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31.May 2012 - Perth


Datum: 18.04.-17.05.2012

Servus alle zusammen!
Ganz ehrlich: Ich war gerade richtig geschockt, als ich auf das Datum von meinem letzten Blog geschaut habe. Der letzte Eintrag ist vor mehr als einem Monat gewesen, was eigentlich schon ziemlich schwach ist. Aber ich verspreche euch, es werden dafür in nächster Zeit relativ viele aufeinander folgen ;).
Nach unserer nervenaufreibenden Jobsuche hat mich ein Arbeitgeber am morgen angerufen und gemeint, dass er eine freie Stellt hätte und ich morgen anfangen könne... Klasse Sache hab ich mir gedacht, aber da ich mich bei so vielen Firmen beworben habe, wusste ich überhaupt nicht wer er denn war geschweige denn was es für ein Job ist. Nun ja durch geschicktes und unauffälliges Nachfragen am Telefon hab ich dann rausgefunden, dass die Firma eine 'Demolition-Site' war was auf deutsch so viel wie eine Abrissfirma ist. Alles klar, bisschen Häuser kaputt hauen klingt ja sogar interessant. Auf alle Fälle ging es gleich am nächsten Morgen für mich los, 7:00 musste ich dort sein.... Jo, ist eigentlich gar nicht so übel, bloß muss ich noch 10 Minuten mit dem Zug fahren und dann noch 15 Minuten von der Station dorthin laufen... Naja was solls, ich kann wirklich von Glück reden, dass ich überhaupt einen Job habe! Nachdem ich Location meiner Arbeit der Uhrzeit entsprechend ziemlich aufs erste Mal gefunden hab, hab ich gleich mal mit meinem Chef (der übrigens Italiener war) gequatscht. Er hat mir erzählt, dass meine ehrenvolle Aufgabe darin bestehe, die von abgerissenen Häusern heil gebliebenen Ziegelsteine mit einer Axt von Putz und Mörtel zu befreien. :-D Geil was für ein genialer Job :-D. Aber da ich ja nicht für'n Appl und'n Ei arbeiten will, hab ich mich mal nach meinem Gehalt erkundigt. 20 Ct sollte ich per 'brick' (das sind die Ziegelsteine) bekommen...Hmm.... könnte viel sein, aber ich hab keine Ahnung wie schnell man die so sauber bekommt und von daher auch nicht wie viele ich am Tag schaffe. Um an mein Gehalt von der Chickenfarm ranzukommen müsste ich um die 700 Stück am Tag schaffen. 'Gibt es denn nicht die Möglichkeit auch nach Stunden bezahlt zu werden?' war meine nächste Frage an 'Santo', meinen Chef. Ja die gibt es aber es sind 16 Dollar pro Stunde, was hier in Australien eigentlich gar nichts ist. 'Gibt es denn nicht eine Möglichkeit mehr als 16 Dollar pro Stunde zu bekommen?' wollte ich gleich im Anschluss daran wissen. Auch die gibt es, 19 Dollar, aber dafür brächte ich eine 'White Card', die mich zum Arbeiten auf Baustellen hier in Australien befugt und Sicherheitsschuhe. Alles klar, das nehm ich an, dann ist die Kohle, die ich verdien echt nicht übel, wobei es wie schon erzählt deutlich höhere Löhne gibt. Aber schwupp-di-wupp, das Geld war jetzt nebensächlich, es musste erstmal mit dem Arbeiten begonnen werden, damit überhaupt mal was auf mein Konto kommt (ja, ich habe gesehen, dass keiner von euch meinem Spendenaufruf gefolgt ist.... :-D). Ausgerüstet mit Schutz-Sonnenbrille, Arbeitshandschuhen, einer runden Axt, bei der sich jedes Holzstück schlapplachen würde, und einer Motivation wie ein Turnschuh hab ich mit dem Abklopfen der 'bricks' begonnen, fein-säuberlich einen nach dem anderen. Die richtige Technik hatte ich anfangs noch nicht so ganz durchschaut, aber mit der Zeit lernt man.
Wenn ich anfangs so den Haufen begutachtet habe, hab ich mir gedacht: Oh mein Gott, ich glaube ich werde ausschließlich Steine klopfen, so lange ich hier bin, und nicht mal wie versprochen auf eine Baustelle etc. fahren. Letztendlich war das auch fast so, jedoch hab ich doch einmal eine Abrissstelle zu Gesicht bekommen. Früh morgens sind ein Angestellter und ich zu einem alten, runtergekommenen und bereits leerstehendem Haus gefahren, das in einer Siedlung, in der ich sonst keinen Fuß setzen möchte... Nachdem wir festgestellt hatten, das die Rückscheibe des Baggers zertrümmert wurde, haben wir uns mit dem Bagger in Bewegung gesetzt, um das Haus 'zu zertrümmern'. Binnen weniger Minuten war aus der Bude ein großer Schotterhaufen geworden, aus dem wir dann ganz meiner Freunde sämtliche Ziegelsteine aufgesammelt haben und mit zur Homebase der Abrissfirma genommen haben. Aber das war nicht die einzige Aufgabe neben meinen 'bricks'.
