Jobs und Spenden

14.May 2012 - Perth


Datum: 15.-17.04.2012

Ich habe mich bemüht, es sind nur wenige Tage vergangen seit meinem letzten Eintrag, auch wenn die Schlitzis es schon wieder kaum erwarten können ;-).
Nachdem wir das Highlife der 'Reichen und Alten' ausgetestet haben und den Punkt Casino auf unserer 'To-Do-List' abhaken konnten, galt es für einen Teil von uns sich mit einer ernsten Sache auseinanderzusetzen: Mit der in der Chickenfarm verdienten Kohle hat es sehr gut bis nach Perth gereicht, dabei muss aber berücksichtigt werden, dass wir außer Sprit und Essen so gut wie keine Ausgaben hatten. Wir haben von dem Geld wirklich günstig gelebt und konnten dadurch drei Monate lang reisen und 'leben'. Da jedoch ¾ der Crew noch länger in Australien bleiben will, muss ein neuer Job her, um die Urlaubskasse nochmal aufzufrischen. Joa, easy peacy, wo hingehen, sagen ich brauch nen Job, arbeiten anfangen und nach drei Wochen gehen. Das ist so die Traumvorstellung der meisten Backpacker (zumindest von mir). Aber die Masche zieht hier im sonnigen Westen Australiens nicht so. Uns wurde gesagt, dass hier in der Stadt Perth selbst viele Arbeiter benötigt werden, da die meisten Personen männlichen Geschlechts im Norden in den Minen arbeiten.
? Kleine Zwischeninformation zu der Minenarbeit: Da die Minen irgendwo im Nirgendwo liegen und dort herum nichts wirklich garnichts ist, müssen die Arbeiter natürlich mit lukrativen Löhnen angelockt werden, und diese sind nicht selten bei bis zu 40 Dollar (etwa 30 Euro). Dazu kommen freie Unterkunft, Mahlzeiten und alles was man(n) eben so braucht: Fitnessstudio, Tennisplatz, Sportfernsehen, Bar, etc.... Die Chance einen solchen Job als Backpacker zu bekommen ist jedoch gleich null, da hauptsächlich erfahrene Australier mit dicken Armen dort genommen werden und sich dann auch über einen längeren Zeitraum (mindestens jedoch drei Monate) verpflichten müssen, was ja meiner Traumvorstellung von drei Wochen widerspricht. ?
Nun ja, wieder zurück zum Thema: Angeblich sind eben diese ganzen Arbeiter im Norden, sodass in der Innenstadt und den Vororten sehr viele Arbeiter gebraucht werden. Genial!! Einzige Lücke in diesem Plan ist, dass wir den Gedanken mit zigtausenden anderen Backpackern teilen, und somit die 'Lage auf dem Arbeitsmarkt doch wieder angespannter ausfällt als befürchtet'. Da wir jedoch mit einer Organisation hier sind, haben wir die Gelegenheit genutzt und uns dort mal nach Jobs umgeschaut. Jedoch fliegen dir diese dort auch nicht einfach so zu, man muss sich schon selber bewerben, die nette Dame von der Organisation greift einem da nur beim Formulieren der Anschreiben etc. unter die Arme. Jedoch hat sie zu uns gemeint, dass es hier eine Firma gibt, die ab und zu Backpacker braucht. Sie weiß nicht, wie die Lage im Moment ist, aber sie kann unsere Bewerbungen ja einfach mal hinschicken und schauen, was zurückkommt. Dort ? so hat sie es uns gesagt ? müssen Steine saubergemacht werden, was auch immer das für ein Job sein soll. Wir wollten und konnten unsere Jobchancen jedoch nicht auf dieser einen Bewerbung beruhen lassen, wir müssen 'mehrgleisig' fahren (dieses brillante Wort habe ich meinem Dad zu verdanken ;-) ). Von daher haben wir uns zunächst bei Jobs mit realer Chance beworben, als die Situation jedoch immer aussichtsloser wurde haben wir den Part 'reale Chance' übersprungen und sämtliche Stellenangebote angeschrieben, die nicht bei drei auf dem Baum waren: Vom Postsortierer bis zum Lichtwerbungsinstallateur, vom Straßenteerer über die Gebäudereinigungsfachkraft bis zum Sicherheitsmann im Supermarkt war so ziemlich alles dabei. Leider blieb unsere Erfolgsquote bei konstanten null Prozent, die meisten Arbeitgeber haben sich nicht mal zurückgemeldet, wobei sich doch eine feine Sache ergeben hat..... Lesen Sie hierzu später mehr.
