Surfende Kiffer und kiffende Surfer! II

25.June 2012 - Nimbin


Datum: 12.-13.06.2012

150 km Fahrt ins Nirgendswo, 1500 Einwohner, ringsherum Bäume und Sträucher, Kühe und Felder. 'Was?' denkt ihr euch sicherlich. Was will man denn in einem Kuhdorf jenseits von gut und böse? Felder, Bäume und Sträucher? Eben genau das ist es: Sträucher! Das kleine Örtchen Namens Nimbin, wie bereits erwähnt irgendwo im Nirgendwo, ist ein außerordentlich Besonderes Örtchen auf diesem Planeten: Wenn es einen Ort geben sollte, in dem die Zeit stehngeblieben ist, dann dieser. In den 70er Jahren hat genau dort jemand auf einen großen, dicken, roten Button mit der Aufschrift 'Zeitstop' draufgehaun. Und seitdem her hat sich keiner ? zu Gunsten aller Backpacker ? die Mühe gemacht, die Zeit wieder aufzuholen, dafür lebt dort alles 'zu langsam'. Ich hab euch sicherlich verwirrt, mit dem Geschwafel in den Sätzen vorher, aber so verwirrend ist es auch einfach. Man kann es einfach kaum glauben, wie es dort zur Sache geht. Nach einer eeeewigen Fahrt, Wort wörtlich über Stock und Stein, vorbei an verlassenen Höfen und entlang ewiger Wälder, Berg auf, Berg ab, viermal links Abbiegen, so dass wir den Verdacht hatten, im Kreis zu fahren waren wir endlich im 'Wunderland' angekommen. Zwar hat es ? wie konnte es auch anders sein ? geregnet, doch der Eindruck , der 'Flair', den uns das Käfflein vermittelt, war unfehlbar: HIPPIE!! HIPPIE hier und HIPPIE dort! Regenbogenfarben wohin das Auge viel, schlabber-oldschool-übergroße Batiken Klamotten, Dreadlocks, Räucherstäbchen, Peace-Zeichen an den Wänden und VW-Busse. Wer da meint, er sei im 20. Jahrhundert, läuft definitiv nicht mehr ganz rund. Da hat sich seit fast 40 Jahren einfach nichts mehr getan. Was wohl ein bisschen später kam, war unsere Unterkunft. Das Hostel, verhältnismäßig in der Neuzeit angekommen, dennoch von 'Urmenschen' in den besagten Gewändern und mit der genannten Haarpracht bewohnt, war sehr klein aber super gemütlich und die Betten mit den dicken, kuscheligen Zudecken waren der Oberhammer :-D. Nach einer Nacht haben wir uns aus dem Hostel auch schon wieder verabschiedet, um das kleine Örtchen bei Tageslicht nochmal genau unter die Lupe zu nehmen. All das, was ich euch gerade schon beschrieben habe, kam noch besser, schöner und lustiger rüber als am Abend zuvor. Die sehr gelassenen und entspannten Leute, meist etwas fortgeschritteneren Alters saßen auf Bänken, Treppen oder ähnlichem und haben schön ihr Gras vor sich hin geraucht. Ja. Auf offener Straße. Und die Polizei juckt es kein bisschen. Dieser Ort hat einfach etwas magisches! Legalisiertes Kiffen in einem Ort in Australien, wo Drogen etc. verboten sind. Heiligs Blechle, da schlägts einem die Fragezeichen ausm Kopf. Aber der absolute Hammer, man wird eben alle 10 Meter angequatscht, ob man Gras, Cookies, Muffins oder Schokolade (natürlich nicht einfach so normale sondern welche mit dem heiligen Mittel drinnen) kaufen will. Bombastisch. Das hab ich bis jetzt nur in Prag so erlebt, wobei das hier viel 'friedlicher', eben hippiemäßig zuging. Dort gab es eben noch alles, was man in der 'modernen' Großstadt nicht mehr hat: Eine Kerzenfabrik in Familienbesitz (die übrigens echt interessant war, und Kerzen sämtlicher Form, Farbe, Größe, Geruch und Preisklasse, ähm... :-D ja das wars eigentlich schon. Mehr gabs da wirklich nicht! Natürlich außer jedermenge Peace, Smoke and Chill-out Feeling. Ich kann euch das leider nicht genauer beschreiben, sowas muss man einfach erlebt haben! All diese längst der Vergangenheit angehörenden optischen Schmankerl, dazu der Geruch von Gras entlang der einzigen Ortsstraße, das mach auf einen einfach einen unvergleichbaren Eindruck. Ich weiß nicht, ob jemand meiner Blog-Leser dabei ist, der diese Zeit selbst richtig miterleben konnte, aber falls ja, dann denke ich kann er oder sie es am besten verstehen! Natürlich gab es für uns auch keinen Weg drum rum, und wir haben uns ein paar Muffins gekauft, die wir dann später in Sydney genossen haben ? leider ohne jegliche Wirkung... Ich denke jedoch ich euch bestmöglich plausibel gemacht, warum man bei Nimbin von einem 'High'-light sprechen kann ;-).
Nach diesem verschlafen und verkifften Örtchen, kam eigentlich das Ende wieder zum Anfang, der Kreis (oder zumindest die Reiseroute) wurde geschlossen, es ging dahin zurück, wo vor gut einem halben Jahr alles begann: Sydney! Ein letztes mal Großstadt in Australien! Die letzte und erste Station unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Wie sich von Blog für Blog die Zeit voran geschoben hat. Verrückt! Aber bevor wir hier groß was breittreten und theatralisch werden, erst mal musste noch was erlebt werden bevor wir das Kapitel schließen können, und wo geht das besser als in der größten Stadt Australiens....
Cheers und haltet die Ohren steif,

Jonas!