Nichts ist fuer die Ewigkeit

23.March 2009 - Seoul


Seoul, Südkorea.
Auf einem fast schon absurd zum Lebensstandard der letzten Monate kontrastierenden Kingsize-Bett sitzend schreibe ich diese Zeilen - am letzten Tag das letzte Kapitel dieser meiner Reise.
Klingt pathetisch, und das ist es auch ein bisschen. Als ich vorhin nach einem entspannten elfstündigen Flug die Einreiseprozedur nach Südkorea vollzogen hatte und aus dem Terminal trat, hat mich eine Sache wirklich umgehauen, und das meine ich wie ich es schreibe. Die Luft. Der erste Atemzug hat diverse Gedanken hervorgerufen, und erst nach einem Moment (was bei etwas stinknormalem wie Atmen eine Ewigkeit war) kam die Erkenntnis, dass die Luft sich einfach total vertraut anfühlte, aber wie etwas das man ewig nicht mehr hatte, wie aus einem früheren Leben. Es war ganz einfach die klare Luft eines kühlen Frühlingabends in gemäßigtem Klima. Aber das ist nur ein Beispiel, woran man merkt, wie tief eine solche Reise schürft.
Zunächst aber zu meinem letzten Zwischenziel: Wie schon gesagt liege ich in meinem kingsize-bed, habe alle Annehmlichkeiten eines top-end-Hotels inkl.: leckeres Essen, kleiner eigener Whirlpool im Bad und, ein Feature ohne das ich kaum auskäme, ne beheizbare Kloschüssel! :) Das alles ist 1a, wenngleich es irgendwie nach dem ganzen Campen und Hostelbewohnen schon an Reizüberflutung grenzt.
Ebenjene ist aber ohnehin gegeben, wenn man das Hotel verlässt. Diese Stadt hat mich schlichtweg umgehauen. Es ist das mit Abstand unfassbar Größte was ich je gesehen habe, und ich meine, Häuser soweit das Auge reicht haben viele Städte. Eine so gewaltige Ansammlung, dass man sie aus dem Weltall mit bloßem Auge problemlos erkennt, kann nur eine Handvoll aufweisen. Und mit seinen 23 Millionen ist der Ballungsraum Seoul wohl der zweitgrößte der Welt. Praktisch heißt das: Wir sind vom Flughafen den Highway lang, mit geschätzten 100 Sachen im Mittel. Und sind über 1 1/2 Stunden gefahren bis zu diesem Hotel. und das liegt immer noch zwischen Stadtzentrum und Flughafen! Einfach nicht weiter zu beschreiben, man fühlt sich klein ;)

Morgen schließt sich der Kreis dann, wenn ich nach weiteren 12Stunden Flug nachmittags in Frankfurt lande. So der Plan (..) ;)

Was bleibt mir zu sagen, ich habe einfach mehr tolle Dinge gesehen als mir nüchtern betrachtet zusteht, ich habe mehr Erfahrungen gemacht die mir unmittelbar nutzen werden als ich mir jemals hätte träumen können, und ich habe mehr unterschiedliche Sprachen, Menschen und Kulturen angetroffen und kennengelernt als das wahrscheinlich irgendwoanders möglich gewesen wäre. Kurzum, und ich muss darüber absolut nicht nachdenken: Ein rundum positives Fazit. An Erfahrung, Weisheit und Wissen gewonnen und einige der wohl schönsten Orte der Welt gesehen. Was willste mehr :)
Aber es gibt eben auch die Kehrseite, die vor allem aus dem besteht was uns seit Beginn dieses Jahres so widerfahren ist. Die Lehren daraus sind für mich hauptsächlich: Die Weltwirtschaftskrise, denn die betrifft uns alle, ist in ihrem Ausmaß kaum zu überschätzen, was nicht ängstigen aber durchaus anspornen sollte
-und-
den Kopf in den Sand stecken bringt einfach nichts. Hartnäckigkeit ist eine für unsere Generation wohl nötige Tugend. Klingt völlig selbstverständlich, aber das unmittelbar am eigenen Leib zu erfahren; ohne einen Arbeitsmarkt wo man zumindest einen Aushilfsjob relativ schnell bekommt, und ohne ein System was gewisse Ungerechtigkeiten einfach nicht zulässt; hat eine Tür aufgestoßen von der ich zumindest vorher nichts wusste.
So habe ich jetzt im Endeffekt ein paar Dinge, die ich anfangs unbedingt sehen wollte, nicht zu Gesicht bekommen, aber mich kratzt es auch kaum, weil sich die Prioritäten einfach verschoben haben. 4 Wochen jeden Tag Arschtritte einsammeln und Bewerbungsbögen ausfüllen obwohl man weiß dass man eh nicht genommen wird, Telefonnummern abgeben obwohl man weiß, dass man eh nicht angerufen wird, und zum nächsten Ort fahren obwohl man weiß dass es dort nicht besser sein wird, das macht nicht nur Spaß ;) Aber es härtet ab!
Darüber, ob es mir wirklich viel gebracht hat, reden wir dann in n paar Jahren wenn ich sehe ob ich n ordentlichen Job habe oder nich :P

Was noch erwähnt werden muss, ist dass ich trotz allem zur Zeit und wenigstens die nächsten 3 Jahre niemandem empfehlen kann, work&travel in Australien zu machen. Es gibt faktisch keine Jobs, und zur mittlerweile eingetretenen Rezession kommt hinzu, dass die Backpackerzahl auf 200.000 gestiegen ist, und sich damit innerhalb der letzten paar Jahre explosionsartig vergrößert hat. Wenn Ihr euch dieses wunderschöne Land angucken wollt, und das ist es ganz sicher wert, spart Geld wenn möglich und macht work&travel ohne "work" ;) Und fahrt nicht alleine, ab 50 Rückschlägen in Folge wirds alleine hart, sich noch zu motivieren, ich spreche aus Erfahrung :) :)
So. Zeit zum Ende zu kommen. Falls irgendwas komisch klingt: Hab ne kurze Nacht und n langen Tag hinter mir, verzeiht ;) Ich hatte jedenfalls einen wunderbaren Trip, danke auch Johnny und Lukas, und ich freu mich auf den Haufen back in good ol Schland.
In diesem Sinne, all my bags are packed, I`m ready to go.. bis die Tage :)

Euer Micha