Da wir die meiste Zeit unseres Tages damit verbracht haben, uns zu bewerben, ist vom schönen Perth nicht so viel übrig geblieben. Deswegen mussten wir das Wochenende umso mehr auskosten, denn da macht es wenig Sinn sich um einen Job zu kümmern. Da sich die Hostelkosten hier in Perth wöchentlich auf etwa 190 Dollar belaufen, habe ich versucht diese zu umgehen und mich bei 'Couchsurfing' angemeldet. Das ist eine Onlinegemeinschaft, bei der Personen, die in der Umgebung leben, Reisenden ein Zimmer/ ein Bett anbieten können und man sich dann kennenlernen kann bla bla. Mir ging es jedoch weniger um das Kennenlernen, ich wollte einfach aus dem Hostel raus, zumindest über die Zeit, in der ich nichts verdiene und mich um einen Job kümmere. Auch wenn meine Vorstellung über mehrere Tage bei jemandem zu übernachten gescheitert ist, hab ich trotzdem ein Angebot von einem 21 jährigen Studenten bekommen, eine Nacht im Haus von seinen Eltern übernachten zu können. Er hat gemeint, er muss am Nachmittag auf dem Fluss mit einem Boot eine Art Rettungs-Patrouille fahren und abends könne ich mit ihm zu einer Party hier in Perth gehen. Klasse! Das nehm ich doch gleich an, und schwupps-di-wupps bin ich mit dem Zug zu ihm nach Hause gefahren und ich sage euch, das war wirklich richtig cool! Zunächst sind wir mit einem dicken Schlauchboot (das dem Bootsklub gehört) mit Motor auf den Fluss rausgefahren, dort bisschen rumgeheizt und haben dabei Bier getrunken. Am Abend haben wir bei ihm gegessen und sind auf einige verschiedene Partys in die Stadt gegangen. Ein richtig schönes Wochenende. Obwohl jedoch dieses Angebot völlig frei war, hat es mich doch 'einiges gekostet': Während der Bootsfahrt auf dem Fluss muss ich wohl meine erst fünf Tage zuvor gekaufte Sonnenbrille verloren haben. Ich hab gedacht, dass ich sie vielleicht auf dem Schlauchboot vergessen habe. Nett wir er und sein Vater waren, sind wir dann mit ihrem eigenen Boot hinausgefahren, um das Schlauchboot abzupassen, denn das ist schon wieder Patrouille gefahren. Dort war jedoch keine Spur von meiner Sonnenbrille. Als wir dann zurückgefahren sind, hab ich mich gefragt, wo eigentlich meine Flip-Flops sind. Diese hab ich am Steg stehen gelassen, als wir rausgefahren sind, als wir zurückgekommen sind, waren sie nicht mehr da. Wunderbar, weil ich meine Sonnenbrille verloren habe, sind meine Flip-Flops jetzt auch weg. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hab ich wenige Tage zuvor im Hostel meine NEUE Taucherbrille (von der ich einige Blogs zuvor noch geschwärmt habe) verloren.
Um den schmerzlichen Verlust dieser drei Gegenstände leichter verkraften zu können, wurde ein freiwilliges Spendenkonto eingerichtet. Fühlen Sie sich nicht dazu verpflichtet, einen Beitrag zu leisten aber seien Sie sich im Klaren, dass jede Unterstützung die (mentale) Situation verbessern kann und jede Spende dort ankommt, wo sie benötigt wird. Des weiteren können Sie bei den Organisationen 'Penny für Jonas' aber auch 'Patenschaft Australien' mit geringen Monatsbeiträgen einsteigen und armen Backpackern im Ausland das Leben erleichtern. Herzlichsten Dank.
Auch wenn das Obenstehende mit gewisser Ernsthaftigkeit aufzufassen ist, hab mich schon längst wieder ausgerüstet, die Sonnenbrille und die Flip-Flops (bereits das vierte Paar in Australien) hab ich neu gekauft, die Taucherbrille folgt, falls sie noch einmal gebraucht wird. ;-)
Was jedoch wesentlich schwerer wiegt als der Verlust dämlicher Wertgegenstände ist die Trennung von Wert(en)-Menschen. Der Tag des 'Adee-Sagens' ist gekommen. Für Tobi war Perth die letzte Station auf seiner Australien-Reise. Für ihn ging es zurück nach Deutschland. Für Philip ging der Trip an der Ostküste weiter, es ist zurück nach Sydney geflogen, um dort eine Arbeitsstelle zu finden. 'Am 17.04.2012 hat sich die Jolly-Jumper offiziell getrennt. Durch feste Verträge, die auf dem I-Phone im Goon-Suff erstellt worden sind, wurde festgehalten, dass man sich einen Monat nach der Ankunft des letzten Crewmitglieds in Deutschland zu einem Revival trifft und dieses Treffen jährlich beibehalten und fortgeführt wird.'
Wenn ihr jetzt denkt, dass sich durch diese Trennung das Kapitel Perth nun endlich geschlossen hat, liegt ihr leider falsch. Denn eine Sache bleibt ja immer noch offen: '... Erfolgsquote bei konstanten null Prozent, die meisten Arbeitgeber haben sich nicht mal zurückgemeldet, wobei sich doch eine feine Sache ergeben hat....'

Euer Jonas