A Tale of Two Galleries

01.April 2012 - Canberra


Zu meinen beiden nächsten Tagen in Canberra gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Am Samstag wollte ich meinem Gehirn quasi eine Pause gönnen, nach den ganzen Museumsbesuchen, und bin raus in die Natur gegangen, auf den Mount Ainslie. Der Berg ist der nördlichste Punkt der Achse, auf der auch das War Memorial und die beiden Parlamente liegen. Der Weg zum Gipfel selbst beginnt hinter dem War Memorial, auf das ich nächstes Mal noch zu sprechen komme. Nun ist der Mount Ainslie nicht besonders groß, 842 Meter, aber der Aufstieg war doch recht anstrengend, da es ziemlich steil und sehr heiß war. Nach einer guten halben Stunde hatte ich es jedoch geschafft und konnte den wunderbaren Ausblick genießen. Vor allem die besagte Achse wirkte besonders eindrucksvoll: Man konnte bis zum Fahnengerüst auf dem neuen Parlament und weit darüber hinaussehen. Leider gab es dort auch unzählige Insekten, vor allem beißwütige Marienkäfer, sodass ich nicht allzu lange oben geblieben bin.

Am Sonntagmorgen hatte mein Leid endlich ein Ende: Die Küche wurde wieder eröffnet! Endlich wieder essen! Das musste ich natürlich erstmal mit einer Tasse Instantkaffee und einer Schüssel Porridge feiern, die mir selten so gut geschmeckt haben. Danach ging es mit dem Museumsmarathon weiter. Nach den zwei Parlamenten standen diesmal zwei Galerien auf dem Programm: Die National Gallery of Australia und die National Portrait Gallery, die sich beide in der Nähe der Bibliothek befinden. Schon von außen sind sie ganz beeindruckend, da es so aussieht, als ob ein Ball direkt über der Straße schweben würde, der jedoch an fast unsichtbaren Bändern befestigt ist.

Die NGA hat unfassbar viele Ausstellungsstücke, angeblich über 120.000, sodass ich reichlich erschlagen war und auch nur über einen Bruchteil berichten kann. Einen Tipp, falls ihr sie besuchen wollt: Am besten immer direkt an der Wand entlanglaufen, sondern verliert man sehr schnell den Überblick. Alle großen Richtungen der Moderne waren vertreten, u.a. Impressionismus, Expressionismus, Kubismus und Surrealismus mit Künstlern wie Magritte, Cézanne, Picasso und Dalí. Auch Pop-Art und Dadaismus waren dabei. Trivia: Wusstest ihr, dass `Dada` Babysprache, Steckenpferd oder der Schwanz einer heiligen Kuh bedeuten kann? Auch einige Werke von Kandinsky, Grosz, Dix und Jackson Pollock gab es zu sehen, ebenso wie etwas merkwürdige Sachen, etwa ein Pfannkuchenstapel oder eine Maschine mit vielen Rädern, die sich selbst zerstört.

Danach ging es ganz weit zurück in die Vergangenheit, in die Kunst Südasiens. Das waren hauptsächlich Skulpturen, viele von Buddha von denen einige im 1. (!!!) Jahrhundert geschaffen wurden. Unglaublich. Es gab auch Statuen von Hindu-Göttern wie Ganesha, Vishnu und Shiva, die ebenfalls weit über 1000 Jahre alt waren.

Besonders interessiert haben mich aber die australischen Künstler, etwa Sidney Nolan, der einen Zyklus über Ned Kelly angefertigt hat, der dort zu sehen war. Diese zeigen Kelly in seiner Rüstung bei diversen Stationen seines Lebens, u.a. als er im Gerichtssaal Redmond Barry gegenüber steht. Das Werk, das mich am nachhaltigsten beeindruckt hat, stammt von Vernon Ah Kee und heißt `austracism`, ein cleveres Wortspiel, da man es ausspricht wie ostracism (Ächtung) und es die Wörter aust(ralian) und racism (Rassismus) vereinbart. Hinter diesem Wort sind Sätze zu lesen, wie sie ein typischer Rassist von sich geben würde, der sich natürlich nicht für einen Rassisten hält: Ich bin kein Rassist, aber die Aborigines haben nichts mir ihrem Land gemacht bevor wir kamen. Ich bin kein Rassist, aber die sind primitiv und verstehen nicht wie wir leben. Ich bin kein Rassist, aber ohne uns wären die schon lange ausgestorben. Ich bin kein Rassist, aber die sprechen ja nicht mal Englisch usw. usw. Das war schon sehr gut gemacht.

Wie gesagt, es gibt so viel in der NGA zu sehen, dass ich hier das hier alles gar nicht erwähnen kann. Es war auf jeden Fall die beste Galerie, in der ich je war und ich finde, sie ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Danach ging es weiter mit der National Portrait Gallery, in der die wichtigsten Personen Australiens verewigt sind. Früher befand sich die NPG im alten Parlament, aber 2008 bekam sie ihr eigenes Gebäude. Es gibt insgesamt sieben Untergalerien, die sich teilweise auf das Zeitalter, in der die Personen gelebt haben und teilweise auf ihre Position bezogen. Zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass mir der Großteil der Personen unbekannt war, und das nach fast neun Monaten im Land. Nach diversen Museumsbesuchen konnte ich immerhin mit einigen etwas anfangen, wie mit der Schwimmerin und Schauspielerin Anette Kellermann, oder Sidney Nolan, Gouverneur Arthur und Caroline Chisholm, die sich im 19. Jahrhundert um weibliche Immigranten kümmerte. Auch die Entdecker wie Cook, Sturt und Leichhardt sagten mir natürlich was. Im Gegensatz zu den anderen Promis, deren Fotos oder Gemälde dort hangen, war sie in Büstenform ausgestellt. Von einigen Künstlern waren auch Selbstporträts vorhanden wie von Hugh Ramsay, dessen Bilder mir sehr gut gefallen, aber der leider bereits mit 28 Jahren an Tuberkulose gestorben ist.

Politiker wie Robert Menzies waren vertreten und es gab, typisch Aussie, eine sehr große Sportabteilung, hauptsächlich Cricketspieler, die mir natürlich alle überhaupt nichts sagten. Ich habe mir da eher über Peter Carey gefreut, auch wenn ich es erstaunlich fand, dass Thomas Keneally nicht ebenfalls dort vertreten war. Auch `jüngere` Promis haben dort schon einen Platz, wie Heath Ledger und Cate Blanchett. Prinzessin Mary von Dänemark war auch darunter, sie hatten sogar schon die Zwillinge in ihre Biographie eingefügt, obwohl die da gerade vielleicht eine Woche alt waren.

Insgesamt handelte es sich schon um ein interessantes Museum, aber wie gesagt, die meisten kannte ich leider nicht. Hm.

Am Abend konnte ich endlich meine erste warme Mahlzeit seit einer gefühlten Ewigkeit zu mir nehmen, Nudeln mit Spinatdip, lecker. Die Küche war übrigens nicht besonders spektakulär, eher Hostel-Durchschnitt, da hatte ich mir schon ein bisschen mehr erhofft. Aber ich weiß ja auch nicht, wie es vorher war.

Nächstes Mal widmen wir uns denn einem Museum, das alle Dimensionen sprengt.


Bis dahin,

Euer Hobo Girl