Okillorca

14.January 2018 - Naha


Hallo, meine Süßen.
Ich wollte eigentlich noch so viel aus Japan schreiben, aber dann war meine Zeit plötzlich schon rum. Von meinem Silvester mag ich Euch auf alle Fälle noch berichten. Das verbrachten Laura, ich und fünf andere deutsche Knuffels auf Okinawa. Okinawa ist so ein bisschen wie das Mallorca Japans: warm, entspannt, mit südlicher Architektur. Ursprünglich gehörte Okinawa zu einem eigenen, kleinen Königreich, wurde dann von den Chinesen in Beschlag genommen und irgendwann im 20. Jahrhundert (nagelt mich nicht darauf fest) an Japan weitergegeben.

Viele Japaner genießen gern das milde Klima. Wir hatten entdeckt, dass es für fliegende Ausländer in Japan einen Gaijin-Rabatt gibt (Gaijin heißt Ausländer*in, so nennen wir uns immer liebevoll gegenseitig. Oder wir zucken mit den Schultern und sagen Gaijin, wenn wir gerade etwas sehr unjapanisches gemacht haben, wie auf einem Bahnsteig gegen die Kälte anzuhopsen. Dann ist Gaijin die Universalausrede.)

Der Gaijin-Rabatt erlaubte uns jedenfalls den Flug ins Warme. Sieben deutschsprechende Menschen, davon zwei über 1,90 groß - fir Leute hatten ordentlich was zum Gucken. Untergebracht waren wir in einem air-bnb-Zimmer. Da vermieten Leute im Internet halb-privat ihren Wohnraum. Glaube ich, so richtig habe ich das Konzept noch nicht durchschaut.
Die 30 Quadratmeter des Zimmers waren für sieben Menschen gar nicht so viel, aber wir kamen ziemlich gut miteinander aus.

Die Hauptstadt Okinawas heißt Naha und wirkt ziemlich großstädtisch, auch wenn dort eigentlich nur um die 300 000 Menschen wohnen. Wir waren anfangs viel zu Fuß unterwegs oder mit der ober-coolen (im wahrsten Sinne des Wortes) Monorail-Bahn, mit Hilfe deren man den Oki-llorkisen sehr gut ins Fenster schauen konnte Die letzten zwei Tage liehen wir uns zwei Autos und brausten über die Insel.

Und oh, es gab so viel zu sehen. Die traditionelle Architektur, gemixt mit einer Bausweise, die mich ein bisschen an die Kanaren erinnerte. Parks, Südsee-Pflanzen, Friedhöfe, Denk- und Mahnmale, die Burg und der Garten der ehemaligen königlichen Familie, ein Aquarium (wovon ich zugegebenermaßen blau machte, weil das Wetter draußen so schön war), Meer, Strände, das American Village (eine ziemlich kitschige Einkaufsmeile, die unter anderen den auf Okinawa stationierten US-amerikanischen Soldat*innen gewidmet ist [oh wartet, doch kein Stern. Die US-Regierung mag ja keine Transgender-Menschen.]). Und was man auch meistens sehen konnte, waren sieben glücklich vor sich hinkauende Gaijins, das Essen war meist sehr gut. Sushi. Fleisch zum Selbstgrillen. Burger. Herrlich reife Ananas. Uns ging es wirklich gut.

Silvester ist in Japan weniger ausgelassen und besonnener, als wir das so kennen. Kein Feuerwerk. Man isst zusammen und spät abends gehen dann alle zum Tempel, werfen eine goldene Fünf-Yen-Münze in den Schrein, beten, trinken ein Schälchen Sake und ziehen anschließend einen Zettel, auf dem ihr los für das neue Jahr geweissagt wird. Fällt die Weissagung schlecht aus, knotet man den Zettel an den Eingang des Tempels, damit das Pech weggebetet werden kann. Bestimmt gibt es auch viele andere Tradition, aber das war das Silvester, wie wir es erlebten: um Mitternacht mit einem Glas Sekt in der Hand, der ganze Himmel schwarz, das Hupen großer Schiffe im Hafen und die Glocken der Tempel über der Stadt. Später dann zum Tempel. Seltsames Silvester. Schönes Silvester.

Und dann ging es zurück nach Niigata, wo ich die restliche Woche meines Japanaufenthalts damit zubrachte, Lauras Nähe aufzusaugen und zu genießen wie gutes Schoko-Minz-Eis. Natürlich war meine Zeit in Japan viel zu kurz. Aber oh!, sie war auch wunderwunderschön.