Die Tage sind gezaehlt

07.May 2009 - Wangharei


Nachdem mein Blog in Nelson in den Streik getreten ist haben vermutlich alle, die es interessiert, die Ereignisse auf Tinas Blog nachgelesen. Deshalb spar ich mir den Stress, das alles jetzt noch aufzuschreiben und fang gleich bei Wellington an. Am 27.April sind wir von Picton aus mit der Faehre nach Wellington gefahren, haben unterwegs zwei Filme angeguckt und mir ist zur Abwechslung mal nicht schlecht geworden. Wellington ist an sich eine recht nette Stadt, in deren Shoppingmeilen ich seeeehr viel Geld zurueckgelassen hab, aber das war einfach mal noetig, nachdem wir so froh waren, die ewige Pampa der Suedinsel hinter uns gelassen zu haben. Was uns an Wellington aber garnicht gefallen hat, war der Wind! Also zeitweise ist man nicht mehr richtig vom Fleck gekommen, wenn einem der Wind entgegen kam und wenn wir den Kofferraum aufgemacht haben, mussten wir aufpassen, dass es unsre Muelltueten nicht wegweht. Die Stadt hat halt net umsonst den Spitznamen "Windy Welly". Wir waren natuerlich nicht NUR einkaufen, sondern haben auch das Te Papa Museum und die Weta-Caves angeguckt. Weta ist ne kleine Produktionsfirma, die Miniaturen, Waffen, Monster, Digitaleffekte usw. fuer Filme wie Herr der Ringe, King Kong oder Indiana Jones herstellen. Nach ein paar gemuetlichen (kalten, regnerischen) Tagen in der Hauptstadt sind wir ein ganzes Stueck nach Norden zum Lake Taupo gefahren, der angeblich eine groessere Flaeche hat, als Singapur. Wir haben auch en Bootstour mit nem alten Segelboot gemacht und waren die einzigen Passagiere an Bord, mal abgesehn von unserm Kapitaen natuerlich. Die Fahrt war voll schoen, auch wenns trotz dicker Jacken verdammt kalt war. Als wir mit Keksen und heisser Schokolade versorgt wurden, haben wir Besuch von zwei Enten bekommen, die nicht mehr abgehauen sind, bis sie auch Kekse gekriegt haben. Aber auch danach sind sie immer wieder gekommen, die waren ganz schoen gierig.
Am naechsten Tag waren wir in Rotorua und haben eine kleine Maori-Siedlung angeguckt, anschliessend gings weiter nach Tauranga an der Bay of Plenty. Dort konnten wir aber nicht viel machen, ausser durch die Laeden zu schlendern, weil das Wetter nicht so verlockend war, um sich draussen aufzuhalten. Am morgen darauf sind wir dann bei schoenem Wetter (endlich mal) die Coromandel Peninsula hochgefahren als Schlafplatz hatten wir uns eine Farm in Colville rausgesucht, wo wir an dem Nachmittag auch auf einen einstuendigen Horsetrack gegangen sind. Zwar hatten wir danach Schmerzen in diversen Koerperteilen, aber es war trotzdem cool, die Landschaft mal vom Pferderuecken aus zu sehn ;-) Unsern Van haben wir auf einer Kuhweide geparkt, aber die Kuehe hatten Angst vor uns und sind jedesmal abgehaun, wenn wir aus dem Auto gestiegen sind. Morgens durften wir beim Huehner fuettern und Kuhmelken helfen. Melkmaessig ging nicht so viel, weil das Kalb der Kuh wohl vorher ziemlich Hunger hatte. Es kam aber genug raus, dass wir beide en Schluck probieren konnten. Die Huehner hatten ueber nacht auch nur ein Ei gelegt, das uns die Farmerin fuer unser Fruehstueck geschenkt hat. Alles in allem also eine sehr naturnahe Uebernachtung. Eigentlich war der Plan, an diesem Tag nach Hahei (oder so aehnlich) zu fahren und ne kleine Wanderung zu unternehmen. Wir waren aber grade mal ca. 10 Minuten auf der Strasse, als sich unsre Plaene schlagartig in Luft aufloesten. Es ging bergab mit vielen Kurven, wie so oft in Neuseeland. Ich wollte ganz normal bremsen, bietet sich an steilen Bergen ja gelegentlich an. Ploetzlich haben wir en Geraeusch gehoert, als ob en Schlauch irgendwo rausfatzt und das Bremspedal ging widerstandslos bis zum Boden durch. Nach zwei Schrecksekunden haben die Bremsen wieder angefangen, zu arbeiten, aber das Auto hat noch seltsamere Geraeusche gemacht wie sonst beim Bremsen (das hat sich schon scheisse angehoert, als wir das Auto in Christchurch gekriegt haben, aber wir haben uns nichts weiter dabei gedacht). Ich bin in ne kleine Haltebucht gefahren, da hatten wir aber natuerlich kein Handynetz und da die Bremsen ja wieder gingen haben wir uns langsam nach Coromandel Town durchgetastet und dort den Road Service angerufen. Der Mechaniker, der dsich das Auto angeguckt hat, konnte net wirklich was finden, er hats fuer ne kleine Probefahrt mitgenommen und uns danach erklaert, dass eigentlich alles in Ordung sei. Mein Argument, dass