit um zu essen und das Licht auszumachen und versuchen zu schlafen, der Phantasie keine Gelegenheit zu geben, sich zu entfalten.

Als ich am nächten morgen erwachte, war ich am Leben und es war hell! Ein kurzer Blick ? Basile war auch noch da und sah einigermaßen gesund aus. Dann entdeckte ich die Wollseile für die Vorhänge. Alle fertig. Hää? Gestern hatten wir nur die Hälfte gemacht? Wenig später erzählte er mir, flechten sei gar nicht so schwer und beruhigt einen tootal! Ok. Gut. ?
Ein Glück kamen an diesem Tag viele Touristen zum NP. So fanden wir nach einer Stunde einen netten Helfer und fuhren leicht müde und hungrig nach Port Douglas. Frühstück hatten wir uns ja wohl echt verdient! ?