Ithaca am Horizont

16.March 2009 - Alice Springs


GDay folks!
Heute schreibe ich Euch schon wieder aus dem beschaulichen Alice Springs und viel hat sich getan. Mal wieder. Nach der Inspektion waren wir eigentlich guter Dinge, denn er hatte bis auf ein paar kleinere Sachen nichts zu beanstanden, die Reifen hättens noch ne Weile gemacht und Bremsen braucht hier schließlich eh keiner ;)
Also haben wir uns dann letzten Freitag aufgemacht Richtung Ayers Rock. Mal wieder lief alles rund, mal wieder sind wir mitten in der Wüste stehengeblieben, nämlich etwa genau auf der Mitte zwischen Alice und Uluru (nach so 250km). Wieder
check engine, gleiches Problem, nur ging diesmal der Motor gar nicht mehr an. Dem Fahrer, also mir, hat sich auf jeden Fall in Rekordzeit ein Stein im Magen gebildet, das kann doch einfach alles überhaupt nicht mehr wahr sein. Aber war leider so. Also das schon bekannte Prozedere, vom nächsten
Auto (halbe Stunde) zum nächsten roadhouse schleppen lassen.
Da dann erstmal aufm Parkplatz gecampt um am nächsten Tag n Abschleppdienst zu rufen, man ließ uns ja keine Wahl. Die Leute die uns dahingeschleppt haben arbeiten in einer aboriginal community in der Nähe und haben noch nem Mechaniker den sie kennen für den nächsten Tag Bescheid gesagt, der deren Meinung nach sehr gut sei und uns vlt helfen könne. Einmal mehr sehr hilfsbereit und unser Hoffnungsschimmer für
den nächsten Tag. Der Kollege hat dann auch nen ausgiebigen Blick drauf geworfen, war aber bald überzeugt davon dass es ein Computerfehler (....) bzw. Elektronikproblem sein muss, dass er mit dem Werkzeug da nicht beheben kann. Klasse.
Hallo Abschleppdienst!
Selbiger wurde dann auch vom roadhouse aus angerufen, von einer der Angestellten, die auch sogleich mit der nächsten Hiobsbotschaft aufwarten konnte.
1122$.
Der Festpreis für das Abschleppen ohne jegliche Reperatur. Super Tag soweit! Die Angestellte, ich glaube sie hieß Ally, meinte allerdings auch gleich, das sei ja recht happig (katastrophal wäre meine Wortwahl gewesen), und fügte nach kurzem überlegen hinzu: Jungs ich hab morgen frei, ich zieh
euch für ne Tankfüllung! Glück im Unglück, und von ihr in jedem Fall eine ganz große Nummer! Also haben wir den Rest des Tages da im Saloon verbracht und die Touristenmassen (und das in der Nebensaison) beobachtet, die sich zum "rock"
hin- und von selbigem wieder zurückwälzten.

Am nächsten Tag gings in aller Früh ab aufn highway ("nice and slow, carefully" so Allys Selbsteinschätzung ihres Fahrstils während des Schleppens). War dann nich soviel mit los, denn wir sind schließlich mit 130 übern highway geballert,
inklusive Überholmanöver an einem 50Meter-roadtrain. Und das an einem 5Meter-Abschleppseil :) So waren wir wenigstens zügig wieder am Stadtrand von Alice. Da begann dann eine von unserer Abschleppfrau eingeleitete, wahre Odyssee quer durch die Stadt, um zu guten, günstigen
Mechanikern zu kommen, die im Einzelnen zu beschreiben jetzt hier definitiv den Rahmen sprengen würde ;)
Das dramatische Ende vom Lied war jedenfalls dass wir nach 4 Tagen Nachricht über das Ende unseres Autos, des Captain, erhielten. Der Zündverteiler ist kaputt, ein Ersatzteil mit
Einbau würde etwa 1000$ kosten und das sei vielleicht nur ein Teil des Problems. Nach kurzer Kalkulation der Kosten die noch auf uns zukämen, i.e. 3500km Strecke nach Sydney z.B., um überhaupt die Möglichkeit zu erlangen, die Karre verkaufen zu können, war uns klar: "wirtschaftlicher
Totalschaden". Tja. Shit happens..
Dann haben wir die Typen von der Werkstatt da belabert, die uns ohnehin schon die ganzen Arbeitsstunden erlassen haben und haben im Endeffekt noch ein paar hundert dollar rausholen
können. Wenig im Vergleich zum Kaufpreis, aber im Nachhinein mit anderen Reisemöglichkeiten verrechnet immer noch die mit Abstand beste und sogar günstigste Variante!
Dennoch: Keine Karre mehr, Tour etwas früher zu Ende als gedacht. Aber abrupte Planänderungen ist man ja mittlerweile gewohnt :)
Wir haben uns dann erstmal Flüge zurück nach Sydney gebucht, um da den Steuerrückzahlungskram zu regeln etc., und natürlich auch weil von da aus der Flieger in die Heimat geht. Lukas will versuchen, nochmal in der Furnier-Firma zu arbeiten, wo er schon im November angestellt war, für mich hingegen heißt es Abschied nehmen. Da die Arbeitsmarktlage hier momentan
dermaßen katastrophal ist, dass faktisch nichtmal daran zu denken ist, sich nochmal nach einem Job umzugucken, und da ich in Bezug auf meine Ambitionen, eine journalistische Laufbahn
in Deutschland einzuschlagen, ohnehin "genug zu tun" habe, hab ich mich dazu entschlossen, es dabei bewenden zu lassen, und einen Flug nach Hause zu buchen. Dieser geht nächsten Sonntag,
22.3., ich schlage also PLANmäßig (...) am Montag den 23.3. irgendwann wieder auf deutschem Boden auf.
Also, stellt das Bier kalt. :)

Für ein Fazit ist es zu früh und dieser Text eh schon zu lang, aber ich habe hier kurz gesagt unfassbar viel gesehen, erlebt, Menschen unterschiedlichster Nationen und Mentalitäten kennengelernt und vielleicht gerade in den letzten Wochen ein
paar überaus wertvolle Erfahrungen fürs Leben gemacht, weshalb es mir auch irgendwie, so zumindest die Momentaufnahme, nicht sooo schwer fällt, wieder Segel zu setzen. Aber nunja, morgen
gehts erstmal über Melbourne nach Sydney, und ich hoffe Euch alle dann nächste bzw. in den kommenden Wochen wohlbehalten wiederzusehen. Gesetzt den Fall ihr kriegt das mit dem Wetter
noch hin, denn andernfalls werde ich wahrscheinlich direkt in Frankfurt erfrieren. no kiddin!

Also Freunde :) Bis bald, Euer micha