wohl net alles in Ordung ist, wenn unsre Bremsen am Berg versagen, fand er net so beeindruckend und hat uns nach Thames zum Toyota-Haendler geschickt, die sollten sich angucken, ob wir damit noch bis Auckland fahren koennen, um bei wicked die Autos zu tauschen. Also sind wir 50km nach Thames gefahren, wo wir dann den ganzen Nachmittag rumgehangen sind (und wieder was gekauft haben), bis die sich das angeguckt haben. Ja also so zum Thema "da ist alles in Ordnung": Unsre Bremsen waren total am Arsch, praktisch nicht mehr vorhanden. Das Geraeusch, das die Bremsen von Anfang an gemacht hatten kam daher, dass an den Hinterraedern (die sich der Typ in Coromandel nicht mal angeguckt hat) keine Brake-Pads (ich versteh nix von Autos, keine Ahnung was des auf Deutsch is) mehr da waren. Die Bremsen haetten uns beim Fahren jederzeit verrecken koennen und das war schon so als wir das Auto gekriegt haben! Wir sind mit dem Auto mehr als 2000 km durch das steile, kurvenreiche Neuseeland gefahren und der Mechaniker wollte uns keinen Meter mehr fahren lassen, weil des viel zu gefaehrlich sei. Schon voll beruhigend, wenn man erfaehrt, dass man vier Wochen mit ner Todesschleuder rumgefahren ist. Die in der Toyota-Werkstatt haben sich voll aufgeregt, weil sie im letzten Monat schon vier Wicked-Camper da hatten, die nicht mehr verkehrssicher waren. Unfassbar, was die bei Wicked alles auf die Strasse schicken, da muss man sich wirklich fragen, ob die die Autos ueberhaupt mal angucken, bevor se an die naechsten ahnungslosen Backpacker vermietet werden. Wenigstens musste Wicked fuer alles aufkommen, ist ja klar, war ja net unser Verschulden. Wir mussten bis zum naechsten Tag warten, bis die die neuen Brake-Pads hatten. Aber ganz nach unserm gewohnten Glueck-im-Unglueck hatte einer ausm Buero bei Toyota Mitleid mit uns und er und seine Freundin haben uns mit nach Hause genommen. Des war voll cool, wir haben DVD geguckt und mit ihren zwei kleinen Katzen gespielt, des waren voll die suessen Mopse! Wir hatten nachts beide jeweils eine Katze im Bett, auch wenn Ryan, unser Gastgeber doch en bissle traurig war, dass er ne Nacht ohne die Kaetzchen auskommen muss ;-) Am naechsten Morgen wollten die sich gleich als erstes unser Auto vornehmen, es hat dann aber doch noch bis mittags gedauert, weil bei Wicked erstmal keiner erreichbar war, dann war der Typ net erreichbar, der Reparaturen genehmigen darf und ueberhaupt halt voll der Heckmeck...Aber zur Mittagszeit waren wir dann startklar und konnten endlich nach Auckland ins Shopping Outlet Centre. Ich hab zur Abwechslung mal nichts gekauft.
Am Tag darauf gings nach Norden Richtung Wangharei. Unterwegs waren wir bei Sheepworld! Das ist ne Schaffarm, wo wir ne Schaf- und Hunde-Show angucken konnten, in der en echter Schaefer erklaert hat, wie er mit seinen Hunden arbeitet, wie die trainiert werden und so. Dann hat er die Hunde 18 Schafe in en kleinen Vorfuehrraum treiben lassen und hat gezeigt, wie die Schafe nach Geschlecht, Alter usw. in unterschiedliche Paddocks sortiert werden. Anschliessend hat er en Schaf geschert, des Arme sah voll hilflos aus! Am Schluss durften wir Laemmer mit Flaschen fuettern. Die waren eigentlich schon en bissle zu alt fuer Milch, aber sie warten noch auf die neuen Laemmer, deshalb duerfen die Touris halt solang die aelteren mit Flaschen fuettern^^ Eine Frau durfte en kleines Kalb fuettern, weil nicht genug Laemmer da waren, des war auch voll suess. In dem Streichelzoo gabs auch noch Mini-Ponys, Esel, kleine Schweinchen, Lamas usw. Also der Besuch hat sich echt gelohnt, vor allem die Show war voll interessant. Danach sind wir weiter gefahren und wollten en Cliff Walkway machen, den wir aber wegen Regen abgebrochen und lieber im Auto Kekse gegessen haben. Die Abbey Caves haben wir auch nicht von innen betrachtet, weil wir keine Lust hatten durch kniehohes Wasser zu waten (wir werden hier auch so schon genug nass). Alles in allem sind wir mit der Nordinsel zufriedener wie mit der Suedinsel, weil wir echt genug hatten vom staendigen Wandern und Pampa. Naechsten Dienstag muessen wir unser Auto in Auckland abgeben und ins Hostel ziehen, bevor wir dann am Freitag nach Fiji fliegen. Es ist schon seltsam, dass wir nach so langer Zeit nur noch fuenf Naechte in einem Auto schlafen werden. Dann muessen wir uns wieder an richtige Betten gewoehnen. So langsam wird einem bewusst, dass sich unsre Reise dem Ende zu neigt...