Der Anfang vom Ende!

29.June 2012 - Sydney


Datum: 14.-17.06.2012

Sydney. 06. Dezember 2011, 19:00. Flug MH 141 von Frankfurt nach Sydney ist soeben gelandet. Mit an Board eine Gruppe junger Leute, darunter auch ein bekloppter Franke aus Kulmbach. Geplante 6 Monate ohne 'Mama ich habe Hunger', 'Papa ich habe Durst' oder 'Jana komm mal schnell her'. Darauf musste ich mich gefasst machen. Puh, eine ganz schön lange Zeit..... Ein halbes Jahr?! Ajeee. Lassen wir das Abenteuer mal auf uns zukommen....

Sydney. 17. Juni 2012, 21:45. Flug MH 140 von Sydney nach Frankfurt ist soeben gestartet. Mit an Board zwei junge Leute, darunter auch ein bekloppter Franke aus Kulmbach. 6,5 Monate ohne 'Mama ich habe Hunger', 'Papa ich habe Durst' oder 'Jana komm mal schnell her' gingen ins Lande und ich kann euch versichern, es war die mit Abstand beste Zeit, die dieser Kulmbacher bis jetzt erlebt hat. 6,5 Monate, die ihm Eindrücke von Landschaften, Städten, Menschen und Kulturen vermittelten, die er so noch nicht gesehen hat. Erlebnisse, wie sie in Deutschland in keinster Weise vorzufinden sind. Eine unbeschreiblich tiefgehende, schöne und erfahrungsreiche Zeit. Und all das in nur etwas mehr als einem halben Jahr.