Zwei oder drei Mal hatte ich die Ehre mit meinem Boss auf seine Farm zu fahren, um ihm dort zu helfen. Die Bezahlung war natürlich die gleiche aber die Farmarbeit hatte einen entscheidenden Vorteil: Das Grundstück lag etwa 1:15 h nördlich von Perth. Und alle Mathematiker und logisch Denkende unter euch haben natürlich sofort erkannt, dass sich da heraus eine Fahrtzeit von 2:30 h errechnet. Die Mathe-Asse unter euch haben dann auch sicherlich bemerkt, dass ich an diesen Tagen 47,50 Dollar nur fürs Autofahren bekommen habe. Die feinste Sache daran war aber, dass ich sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt nach kürzester Zeit eingeschlafen und erst kurz vor dem Ziel aus meinen süßen Träumen erwacht bin. Ja, ja, schlafen kann schon mal knapp 50 Kröten wert sein ;). Aber auch die Arbeit auf der Farm war echt cool, mal mit einem Jeep über eine Sandpiste heizen, den ein oder anderen Olivensetzling gießen, für Ordnung in einem Schiffscontainer sorgen und ? das beste von allen ? mit einer schnellen Art von Golf-Caddy auf dem Grundstück umherfahren und ? unbemerkt vom Chef ? eine Horde Emus (vgl. Sträuße) zu jagen, mega der Spaß :-D.
Doch auch neben der Arbeit hat sich einiges getan: Meine klasse Arbeitskollegen, ganz besonders Phil, ein knapp 75 jähriger Mechaniker aus Italen, haben mir mächtig unter die Arme gegriffen: Durch seine Beziehungen konnte er mir kurz nach meinem Arbeitsantritt eine Unterkunft bei einem Freund von ihm (ebenfalls Italiener) organisieren, die mir mein 'Hostel sparen' sollte, denn dafür hab ich wöchentlich rund 190 Dollar liegen lassen (Essen, Wäscherei etc. noch nicht mit inbegriffen) ? aber dazu später mehr. Die Familie, bei der ich für die restliche Zeit in Perth genächtigt habe bestand aus 'Opa Tony und Oma Maria (beide etwa um die 65)', deren 'Kinder' Margarita (27), Gabriell (31) und Nick (35). Dazu kommen Nicks Frau Lisa (32) und der Stolz aller zusammen: Cristian (8 Monate). Der kleine Zwerg ist wirklich süß gewesen, war wirklich lustig sich um einen so kleinen Pipmatz zu kümmern :-). Neben meinem eigenen Zimmer und Bett, einem eigenen Bad und einem Kühlschrank, der bis zum Platzen gefüllt war, gab es fast nichts, was gefehlt hat. Aber auch der Rest, den ich mit allen unternommen habe, war immer sehr lustig: Von BBQ im Haus von Nick, Ausgehen mit Gabriel oder ein Treffen mit ihm und Kumpels in seinem Haus, dazu einige Bier und Wein und jede Menge Essen, ein Traum. Aber apropos Essen: In den dortigen vier Monaten habe ich so viel wirklich richtig leckeres Essen bekommen, dass ich es kaum glauben konnte: Dicke Sandwiches, Nudeln oder Pizza mit auf die Arbeit, schöne Hähnchenkeulen mit Ofenkartoffeln, Steaks und Burger zu Hause. Ja es war wirklich wie zu Hause (wo bei natürlich MEINE Mum immer noch einen drauflegen kann, keine Zweifel :-) ). Über die Zeit, in der ich mich dort eingelebt habe, haben sie mir auch ein BMX gestellt, nein liebe ältere Leserinnen und Leser, keinen BMW, ein BMX, ich hab mich nicht verschrieben. Mit dem kleinen Bike konnte ich dann mühelos von dem Vorort die 2,5 Kilometer in die Stadt fahren, und abends sehr einfach wieder zurück kommen. Ja es war wirklich eine Art Traum. Der klitze-kleine Haken daran war jedoch, dass es keine Unterkunft 'for free' war, sonderen ich am Ende zur Kasse gebeten wurde: Zwar hab ich mir das Hostel, wie anfangs versprochen, nicht so sehr gespart, jedoch hab dafür gelebt wie ein König, keine Zweifel!
In der Zeit zwischen meinen Arbeitseinsätzen hab ich mich natürlich nicht auf die Faule Haut gelegt ? wobei ich das manchmal am liebsten getan hätte ? sondern habe mit meinen Hostel-Kollegen einiges erlebt: Auf wöchenendlichen Ausgehen, über nette Ausflüge zu einem der bekanntesten Strände an der Westküste bis hin zu 'Australien Football Games' war eigentlich alles dabei, was den Geldbeutel belastet, den Spaßaktor aber mächtig erhöht. Auch hatte ich die Möglichkeit mit meiner Couchsurf-Bekanntschaft David 'Wake-Boarden' zu gehen, natürlich hab ich das Angebot angenommen, aber leider hatte ich einfach keine Kraft aufs Board zu kommen..... Dennoch ein sau cooles Erlebnis auf den Fluss mit Papas Boot und lauter Musik umherzucruisen.
Doch dann war es auch schon gekommen: Das Ende naht, meine Tage sind gezählt, die 1,5 Monate Perth sind vorbei. Alle Ereignisse und Erlebtes lassen nicht in Worten zusammenfassen, man muss dabei gewesen sein ;-). Ich habe Perth wirklich genossen, aber jetzt galt es für mich den letzten Teil meiner Reise anzutreten, der soweit schon einiges mit sich gebracht hat...
Bis die Tage!
Euer Ex-Perthler Jonas!