Die Ankunft in Sydney war spät in der Nacht und obwohl wir von den 10 Stunden Fahrt verdammt müde waren, haben wir uns noch bis früh um 6 wachgehalten, um das Spiel unsrer 11 gegen die Niederlande zu sehen. In einer Sportbar im Stadtteil 'Kings Cross' sollte das Spektakel stattfinden. Die Bar, gefüllt mit einer großen Hand voll Holländern und einem ganzen Paket deutscher Fans, versprach schon vor dem Spiel zu einer Art Hexenkessel zu werden. Denn auch hier, 16.000 Kilometer entfernt vom eigentlichen Geschehen, blieben die Fans ihrer Nationalmannschaft treu. Gänsehaut-Feeling, als die jeweilige Nation ihre Nationalhymne in der Bar grölte. Super cool, solche Spiele im Ausland anzusehen, denn da ist der Bezug zur Heimat noch einmal ganz anders, als wenn man das Spiel zu Hause mit Freunden ansieht. Als das Spiel dann (endlich) vorbei war, sind wir wie Steine auf der Hostel-Couch im TV-Room eingeschlafen, da wir noch nicht in unser Zimmer durften. Als wir am Nachmittag dann ausgeschlafen hatten, ging es noch einmal auf, hinaus in die Großstadt. Die letzten Tage sollten noch einmal eine der schönsten hier in Australien werden. Und der erste Faktor, der dafür entscheidend war, spielte voll und ganz mit: Purer Sonnenschein für das Wochenende, ein schöneres Abschiedswetter konnte man sich nicht wünschen. Von daher haben wir die meiste Zeit draußen verbracht, ich habe all die Orte und Plätze, die ich bei meiner Ankunft gesehen habe, noch ein mal besucht. Wie nicht anders zu erwarten, haben sie sich nicht sonderlich verändert, das 'Opera House' besteht immer noch aus zwei Teilen und die 'Harbour Bridge' verbindet den nördlichen und südlichen Teil. Dennoch ist die Wahrnehmung - wenn man das so sagen kann - von all den Plätzen und Orten unterschiedlich zur Wahrnehmung in den ersten Tagen. Vielleicht hat es das halbe Jahr Australien gemacht, vielleicht waren es bei meiner Ankunft zu viele Eindrücke auf einmal, aber Sydney hat mich beim zweiten Mal noch mehr überzeugt als am Anfang. Ein leckeres Frühstück 'for free' (nein dieses mal nicht illegal, ich hab in meinem riesigen Rucksack noch Gutscheine, vom Anfang hatte, gefunden) im Hostel, ein Spaziergang durch die Straßen und ruhige Stunden an der Oper am Hafen. Ruhige Stunden auf einem Sessel mit einem spannenden Krimi und Sonnenschein auf der Haut. Dabei immer im Hinterkopf das so langsam die letzten Stunden und Minuten im Lande der Kangaroos verstreichen. Jede Sekunde musste genutzt und jeder Sonnenstrahl voll ausgekostet werden. Von daher war ging es nie nach Hause, bevor die Sonne vollkommen untergegangen ist. Um es kurz zu fassen, viel 'Spannendes' hab ich in Sydney nicht mehr unternommen. Ich wollte meine letzten Tage einfach nur noch genießen. Klar, mal hier mal da ist man weggegangen, war ja auch schlecht zu vermeiden, wenn das Hostel im bekanntesten Partyviertel ganz Australiens liegt. Nachclub an Nachtclub, dazwischen ein 'Zieh dich aus kleine Maus-Schuppen' an den anderen. Hier und da ein McDonalds, Subway oder eine Dönerbude. Aber um ehrlich zu sein, war das nicht das Australien, wie ich es in Erinnerung hatte, und auch nicht wie ich es in Erinnerung behalten möchte. Party und Feiern, schön und gut, muss natürlich auch sein, aber das ist ganz bestimmt nicht das, woran ich meinen Aufenthalt hier festmachen möchte, wovon ich anderen erzählen kann und mit was ich sie vielleicht ein bisschen neidisch machen kann. Das waren andere Erlebnisse. Australien war für mich ein Land, wie ich kein anders zu vor kennengelernt habe. Während meiner gesamte Reise musste ich mir oft man in die Backe kneifen und mich fragen, ob das jetzt wirklich wahr ist?! Ob ich diese zum Teil unfassbaren Augenblicke selbst, live, hier und jetzt erlebe. Aber der gesamte 'Überblick' oder das gesamte 'Ausmaß' kann erst am Ende überschaut werden, und so kam es......
?.Als ich da so saß, beim Sonnenuntergang im 'Royal Botanical Garden', mit Blick auf die 'Harbour Bridge' und das 'Opera House' und mir die vergangene Zeit nochmal durch den Kopf hab gehen lassen, war ich mit den Gedanken irgendwo, aber bestimmt nicht da wo ich sein sollte: Mein vorletzter Tag in Australien neigt sich dem Ende. Keine 24 Stunden mehr hier im Land, das das letzte halbe Jahr meine Heimat war. Aber wo waren meine Gedanken....? Freude auf zu Hause oder Trauer wegen des Abschieds? Vorfreude auf das Studium oder Nachtrauern der vergangenen Monate? Was war richtig, oder gibt es kein 'Richtig' und 'Falsch'? Jedenfalls war ich mir meiner Situation nicht ganz im klaren, ich konnte es kaum glauben, dass ich jetzt gehen muss. Vom gekauften Auto bis Silvester in Sydney, unserem ersten Job, dem Surfkurs, Melbourne und der Great-Ocean-Road, einer fast ausweglosen Situation mit gebrochener Lenkstange, 4 Tage durchgehender Autofahrt, unbeschreiblichen Schluchten im Karijini-Nationalpark und traumhaft schönen Stränden entlang der Westküste, Verkauf des Autos und 'Auflösung' der Jolly-Jumper-Crew in Perth, meinem zweiten Job, dem Flug zurück an die Ostküste, der Partywoche in Cairns, meinem Taucherlebnis auf Maggie, dem Lift bis nach Brisbane und das treffen alter Bekannter bis zurück nach Sydney musste ich jetzt Abschied nehmen. Verrückt, ich weiß wirklich nicht was ich dazu sagen soll! Die letzte Nacht in einem australischen Hostel-Hochbett. Das letzte mal an einem ATM Geld abheben. Die letzte Packung Tim-Tam in Australien. Das letzte mal mit Australian-Dollars bezahlen. Das letzte mal das Lachen der australischen Sonne bewundern und sehen wie sie sich senkt und der Himmel zu einer sternenklaren Decke wird. Das letzte mal, das letzte mal. Unvorstellbar. Doch dann war es so weit, der Shuttlebus, der uns von all dem trennen sollte, brachte uns zum Internatinal Airport Sydney. Gepäck einchecken, Jonas auschecken. Australien, ich lass dir meine liebsten Grüße da und hoffe, dass du mich nie vergessen wirst, meine Zeit mit dir war einfach unbeschreiblich. Und ich hoffe auch sehr, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden. Meine Reise hat, falls ihr das jetzt denkt, keinesfalls ein jähes Ende genommen. Ich konnte mich würdig von Australien verabschieden und mir ist es sogar gelungen die Wahrung und Fassung zu behalten und nicht in Tränen auszubrechen. ;-)
Bei euch möchte ich mich ganz herzlich bedanken, dass ihr mich dazu animiert habt, immer weiter zu schreiben, da ich in meinen poetischen Glanzleistungen sonst wohl etwas eingerostet wäre. Aber auch wenn es jetzt von Australien wegging, war ich noch lange nicht zu Hause! Den während meiner Zeit in Australien hab ich viele Empfehlungen bekommen, nach Asien zu gehen.... Was dort abgeht lässt sich eigentlich kaum in Worte fassen, aber dennoch gebe ich für euch mein Bestes!

Bis bald,

euer Aussie!